LaNague 01 - Der Heiler
näher. »Ich hatte außerdem noch eine Rechnung mit dir zu begleichen, Racso! Ich konnte nicht zulassen, daß du mein Vertrauen und das meines Vaters ungestraft mißbrauchst!« Bei den letzten Worten schlug er mit einem tückischen Hieb auf Dalt ein, der sich duckte, herumwirbelte und zur Seite auswich. Er hatte sein Schwert nicht getragen, als er sein Quartier in der Burg verließ, und demnach hatte er es auch jetzt nicht bei sich. Aber er hatte noch den Dolch.
Anthon lachte beim Anblick der zierlichen Klinge. »Glaubst du, damit kannst du mich aufhalten?«
Wenn du wüßtest! dachte Dalt. Er hatte allerdings nicht vor, den Blaster wirklich einzusetzen. Er konnte Anthon verstehen. Wenn es nur einen Weg gäbe, wie er ihn überwältigen und zur Flucht veranlassen konnte.
Anthon griff jetzt wild an, und Dalt mußte zurückweichen. Dabei stolperte er über einen Stein, und im Fallen streckte er instinktiv die Hand nach einem Halt aus. Was nun folgte, schien sich wie in Zeitlupe abzuspielen. Er fühlte einen beißenden, unerträglichen Schmerz in seinem linken Handgelenk und sah, wie Anthons Schwert hindurchschnitt. Die Hand flog zur Seite, als ob sie ein eigenes Leben besäße, und ein pulsierender, roter Strom spritzte in die Luft. Auch Dalts rechte Hand schien zu eigenem Leben zu erwachen, als sie den Dolch umdrehte, das Griffende auf Anthon richtete und auf den versteckten Knopf drückte.
Ein in der Dunkelheit blendender Energiestrahl traf ihn in die Brust, und lautlos fiel Anthon zu Boden.
Dalt griff nach seinem Unterarm. »Meine Hand!« schrie er vor Schmerz und Entsetzen.
(»Überlaß die Kontrolle mir!«) drängte Part.
»Meine Hand!« war alles, was Dalt sagen konnte.
(»Überlaß die Kontrolle mir!«)
Dalt riß sich zusammen. Er entspannte sich und fand sich plötzlich als Beobachter in seinem eigenen Körper. Seine rechte Hand ließ den Dolch fallen und legte sich fest über den blutenden Armstumpf, wobei Daumen und Zeigefinger sich in das Fleisch des Unterarms gruben und nach Druckpunkten an den Arterien tasteten.
Seine Beine streckten sich, als er aufstand und ruhig zu dem verborgenen Schiff ging. Seine Ellbogen teilten das Gebüsch und drückten auf die Taste, die die Tür zur Außenschleuse öffnete.
(»Ich bin froh, daß du sie gestern nicht verschlossen hast«), meinte Part, als die Tür aufschwang. Im Schiff war ein Verbandskasten für Notfälle wie diesen. Der kleine Finger seiner rechten Hand löste sich von der Druckstelle, ließ den Deckel des Verbandskastens aufschnappen und öffnete dann den Behälter mit dem Stase-Gel. Die rechte Hand lockerte plötzlich ihren Griff, und inmitten des umherspritzenden Bluts wurde der Stumpf seines linken Arms in das Gel geschoben und darin gehalten.
(»Das müßte die Blutung zum Stillstand bringen.«) Das Gel hatte auf Blut, mit dem es in Kontakt kam, eine gerinnende Wirkung. Der Thrombus, der sich dabei bildete, würde fest und zäh die Wunde verschließen.
Als er aufstand, stellte Dalt fest, daß er wieder die Kontrolle über seinen Körper hatte. Er stolperte hinaus, schwach und unsicher.
»Du hast mir das Leben gerettet, Part«, murmelte er schließlich. »Als ich den Stumpf sah, aus dem das Blut hervorspritzte, war ich wie erstarrt.«
(»Ich habe uns das Leben gerettet, Steve.«)
Er ging hinüber zu Anthon, der auf dem Boden lag, mit einem rauchenden Loch, dort, wo vorher seine Brust gewesen war. »Ich wünschte, ich hätte es vermeiden können. Weißt du, es war im Grunde nicht fair. Er hatte nur das Schwert …« Dalt war noch etwas durcheinander. Er konnte die Ereignisse der letzten Minuten nicht so schnell verarbeiten.
(»Fair! Was heißt schon ›fair‹, wenn jemand versucht, dich umzubringen?«)
Aber Dalt schien nicht zu verstehen. Er begann den Boden abzusuchen. »Meine Hand! Wo ist meine Hand? Wenn wir sie finden, kann sie vielleicht wieder angesetzt werden!«
(»Vergiß es, Steve. Bis wir zurück im Mutterschiff sind, wird die Nekrose in vollem Gange sein.«)
Dalt setzte sich hin. Seine Situation wurde ihm in vollem Ausmaß bewußt. »Was soll’s«, sagte er resignierend. »Sie können heutzutage mit Prothesen wahre Wunder vollbringen.«
(»Prothesen! Wir werden eine neue wachsen lassen!«)
Dalt konnte nicht sofort antworten. »Eine neue Hand?«
(»Natürlich! Du hast noch Unmengen von Mesenchymzellen überall in deinem Körper. Ich muß sie nur zum Stumpf hintransportieren und werde dann dafür sorgen, daß der Aufbau einer
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