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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Ungeduld ausstrahlte. „Sie ernannten einen Baumstamm zu ihrem König, denn er war das Größte und Robusteste in ihrer Umgebung. Aber dann wurden sie unzufrieden, weil ihr König immerzu nur herumlag und nichts tat. So beschlossen sie, sich einen anderen König zu suchen. Ein Storch kam vorbei und beeindruckte sie mit seiner Anmut und Schönheit. Dieser König war wirklich attraktiver. Bis zum Ende der Woche hatte er sie alle gefressen, denn Frösche sind auf der Speisekarte der Störche das Hauptgericht.”
    Sie lächelte wieder. „Das ist meine Geschichte, Sho Karsk. Dies ist mein Grund, mich zu weigern, Euch und Euer Volk von Lamarchos zu verbannen.”
    „Hm.” Er preßte die Fingerspitzen seiner beiden Hände zusammen.
    „Eine bewunderswerte Logik, Madam. Wenn du die Dinge so klar sehen kannst, weshalb sind deine Schutzherren so beschränkt? Können sie nicht selbst auf solche Dinge kommen?”
    „Wer sagt, daß sie denken?” Sie zuckte mit den Schultern. „Sie SIND. Sie HANDELN. Sie SPRECHEN zu mir. Wer weiß, wie ihre Gedanken gehen oder überhaupt: ob sie Gedanken haben?”
    Der Karsk schüttelte ungeduldig den Kopf. „Und du weigerst dich zu tun, was sie verlangen.”
    „Wie ich es sagte.” Sie rutschte unruhig auf dem Stuhl umher. „Ich muß meinem Sohn folgen. Bitte, laßt mich gehen.”
    „Wenn dich deine Schutzherren bestrafen - das hast du selbst gesagt -, wie kannst du dann erwarten, ihn zurückzubekommen?”
    „Ich diene ihnen, aber ich bin keine Sklavin. Ich habe eigene Macht. Ich WERDE meinen Sohn zurückbekommen.”
    Der Karsk klopfte seine Fingerspitzen gegeneinander. Erneut wandte er sich an den Psychologen und wechselte die Sprache. „Was meint Ihr?”
    „Sie glaubt an das, was sie sagt.”
    „Deshalb muß es noch lange nicht wahr sein.”
    „Das meinte ich nicht. Wenn Ihr wirklich meine Meinung hören wollt: Je schneller Ihr sie aus der Stadt bekommt, desto besser.”
    Aleytys beugte sich vor, um die Aufmerksamkeit des Vernehmers auf sich zu lenken. Er sah sie an, seine Finger trommelten ungeduldig auf die polierte Schreibtischplatte. „Was ist?”
    „Ein Vorschlag. Ihr müßt euren Frieden mit den Lakoe-heai machen. Ich werde den Körper des Sprechers neben der Mauer, unter der der Fluß hindurchfließt, begraben. Errichtet einen kleinen Schrein über jener Stelle, und gebt aus der Poaku-Ausbeute eines jeden Jahres einen zu Ehren der Lakoe-heai. Wenn ihr ihren Ehre erweist, so beschwichtigt ihr vielleicht ihren Zorn. Ich weiß es nicht. Beauftragt einen Baumeister von Lamarchos, den Schrein zu bauen.” Sie gluckste. „Denn ihr Karkiskya baut die häßlichsten Gebäude, die ich je gesehen habe.”
    „Wir werden es in Erwägung ziehen.”
    „So. Laßt mich gehen. Und meinen Diener mit mir.”
    „Deinen Diener?”
    „Draußen. Keon.”
    „Nimm dies.” Er zog ein Blatt ledrigen Papiers aus einer Schublade neben seinem Knie und kritzelte eine Reihe von Symbolzeichen darauf. „Es ist eine Erlaubnis, die Stadt zu verlassen. Die Wächter werden euch passieren lassen, wenn ihr dies vorzeigt.”
    Sie nahm das Papier. „Ich werde die Stelle kennzeichnen, an der der Sprecher begraben liegt. Laßt mich Euch einen letzten Rat geben.
    Beginnt so bald wie möglich mit dem Bau des Schreins. Es ist ein ziemlich kleiner Preis für das Überleben.”
    TEIL III
I
    1
    Fliegen krabbelten über ihre Brüste, umschwirrten ihren Kopf.
    Summten. Eine hartnäckige, aufreizende Belästigung. Sie wollte schreien. Sie konnte nicht schreien. Die Fliegen wären in ihren Mund und ihre Kehle hinunter gekrabbelt.
    Sie stachen. Sie krochen über Brüste und ihr Gesicht, und sie bissen.
    Sie wischte und wischte an sich herum, strich Hände voll krabbelndem, wimmelndem Schwarz ab, schüttelte sich, als sie das klebrige, prickelnde Knistern ihrer Beine hörte, das endlose, unerträgliche Prickeln, das sich ziellos über nackte Haut bewegte.
    Stavver zog die Zügel an, rammte die Bremse hinein, hielt den Wohnwagen an. „Leyta. Du kannst nicht…” Mit einem zerfetzten Lappen schlug er nach ihr, vertrieb die Fliegen für einen Augenblick, dann schaute er hilflos auf ihr mit Pusteln übersätes, verzerrtes Gesicht hinunter. „Was geht mit dir vor?”
    Sie kauerte sich auf dem Sitz zusammen, die Arme über den Brüsten verschränkt, starrte ausdruckslos auf die ruhig stehenden Pferde. Ihr schweifzuckender, lendenlahmer Mangel an Fortbewegung zuckte durch den Dunst, der um ihr Gehirn lag. „Warum haben

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