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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wir angehalten?” Wieder schlug sie nach den Fliegen. „Fahr weiter.
    Maissa. Wir müssen sie einholen.”
    „Aleytys!” Er schüttelte sie, sein Gesicht war zorngerötet, aber dann ließ er seine Hände hilflos fallen, unfähig, an dem halb wahnsinnigen Funkeln ihrer Augen vorbeizureden. „Du könntest dich wenigstens ein bißchen besser schützen”, murmelte er. Er kletterte ins Innere des Wohnwagens. Die Schublade, in der Sharl geschlafen hatte, stand noch immer offen; Staub sammelte sich zwischen den Falten des Flanell-Stoffes. Mit einem gemurmelten Fluch stieß er die Schublade zu und nahm die Decke.
    Er mied es, in ihre funkelnden Augen zu blicken, und legte ihr die Decke über die Schultern. „Wickle dich darin ein. Vielleicht hilft es.”
    Sie nickte teilnahmslos. „Miks …”
    „Geduld, Spitzmaus.” Er löste die Klinke der Reibungsbremse und klatschte die Zügel über die Pferderücken. Mit behäbiger Langsamkeit schmiegte Aleytys die Decke um sich herum, dann saß sie wieder da und wischte nach den nichtexistierenden Fliegen, während sie mit verzweifelter Pein auf die vor ihnen liegende Straße starrte.
    „Lee!” Stavvers Ruf ließ sie sich langsam zu ihm umdrehen. „Ich dachte, du könntest das unter Kontrolle halten!”
    Sie wandte sich ab.
    „Aleytys.” Er blickte gereizt auf die schwerfällig gehenden Pferde, wandte sich dann wieder ihr zu. „Du willst deinen Sohn zurückhaben?”
    Sie keuchte und kauerte sich unter der Decke zusammen.
    „Wenn du durchdrehst, Frau”, fuhr er fort, seine Stimme schneidend vor Härte. „Wenn du durchdrehst, dann wirst du ihn nie zurückbekommen. Meinst du etwa, ich würde meine Zeit damit verschwenden, einem Kind nachzujagen, das überhaupt nicht von mir ist?” Er klemmte die Zügel unter seinem Bein fest und ergriff ihr Kinn, zwang ihren Kopf herum. Er sprach mit übertriebener Eindringlichkeit und sagte: „Es liegt an dir, Aleytys. An dir.”
    Sie seufzte und schien in sich selbst zusammenzufallen. „Ich…”
    Blinzelnd und bebend, den Kopf geneigt, seufzte sie wieder. „Bitte, Miks, laß mich in Ruhe. Ich halte mich … halte mich mit meinen Fingernägeln fest.”
    Er setzte sich wieder auf dem Sitz zurecht und nahm die Zügel auf.
    „Ich hätte nie erwartet, meine Hexe einmal so außer Fassung zu sehen wie jetzt.”
    „War ich so arrogant?” In ihrer Kehle entstand ein kleiner unglücklicher Laut. Der Wind zerzauste ihr Haar und schien etwas von dem Nebel aus ihrem Kopf zu blasen. „Mir fällt ein, wie ich damit herumgeprahlt habe, welche Wunder an Ausdauer ich voll bracht habe.” Sie lehnte sich zurück, schaffte es, sich ein bißchen zu entspannen; das Gespann bewegte sich gleichmäßig voran. Schritt für Schritt legten die Pferde die Kilometer zurück. „Habe ich dir davon erzählt? Ich sollte Karkys verfluchen.”
    „Das hast du mir gesagt.” Er knurrte vor Empörung.
    „Ich habe dir gesagt… Nein, diesem Karsk…” Sie schüttelt den Kopf. „Ahai, ich falle wie nasses Papier auseinander.”
    „Ich sehe noch immer nicht ein, weshalb du solch ein Aufhebens um eine derartig dumme Sache machst. Warum verfluchst du den Ort nicht einfach? Du glaubst doch nicht wirklich, daß dies etwas anderes als abergläubischer Unsinn ist?” Er fingerte lustlos an den Zügeln herum und blickte zum eindrucksvollen Himmel hinauf. „Selbst wenn es kein Unsinn wäre … Es ist nicht dein Volk.”
    Sie riß ihre Blicke lange genug von der Straße los, um sein kühles, zynisches Gesicht zu betrachten, nadelspitzer Schmerz stach in ihr Herz. „Es sind Menschen, Miks. Menschen. Ich habe Freunde unter ihnen gefunden.”
    „Und? Sind sie diese Qualen wert?”
    Sie hörte die Härte in seiner Stimme und schüttelte sich. Dies war eine Seite Stavvers, die sie lieber nicht sah. „Ich glaube, sie sind diese schlimme Zeit wert.” Mit zitternder Hand rieb sie über ihr Gesicht.
    „Es scheinen nicht mehr so viele Fliegen da zu sein.”
    „Vielleicht langweilen sich diese verdammten Elementarkräfte mittlerweile”, platzte er boshaft heraus, so daß die Emotion in seiner Stimme sie beide verblüffte.
    Sie kicherte plötzlich, einen Unterton echter Heiterkeit in der Stimme.
    „Was ist so komisch?”
    „Deine Wortwahl. Ich bezweifle, daß sie darauf vorbereitet waren.”
    „Hunh!” Er lächelte angespannt, widerwillig.
    „Gut!”
    „Gut?”
    „Denk darüber nach.”
    Aleytys lachte, dann ließ sie die Laute sich unsicher verlieren. Sie sah sich

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