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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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verblüffte mich. Ich konnte mich nicht erinnern, dass mich je irgendwer gefragt hätte, ob mir etwas gefiel. »Ja. Ich arbeite gern hier. Das hört sich dämlich an, aber es macht mir Spaß, alle Eis becher ganz perfekt zu machen. Du weißt schon, die Karamellsauce schön in der Mitte, die Sahne genau richtig geschwungen, die Streusel in der richtigen Reihenfolge drauf, damit sie gut haften …« Sein Gelächter ließ mich verstummen.
»Was?«
    »Du bist also schon ziemlich lange Perfektionistin.«
    »Ach, halt die Klappe«, erwiderte ich verärgert. »Holen wir uns jetzt ein Eis oder nicht?«
    Scheinbar ungerührt stellte er den Motor ab. »Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so schnell hochgeht wie du. Nun, kommt denn, meine frostige Königin.«
    »Ich bin nicht frostig«, protestierte ich, stieg aber trotzdem aus und folgte ihm über den Parkplatz. Der heiße Teer brannte durch die Schuhsohlen an den Füßen. »Aber neugierig bin ich schon.«
    Lukes Miene war undurchschaubar. Er trat auf eine der gemalten Begrenzungslinien und balancierte vorsichtig darauf entlang. Ich folgte seinem Beispiel und setzte meine Schritte sorgfältig wie eine Turnerin – als sei die Linie ein Balken, von dem ich in den Tod stürzen könnte.
    »Was diese Kleeblätter angeht, meine ich«, beharrte ich. »Dass sie Glück bringen sollen. Und andere Dinge, hast du gesagt. Wozu sind sie noch gut?«
    »Zum Pferde füttern?«
    Idiot. Er konnte doch nicht irgendwelche Sachen andeuten und sich dann so zieren. Das war gemein. »Und was
noch?
«
    Seine Stimme klang beiläufig. »Schlangen abschrecken.«
    »Was noch?«
    »Skorpionstiche heilen.«
    »Was noch?«
    »Feen sehen.« Luke sprang von der Markierung auf den Bürgersteig. »Puh. Geschafft.« Er nahm meine Hand und zog mich zu sich hinüber. »Und jetzt hör auf, so schlau zu sein. Wir wollen doch Eis essen.«
    So einfach würde er mir nicht davonkommen. Ich blieb vor der Tür stehen. »Was meinst du mit
schlau?
«
    Er wackelte mit dem Zeigefinger. »Das mag ich so an dir. Du hörst zu. Du beobachtest. So hast du gelernt, alles so gut zumachen, während alle anderen nur andere zu übertönen versuchen. Also, könntest du jetzt bitte aufhören, mir Löcher in den Bauch zu fragen, damit wir ein Eis essen können?«
    Ich gab nach, obwohl mein Herz pochte, als er mich in den eiskalt klimatisierten Raum führte. Nicht normal. Nicht gewöhnlich. Ich wusste, dass ich auf der Stelle die Flucht ergreifen sollte, aber ich hing fest. Hing
fest, fest
, würde Luke sagen.
    Während er die Eistafel betrachtete, sagte ich: »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zu denen gehören würde, die auf böse Jungs stehen.«
    Luke sah mich nicht an, aber er lächelte, das breiteste Lächeln, das ich heute bei ihm gesehen hatte. »Keine Löcher im Bauch mehr, schon vergessen? Was ist denn hier besonders zu empfehlen?«
    Ich hatte oft genug Mahlzeiten durch Eiscreme ersetzt, um wie aus der Pistole geschossen zu antworten: »Schokotraum.«
    Sara Madison, eine dralle Rothaarige, die gelegentlich mit mir arbeitete, stand hinterm Tresen und beäugte Luke mit beträchtlichem Interesse. »Was darf’s denn sein?«
    Höflich bestellte er zwei Mal drei Kugeln Schokotraum in der großen Waffel. Ohne meine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen, machte Sara sich an die Arbeit, wobei sie ihn ununterbrochen anlächelte. Ich lehnte mich an die Theke und tat so, als würde ich mich nicht darüber ärgern. Sie flirtete mit jedem halbwegs attraktiven männlichen Wesen, das den Laden betrat, und Luke war mehr als nur halbwegs attraktiv. Das war kein persönlicher Angriff. Und wenn Luke einen Pfifferling wert war, würde er sich nichts darauf einbilden. Trotzdem konnte ich mir einen verstohlenen Blick nicht verkneifen, um herauszufinden, welche Wirkung die Aufmerksamkeit der vollbusigen Sara auf ihn hatte. Auf seinem Gesicht lag derselbe milde Ausdruck wie immer, während er sechs Dollarnoten abzählte,doch ich sah ganz kurz dieses verschwörerische Lächeln aufblitzen, bevor er dicht neben mich trat.
    »Du hast da etwas an der Schulter.« Vor Saras Augen strich er behutsam von meiner Schulter über meinen nackten Hals bis zum Ohr hinauf. Mein Magen sackte in Tiefen, dass ich glaubte, ihn nie wieder zurückholen zu können.
    »Ich glaube, es ist weg«, sagte er leise, drehte sich zu Sara um und nahm die Eistüten in Empfang. »Das stimmt so. Lass uns draußen essen, Dee.«
    Saras Lächeln war verflogen. Abrupt wandte sie sich ab und

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