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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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zu viele Gedanken darüber, dass ich den verdammten Hauptpreis gewonnen hatte. Gedanken an Luke. An Thornking-Ash. Vor allem aber an Luke. Doch das erzählte ich James natürlich nicht.
    »Du hast Geburtstag. Heute! Heute feiern wir den Tag, an dem du den ersten Schrei von dir gegeben hast.«
    »Mein Geburtstag war
gestern
«, korrigierte ich ihn und stand auf. Ich zog ein T-Shirt aus der Schublade, klemmte mir das Telefon zwischen Ohr und Schulter und griff nach einer Jeans. »Ich werde alt.« Ich suchte die Hose, die ich gestern getragen hatte, nach Geld ab, ehe sie in die Wäsche kam, und stieß stattdessen auf das vierblättrige Kleeblatt, das an meinem Handy geklebt hatte.
Glücksbringer.
    »Gestern warst du zu beschäftigt. Ich erkläre den heutigen Tag zu deinem Geburtstag. Daran kannst du mich nicht hindern.«
    »Na schön. Heute ist mein Geburtstag. Willst du vielleicht eine große Sache daraus machen oder was?«
    »Nein, das hat deine Mom schon getan. In ihrer gewohnten Überschwenglichkeit hat sie mich und meine Eltern für heute Abend zum Essen plus Geburtstagskuchen eingeladen. Normalerweise würde ich mich jetzt bitterlich darüber beschweren, dass deine Mutter einfach über dein Leben bestimmt und du dich nicht dagegen wehrst. Aber da ich ihr Essen sehr mag, werde ich es mir verkneifen.«
    Ich verzog das Gesicht. Typisch Mom, einen Kindergeburtstag für mich auszurichten. Offenbar war ihr die Erinnerungsnotiz entgangen, dass ich jetzt offiziell erwachsen war. Oder die Notiz, in der stand, dass man den Geburtstag eines Teenagers nicht wie ein Catering-Event organisierte. Aber wenn ich es mir genau überlege, hatte sie wohl die meisten nicht bekommen.
    »Wow, herzlichen Dank, Mom«, bemerkte ich.
    »Du kannst ja sagen, dass du ganz zwanglos mit mir feiern möchtest«, schlug James vor. »Du bist das Geburtstagskind. Also brauchst du nur mit den Fingern zu schnippen. Lass es geschehen.«
    Ha. Lass es geschehen.
Das erinnerte mich daran, was Luke gestern Abend gesagt hatte.
Weißt du, dass manche Menschen einfach alles tun können? Wenn sie etwas wollen, lassen sie es geschehen.
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte ich geistesabwesend. Ich legte das Kleeblatt auf meinen Nachttisch und betrachtete es. »Aber du magst doch ihr Essen.« Ich legte die hohle Hand an die Nachttischkante, nur wenige Zentimeter von dem Kleeblatt entfernt.
    James stöhnte. »Ja, das macht mich so scharf, Baby.«
    Manche Menschen können einfach alles. Komm her, Kleeblatt.
    Das Kleeblatt erbebte wie in einem Luftzug. Dann blähten sich seine Blätter auf wie bei einem Miniaturschiff, und es segelte über den Nachttisch geradewegs in meine Hand.
    Ach du Scheiße.
    »Was ist? Kriege ich nicht mal ein Lachen dafür? Du darfst nie wieder ausschlafen. Ich meine, du bist ja mieser drauf als ein Fettsack in Stöckelschuhen.«
    James’ Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück, und ich registrierte das Rauschen der Klimaanlage – die Ventilatoren waren angesprungen. Der Luftzug der Klimaanlage hatte das Kleeblatt in meine Hand geblasen. Weiter nichts.
    Ich war seltsam erleichtert.
    »Dee?«
    »Was … ja … nein … tut mir leid.« Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung vor dem Fenster wahr. In der Einfahrt hielt ein Auto, das ich nicht kannte. »Tut mir echt leid, James, aber ich bin völlig daneben. Ich glaube, ich brauche erst mal ein Frühstück oder Koffein oder so. Kann ich dich später zurückrufen?«
    »Klar. Ich habe heute Probe, aber nachmittags bin ich da.« Er klang besorgt. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Noch nie hatte ich ihm etwas verheimlicht.
Ach was, du verheimlichst ihm auch jetzt nichts. Es
gibt
nichts zu verheimlichen.
»Mir geht’s gut. Du hast vollkommen recht: Ich bin absolut introvertiert und erschöpft.«
    »Arme Dee.« Seine Stimme klang warmherzig. »Besorg dir etwas zu futtern. Ich bin da, wenn du mich brauchst.« Er legte auf, während ich ans Fenster trat und den Vorhang beiseitezog. Ich fuhr zusammen, als ich sah, dass der Fahrer des Wagens den Kopf aus dem Seitenfenster gesteckt hatte und zu
mir
hochstarrte. Luke. Woher zum Teufel wusste er, wo ich wohne? War das wirklich wichtig?
    Ich wich vom Fenster zurück und zerrte mir das T-Shirt über den Kopf. Eine hektische Suche im Kleiderschrank brachte ein geeigneteres zum Vorschein. Die Jeans behielt ich an. Sie machte einen tollen Hintern. Ich steckte das vierblättrige Kleeblatt wieder in die Tasche und

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