Lamento
das wollte, was ich für ihn auszuhandeln versuchte. Vielleicht würde es für ihn nur bedeuten, dass er ein Gefängnis gegen das nächste eintauschte. Dann schaute er von Brendan zu Una. »Darf ich bei euch bleiben?«
Brendan sah ihn stirnrunzelnd an. Als er endlich sprach, schien er seine Worte sehr sorgfältig zu wählen. »Du warst so lange vom Eisen umgeben.«
»O ja«, stimmte Una zu, während Luke wie erstarrt neben mir stand.
Brendans Miene verdüsterte sich noch mehr. Langsam breitete sich ein angewiderter Ausdruck über sein Gesicht, bei dessen Anblick sich mir der Magen umdrehte. »Du stinkst danach. Nach widerlichem Eisen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir …«
Una kicherte, und Brendan stieß sie mit dem Ellbogen an. Er wandte sich wieder Luke zu. »Ich glaube nicht, dass das möglich sein wird. Es tut mir leid.«
Luke öffnete den Mund, doch in diesem Moment begann Una zu lachen, ein wunderschönes, albernes Lachen. Sie wurde so davon geschüttelt, dass sie in die Knie ging und sich mit der Hand auf dem Boden abstützen musste. »Brendan, mein Liebster, Luke Dillon
glaubt
dir«, japste sie schließlich.
Luke schnitt Una eine Grimasse und blickte wieder zu Brendan auf. »Machst du dich über mich lustig?«
Der Abscheu auf Brendans Gesicht wich einem ungezwungenen Lächeln. »Du und deine Flöte braucht nicht erst zu fragen, ob ihr zu uns gehört, Luke Dillon. Es wäre uns eine Ehre. Du bist viel mehr Fee als Mensch.«
Una rümpfte die Nase. »Aber viel leichtgläubiger.«
Luke gab einen leisen Laut von sich, der Traurigkeit oder Dankbarkeit hätte ausdrücken können – ich wusste es nicht.
Das war so unfair. Nach allem, was wir getan hatten, nach allem, was geschehen war, hätte ich es verdient, mit ihm zusammenbleiben zu dürfen. Aber es gab keinen fairen Weg.
»Tu es«, sagte Una. »Hör auf, Trübsal zu blasen. Dir bleibt noch die restliche Mittsommernacht mit ihm. Wir sind so lange hier wie die Musik.«
Ich wandte mich von James ab und ging zu dem Käfig. Luke küsste mich auf die Wange, die Stirn, den Mund. »Ich danke dir dafür, dass es so viel bedeutet hat«, flüsterte er.
Eleanor trat mit ihrer blutigen Krone zu uns und zückte ihren langen, weißen Dolch.
»Wahrlich«, sagte sie ehrfürchtig, »dies war ein wunder-bares Spiel.« Sie reichte mir den Dolch. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass ich damit den Käfig öffnen sollte.
Eilig fuhr ich mit der Klinge über die Oberseite des Käfigs. Die gebogenen Gitterstäbe schnellten nach außen, während die Taube am Boden verängstigt mit den Flügeln schlug. Durch die hauchzarte Haut konnte ich ihr Herz pochen sehen.
»Psst«, flüsterte ich. Ich griff hinein und schob behutsam ihre Flügel an den Körper. Sie war unvorstellbar leicht, so dass ich fürchtete, sie könnte sich in meinen Händen auflösen, wenn ich sie zu fest hielt. Ich schaute zu Luke hoch. Sein Blick war fest auf meine Augen geheftet.
Die Seele in meinen Händen strebte zu Luke, und ich ließ sie meine Finger zu seiner Brust führen. Ich stellte mir den Luke von früher vor, jung und lebhaft und fröhlich grinsend, und dachte an alles, was wir hätten haben können. Ich wollte etwas wie »Leb wohl« sagen, aber was gab es letztendlich schon zu sagen, das wir einander nicht schon die ganze Zeit über gesagt hatten? Ich ließ seine Seele in ihn hineinflattern.
Luke schnappte nach Luft und blinzelte, und als er die Augen wieder aufschlug, war er lebendig. So lebendig mit seinen strahlenden Augen und dem unbeschwerten Gesicht – und mir wurde klar, dass ich diesen Luke gar nicht kannte. Er grinste mich an, dieses fremde, junge, wilde Wesen, und küsste mich stürmisch.
Una trat zu uns und legte Luke eine Hand auf die Schulter.»Du bist jetzt einer von uns. Durch Musik bist du gebunden. Die Musik besitzt dich. Die Musik ist dein Leben.«
Luke sah mich an. »Heute Nacht bin ich so lange hier wie die Musik, hübsches Mädchen. Hol deine Harfe.«
Danksagung
Ohne die Hilfe einiger Leute wäre dieser Roman niemals entstanden: Mein großzügiger und hinreißender Lektor Andrew glaubte schon an dieses Buch, als es noch ein hässliches Entlein war. Naish ließ alles stehen und liegen, um mir unermüdlich beim Überarbeiten zu helfen, und korrigierte Grammatikfehler, die selbst betrunkenen Affen nicht unterlaufen wären. Meine Schwester Kate hielt diese Geschichte mit ihrer Begeisterung für Luke und Deirdre lebendig und kicherte
Weitere Kostenlose Bücher