Lamento
ihre Spitzen den Bühnenscheinwerfern zu.
»Nein.« Ich streckte die Hand nach Luke aus, der wortlos neben mich trat und seine Finger fest mit meinen verschränkte. Gott, seine Hände waren so kalt. Als wäre er bereits tot. »Nein danke. Ich will die
Daoine Sidhe
sehen.«
Abrupt zog sich der prächtige Abend in die Königin zurück. Wut breitete sich in heißen Wogen um sie aus, doch sie konnte es mir nicht verwehren – wir waren zwei gleichwertige Figuren, die einander auf dem Schachbrett umkreisten. Sie wandte sich Eleanor zu. »Hol Luke Dillons Seele.«
Einundzwanzig
Der Parkplatz war voller Feen jeder denkbaren Art und Größe. Freudenfeuer flackerten in den Nachthimmel empor und sandten den Sternen wirbelnde Funken zu. Ich sah Feen in Gestalt von Vögeln, deren riesige Schnäbel einen Meter weit nach vorn ragten, und Feen von atemberaubender Schönheit. Musik drang aus jeder Ecke, und alle tanzten, drehten sich im Kreis und sangen.
Wir standen vor der offenen Ausgangstür der Aula. Ich spürte Luke dicht neben mir, dessen Blick über die versammelten Feen schweifte. Die Königin stand ein wenig abseits und wirkte auf dem schmutzigen Asphalt völlig deplaziert, dafür jedoch umso beeindruckender.
Tom der Reimer löste sich mit hüpfenden Locken aus der Menge und blieb vor der Königin stehen.
»Eine gute Mittsommernacht, Mylady.« Seine Stimme klang beflissen, wenn nicht gar aufrichtig.
»Geh mir aus den Augen, Reimer. Du hast deine Seite gewählt.«Beiläufig hob die Königin die Hand, ohne den Blick von der Menge abzuwenden, worauf Tom mir vor die Füße fiel. »Mit dir und deiner schwatzhaften Zunge befasse ich mich später.«
Luke streckte die Hand aus. Tom ergriff sie und zog sich daran hoch. Sein Blick begegnete meinem, doch er sagte nichts, sondern stellte sich ein Stück hinter mich.
Verdammt, ich glaube, mir wächst allmählich ein Gefolge.
»Ich sehe die
Daoine Sidhe
nicht«, sagte die Königin zu mir. »Ich nehme an, sie haben dich vergessen.«
Vielleicht hatten sie das. Ich wusste nicht, wie mein nächster Zug aussehen sollte.
»Nicht so hastig«, flüsterte eine zarte Stimme, singend und beschwörend zugleich. Eleanor riss die Augen auf, als Una lautlos hinter ihr hervorglitt.
»Kein Grund, so schockiert dreinzuschauen«, sagte Una. »Es war doch nur ein kleiner Kniff.«
»Komm mir nicht zu nahe«, warnte die Königin und hob eine Hand. »Sonst breche ich dich entzwei.«
»Komm her!« Brendans Stimme drückte die Besorgnis aus, von der auf Unas Miene nichts zu erkennen war. Er wirkte beinahe so majestätisch wie die Königin. Auf einem mit Glöck-chen behangenen Grauschimmel bahnte er sich einen Weg durch die feiernden Feen. Schellen an den Hufen des Pferdes klimperten bei jedem Schritt, Glöckchen an Zaumzeug und Zügeln bimmelten, als das Tier vor einem Ring tanzender Feen scheute. Hinter ihm drängte sich ein halbes Dutzend weiterer Pferde durch die Menge, ausnahmslos Apfelschimmel, deren Fell die Farben um sie herum reflektierten. Die vielen Glöck-chen hätten eine fürchterliche Kakophonie erzeugen sollen, doch stattdessen fanden sie sich zu feinen Akkorden und einer berauschenden Melodie zusammen. Trotz allem stockte mir der Atem vor freudigem Staunen.
Una wirbelte zu Brendan hinüber, der stehen geblieben war, und rüttelte an den Zügeln seines Pferdes, um die Glöckchen wieder zu hören. »Habe ich dir nicht
gesagt
, dass es diese Tür ist? Stehst du jetzt nicht dumm da?« Sie zeigte auf die Königin und Eleanor, die mit einem verhüllten Käfig in der Hand hinter ihrer Herrin stand. »Seht den Pfau und seine Hüterin.«
Ich war nicht sicher, ob die Königin oder Eleanor der Pfau sein sollte, doch keine von beiden wirkte sonderlich erfreut über den Vergleich. »Sprecht endlich«, knurrte die Königin. »Da ihr schon hier seid.«
Luke verneigte sich vor Brendan, so tief es ging, ohne meine Hand loszulassen. »Gute Mittsommernacht, Brendan. Bitte beeilt euch. Wir haben nicht viel Zeit.«
Brendan nickte und warf den anderen
Daoine Sidhe
einen Blick zu, worauf diese ihre Pferde vorwärtstreten ließen, bis sie in einer Reihe nebeneinander standen, alle sieben Schulter an Schulter, so dass die nackten Füße eines Feenreiters die seines Nachbarn berührten.
»Deirdre«, sagte Brendan. »Du hast heute Nacht den
tarbh uisge
, einen der Unseren, gerettet, und das bindet uns.« Er sang:
»Der Vogel fliegt über das Feld
Frisst Samen von dem Wiesengras
Der
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