Lamarchos
um; eine unwirtliche Steinwüste umgab sie, Staubteufel wirbelten um windgequälte, zu nadelspitzen Türmen oder klumpigen Stümpfen gemeißelte Steine. „Auf der Herfahrt brauchten wir einen halben Tag, dies hier zu durchqueren.” Ein heiseres Wehklagen war in den Wind gewoben, gleich darauf gefolgt von einem zweiten. Sie schüttelte sich. „Felsenkatzen.”
„Sie sind noch genügend weit entfernt. Glaubst du, sie greifen uns an?” Stavver wickelte die Zügelenden fest um seine Hände, um die nervös tänzelnden Pferde auf der gefurchten Straße zu halten.
„Ich weiß nicht. Überall, wo wir sie hören können, sind sie zu nahe.” Sie schloß die Augen und tastete sich in die ungebärdigen Pferde und beruhigte sie, damit Stavver sie ausrichten und in gleichmäßigem Trab halten konnte; Aleytys unterdrückte den Zwang, sie den Weg entlang und so schnell wie möglich aus dieser Steinwüste hinausrennen zu lassen. Und sie damit zu töten.
Eine Braue zuckte in sardonischer Würdigung hoch und wieder herunter; Stavver entspannte sich weit genug, um seine Blicke von dem Gespann zu nehmen. „Wieder normal?”
„Nein.” Sie schloß die Augen, bedeckte sie mit den Händen, wobei sie ihre Handwurzeln niederdrückte, bis rotes Licht über die Innenseiten ihrer Lider flackerte.
Die Felskatzen heulten wieder. „Kannst du mit einem Rudel dieser Biester fertig werden?”
„Ich weiß es nicht.” Sie zog die Hände über ihr wundes, verschwollenes Gesicht herunter.
„Danke.”
„Wofür?” Die Pferde zuckten immer wieder zusammen, die Lauscher schnellten in unbehaglichem Rhythmus hin und her, die Schweife peitschten, die Gangart war ungleichmäßig, die Mäuler zerrten nervös an den Beißstücken. „Beruhige sie wieder, ja?”
Aleytys nickte. Als das Gespann wieder gemächlich dahintrottete, sagte sie: „Daß du mir aus der Gedankenfalle herausgeholfen hast. Sie haben sie aufgestellt, und ich bin geradewegs hineingefallen.” Sie seufzte, fegte ein paar verirrte Fliegen von ihrem Gesicht und sah zu, wie sie in dem allgegenwärtig um den knarrenden, rumpelnden Wohnwagen herumwirbelnden Staub davonschwirrten. Nach einer kleinen Weile fuhr sie fort: „Ich habe sie meine Angst und mein Elend dazu benutzen lassen, mich kleinzukriegen.
Miks …”
Seine Blicke huschten über die bizarren Felsformationen, die ausreichend Möglichkeiten für einen Hinterhalt boten, um ihn besorgt in Alarmbereitschaft zu halten. Er blickte kurz zu ihr hin.
„Was ist los?”
„Du wolltest wissen, ob meine Beziehung zu diesen Lamarchanern dieses Elend wert war. Was ist mit dir?” Sie ließ die Decke hinuntergleiten und legte ihre Hände flach auf die Schenkel. „Wenn du mich vom Wagen werfen würdest, wärst du eine Menge Schwierigkeiten los.”
„Führe mich nicht in Versuchung.” Dann lachte er, und in seiner Stimme war ein seltsamer, bitterer Klang, der sie so erschreckte, daß sie ihn mit großen Augen anstarrte. „Wenn das so leicht wäre. .
.” Mit schnellen, nervösen Fingern nahm er den Lappen auf und wischte sich Schmutz und Schweiß vom Gesicht, dann steckte er den Lappen unter sein Bein zurück. „Aleytys.” Seine Stimme verweilte bei ihrem Namen. „Aleytys. Du würdest mich nicht zur Ruhe kommen lassen.”
„Ich?” Sie runzelte die Stirn. „Du hast mir schon früher solche Dinge zugeflüstert.”
„Zweifellos.”
„Bin ich so faszinierend? Hah! Ich bin nicht dumm, Miks.”
Er war eine Weile still, brütete über den tänzelnden Rümpfen der Pferde, wobei er seine nervöse Aufmerksamkeit für die Landschaft vergaß, bis erneut das Jaulen einer Felskatze laut wurde und um die Felsentürme wimmernde Antworten heranwehten. Er fuhr aufrecht hoch. „Sie kommen näher. Kein Zweifel.”
Aleytys zog an einer Haarsträhne und starrte voller Unbehagen auf die staubumnebelten Felsen. „Die Lakoe-heai”, flüsterte sie. Sie wischte über ihr Gesicht.
„Nun?”
„Ich weiß nicht. Vielleicht springen sie uns noch in der Steinwüste an, vielleicht warten sie, bis wir lagern. Was hast du damit gemeint, ich würde dich nicht zur Ruhe kommen lassen?”
„Du weißt nicht, daß du das bereits tust.” Ein heißer Stoß sandgeschwängerter Luft fauchte um einen Felsenklotz herum und prasselte in ihre Gesichter. Stavver spuckte aus und rieb mit dem Stoffetzen über sein Gesicht. „Ein weiteres Talent, Frau. Wenn du einen Mann brauchst, streckst du deine Hand aus und bindest ihn an dich.”
Aleytys
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