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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Miene war düster, aber sie widersprach Eleanor nicht. »Die
Sidhe
sind zu schwach, um hier zu erscheinen, ohne dass jemand sie gerufen hätte, selbst in dieser Nacht. Wer hat sie herbeigerufen? Das ist verboten.
Wer hat sie gerufen?
«
    »Ich.«
    Ein Schauer überlief mich. Mein Körper sagte mir, wer gesprochen hatte, noch ehe ich mich umdrehen konnte.
    »Luke Dillon!« War mir die Miene der Königin zuvor finster erschienen, dann war sie jetzt schrecklich anzuschauen.
    Eleanor trat beiseite, um Luke Platz zu machen. Sein Blick richtete sich auf mich, und Schmerz stand in seinen Augen. Ich konnte nicht aufhören, ihn anzustarren – sein Haar, das unter den Bühnenscheinwerfern leuchtend hell wirkte, sein blasses Gesicht über dem schwarzen T-Shirt, die gestrafften Schultern, aber auch den geschlagenen Blick.
    »Luke Dillon«, wiederholte die Königin. »Es ist verboten, die
Daoine Sidhe
zu rufen. Willst du deine Seele in der Hölle sehen?«
    »Es ist vorbei«, sagte Luke und ließ seinen Dolch zu Boden fallen, der mit unüberhörbarer Endgültigkeit auf den glänzendenBrettern klapperte. »Ich habe es satt, Eure Befehle zu befolgen. Tut mit mir, was Ihr wollt, aber ich bin fertig mit Euch.«
    Die Königin glühte vor Zorn. Ich sah die untergehende Sonne in ihren Augen. »Galloglass, du hast so viel zu verlieren. Wie kannst du es wagen, dich mir zu widersetzen?«
    Luke sprach zu ihr, sah mich aber dabei an.
»Ta mo chroi istigh inti.«
    »Wie kannst du sie lieben?«, kreischte die Königin. »Sie ist
nichts

    Lukes helle Augen sogen mich in sich auf und sagten zugleich
Es tut mir leid, mehr kann ich nicht tun
. Und in diesem Augenblick fiel es mir ein.
Verdammt, was war ich nur für eine Idiotin!
    »Ich bin nicht nichts.« Ich stand auf. »Ich bin nicht nichts, Deirdre O’Brien.«
    Die Königin wandte mir ihr makelloses Antlitz zu und starrte mich fassungslos an.
    »Das ist Euer Name, nicht wahr?« Ich tat einen Schritt auf sie zu. Ich brauchte ihre Antwort nicht abzuwarten; ich spürte, dass es stimmte. Ich spürte die Macht, die mit dem Namen einherging. Macht über sie. Zusammen mit der tosenden Dunkelheit dort draußen gab er mir das Gefühl, unbesiegbar zu sein. Ich
wusste
, dass ich stärker war als sie. Die Sonne war längst untergegangen.
    Ich sah in ihre uralten Schlangenaugen und entdeckte dabei eine von Lukes Erinnerungen in meinem Geist. Dieser Luke, Hunderte von Jahren jünger, aber mit demselben Gesicht, stand in seltsamer Kleidung vor der Königin. Auch die Königin sah unverändert aus, und ihre Augen waren so uralt wie heute.
    »Ich werde Euch niemals lieben«, sagte Luke. »Ich will nicht lügen. Ich werde Euch niemals lieben.«
    Die Königin wirkte nicht überrascht. Sie ging einmal um ihn herum, wobei ihr prächtiges Gewand hinter ihr herschleifte und sich an seinem Knöchel verfing. Er stand vollkommen reglos da und wartete stumm auf ihren Zorn. Falls er sich fürchtete, konnte ich es in der Erinnerung nicht fühlen. Die Königin strich mit dem Zeigefinger über seinen Oberarm, über die Stelle, an der nun der goldene Reif saß. Mit kühler, berechnender Miene lächelte sie ihn an. »Du wirst dir noch wünschen, du hättest gelogen.«
    Lodernder Zorn holte mich in die Gegenwart zurück. Ich konnte ihr weh tun. Ich konnte mich bewusst an jede Grausamkeit erinnern, die sie Luke jemals angetan hatte, und ich konnte die Dunkelheit benutzen, um sie vollständig zu vernichten.
    Genau das wollte ich. Ich wollte sie zertreten und zusehen, wie sie starb.
    Als hätte die Königin meine Gedanken gelesen – vielleicht konnte sie das ja tatsächlich –, stieß sie verächtlich hervor: »Du bist noch längst nicht stark genug, um die Feen zu beherrschen. Du bist schwach, solange es nicht ganz dunkel ist. Aber wir brauchen nicht gegeneinander zu kämpfen … Ich kann dich unterweisen. Ich kann dir zeigen, wie du die Dunkelheit findest, die sich in Zimmerecken versteckt. Wie du dir die Nacht nutzbar machst, die unter den dicht verwobenen Zweigen eines Baums gefangen ist. Wie du die Dunkelheit aufspürst, die stets in dir ist. Ich kann dich zu mehr machen, als du jetzt bist.«
    Während sie sprach, sah ich, wie sich in ihren Augen der Abend entfaltete, die Sommerblüten auf ihrer Haut, die stets blühten, sie aber nie verzehrten, so wie Aodhan. Ihr Haar fiel in Strömen lachender Wasserfälle hinab, ohne je die Bühne zu erreichen. Ihre Finger streckten sich nach mir, und Ranken und Wurzeln strebten durch

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