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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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würde, hättemir
das
«, fuhr er in seinem ausgeprägten schottischen Akzent fort und wies auf die beinahe unsichtbaren Hunde, die den Ring aus Pilzen umkreisten, »gesagt, wer du bist.«
    Ich wollte nicht dumm erscheinen, indem ich ihn bat, mir zu erklären, was er damit meinte. Vermutlich, dass die Hunde nicht in den Kreis eindringen konnten, möglicherweise spielte er auch darauf an, dass ich von hundert Biestern verfolgt wurde. Das war es wohl.
    »Stimmt es, dass du nicht lügen kannst?«
    »Ja. Aber das würde ich auch behaupten, wenn ich es
doch
könnte.« Er zuckte mit den Schultern und beobachtete meinen Schatten, dessen Rand außerhalb des Rings flackerte, weil unsichtbare Körper darüber hinwegrannten. »Aber natürlich lasse ich dich gern in meinen Kopf schauen, wenn du möchtest.«
    Ein reizvolles Angebot, aber ich wollte nicht riskieren, die Erinnerungen eines gelockten schottischen Propheten zu denen hinzuzufügen, die bereits in meinem Kopf herumschwirrten. »Ich glaube dir auch so. Una – eine von den
Daoine Sidhe
– hat mir geraten, mit dir zu sprechen. Sie hat mir diesen Ort gezeigt.«
    »Die
Daoine Sidhe
sind den Menschen selten Freund.« Thomas wies auf den Ring aus Pilzen. Mein ganzer Körper schmerzte von der Anstrengung, die Hunde draußenzuhalten, und ich erinnerte mich an die Woge von Kraft – die Unbesiegbarkeit –, die mich erfasst hatte, als es mir gelungen war, Bukephalos’ Motor anzulassen. Hätten die Hunde doch nur bei Nacht beschlossen, mich zu jagen.
    »Aber dies war ein guter Ort, um mit meinem Erscheinen zu rechnen«, sagte Thomas, worauf ich mich ihm wieder zuwandte. »Außerdem ist bekannt, dass es zwischen der Königin und mir ein Zerwürfnis gegeben hat. Warum wollte diese Fee wohl, dass du mit mir sprichst, was meinst du?«
    Ich war bestürzt. »Ich hatte gehofft, das wäre offensichtlich.«
    Tom blickte zu mir auf und zupfte gedankenverloren an dem Gras neben seinen Beinen. »Also … was möchtest du wissen?«
    Es gab tausend mögliche Antworten auf diese Frage, aber ich entschied mich für die, die mich am meisten beschäftigte. »Ich möchte wissen, warum sie mich tot sehen will. Hätte sie mich einfach in Ruhe gelassen, hätte ich nie erfahren, wozu ich fähig bin.«
    Tom sah mich verblüfft an. »Du glaubst, sie will dich tot sehen, weil du das da kannst?« Er deutete auf die kaum sichtbaren Pfoten der Hunde, die nun am Rand des Rings buddelten. Meine Kontrolle über den Kreis erlahmte allmählich. »Deine Telekinese ist nur ein Symptom, Kind. Es gibt da draußen eine Menge Leute, die Gegenstände durch die Kraft ihrer Gedanken bewegen oder ein Kornfeld ohne Streichholz in Brand setzen können.«
    Das Wort
Symptom
gefiel mir nicht. Krankheiten hatten Symptome. »Ein Symptom wovon?«
    »Hast du dich nie über den Zufall gewundert, dass du und die Feenkönigin einander so nahe seid? Dass eine ganze Schar Feen plötzlich vor deiner Schwelle steht?«
    Ich kam mir dumm vor. »Ich – äh – dachte wohl, dass es einfach eine Menge Feen gibt.«
    »Sie sind deinetwegen hier. Feen sind nicht wie Menschen. Ihr Reich und ihre Körper sind nicht an einen festen Ort gebunden.«
    Ich ergriff die Chance, ihm zu zeigen, dass ich nicht völlig unwissend war. »Manche von
ihnen
benutzen also die Energie eines Sturms oder eines Menschen, um zu erscheinen.«
    Tom nickte zustimmend, so dass seine Locken hüpften. Ich kämpfte gegen den Drang an, die Hand auszustrecken, eine indie Länge zu ziehen und sie wie eine Feder hochschnellen zu lassen. »Genau. Feen werden von einer bestimmten Art Energie angezogen und kreisen wie Satelliten darum herum. Das Feenreich ist um eine Person zentriert, die Monarchin – für gewöhnlich ein Mensch –, die diese Energie ausstrahlt.«
    Allmählich verstand ich, also führte ich seinen Gedanken zu Ende. »Deshalb tötet sie jeden anderen, der
sie
genauso anzieht wie sie selbst.«
    Er nickte. »Und deine Telekinese ist nur eine Nebenwirkung dieser Energie.«
    »Also ist sie
hier?
Ich meine, ganz in der Nähe? Oder ist sie in Irland? Ich meine, sie ist doch ein Mensch, oder? Also sollte sie nicht von meiner – wie nanntest du das gerade – Energie angezogen werden.«
    »Menschen wie dich nennen
sie
›Kleeaugen‹ … weil auch der Klee Feen anzieht.« Tom schüttelte den Kopf. »Aber, nein, sie wird zu dir hingezogen, wie ich auch. Je mehr Zeit wir im Feenreich verbringen, desto ähnlicher werden wir
ihnen
, und das bedeutet, dass auch wir von

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