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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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schließen, daß sich in diesem Teil des Gebäudes keine Patienten aufhielten. Auf einer Tür zu seiner Linken stand auf einem Messingschild der gesuchte Name:
    DR. ELLEN H. LETTRE.
    Er klopfte an.
    »Herein«, erklang eine vertraute Stimme. El sah in ihrem grauen Arbeitskittel fast genauso hübsch aus wie in dem engen Anzug, den sie an Bord des Schiffes getragen hatte.
    »Ist das Diktat noch nicht da?« fragte sie, ohne aufzublicken. »Es ist jetzt schon zehn Minuten her.«
    »Ich bin sicher, daß es bald kommen wird«, erwiderte Dalt.
    Els Kopf fuhr ruckartig hoch, und sie lächelte ihm zu; Dalt hatte das Gefühl, daß er das Lächeln nicht verdient hatte, wo er sie am Abend zuvor so abweisend behandelt hatte. »Wie kommen Sie denn hierher?« fragte sie strahlend.
    »Dr. Webst hat mir den Weg gezeigt.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Seit heute morgen.«
    »So? Ich dachte, sie würden in der mikrobi …«
    Dalt winkte ab. »Das ist eine lange Geschichte, die ich selbst nicht ganz verstehe, aber jetzt bin ich hier, und Sie haben mir einmal angeboten, mich irgendwann in Ihrer Abteilung herumzuführen. Also, wie ist’s?«
    »Einverstanden. Ich wollte sowieso eine Pause machen.« Sie zeigte ihm ihren Flügel des Gebäudes, wo verschiedene behavioristische Prinzipien zur Rehabilitation von Schizophrenen, die erfolgreich auf die medizinische Behandlung angesprochen hatten, in die Praxis umgesetzt wurden. Als sie zu Els Büro zurückkehrten, fing Dalts Magen wieder an zu knurren.
    »Darf ich Sie zum Essen einladen?«
    »Haben Sie keine Angst, daß Sie dabei zu viele Gefühle investieren könnten?« fragte sie mit einem Seitenblick.
    »Schon gut«, lachte Dalt, »das geschieht mir nur recht. Aber haben Sie nicht Lust? Sie müssen doch irgendwo etwas essen.«
    Sie lächelte. »Ich gehe sehr gern mit Ihnen essen, aber ich muß zuerst noch ein paar Dinge erledigen – die ›Pause‹, die ich einlegen wollte, hat über eine Stunde gedauert.« Sie dachte kurz nach. »Da ist auf dem öffentlichen Platz ein Lokal …«
    »Sie haben tatsächlich einen Gemeindeplatz?« stieß Dalt erstaunt hervor.
    »Es ist Tradition auf Tolive; fast jede Stadt hat einen öffentlichen Stadtplatz. Er ist einer der wenigen Beispiele für Gemeingut auf diesem Planeten. Er wird bei öffentlichen Diskussionen benutzt und … mh … zu anderen öffentlichen Zwecken.«
    »Das ist sicher ein malerischer Ort für ein Restaurant. Es müßte recht hübsch dort sein.«
    »Das ist es auch. Treffen wir uns doch da um 13.00. Sie können sich in der Zwischenzeit schon einmal auf dem Platz umsehen und so vielleicht einen Eindruck von der Atmosphäre auf Tolive bekommen.« Der Stadtplatz lag in der Nähe des IMC Komplexes, und sie zeigte ihm, wie er dort hingelangte; dann rief sie einen Pfleger, der ihn aus dem Labyrinth von Gebäuden zum Haupteingang fahren sollte.
    Er empfand die frische Brise in der Hitze der Mittagssonne als äußerst angenehm, als er in Richtung Stadtplatz spazierte, und als er den Weg, auf dem ihn das Taxi am Morgen zum IMC Komplex gebracht hatte, mit dem Weg verglich, den ihm El beschrieben hatte, stellte er fest, daß sein Hotel in unmittelbarer Nähe des öffentlichen Platzes lag. Er musterte die Fußgänger und versuchte, Unterschiede zu entdecken in der Art, wie sie sich kleideten, konnte jedoch keine finden. Die Männer trugen alles, angefangen von Shorts bis hin zu Geschäftskleidung; die Frauen waren ebenfalls auf das unterschiedlichste gekleidet, von Saris bis zu diesen enganliegenden Anzügen, manche waren sogar fast nackt.
    Die ersten Geschäfte tauchten entlang der Straße auf, und Dalt merkte, daß er sich dem Stadtplatz näherte. Sein Blick fiel auf ein Schild, auf dem in großen Buchstaben LINS SCHAUFENSTER stand und darunter, in wesentlich kleinerer Schrift: FÜR DEN KRITISCHEN BETRACHTER.
    (»Wir haben noch genug Zeit vor deiner Verabredung zum Essen. Sehen wir uns mal an, was sie so auf Tolive verkaufen – man kann aus der Literatur eines Volkes eine ganze Menge über seine intellektuellen Ansichten lernen.«)
    Also gut. Sehen wir es uns an.
    Sie hätten eigentlich durch das Schild an der Tür gewarnt sein müssen, was sie im Innern des Geschäfts erwartete: »Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, daß die hier angebotene Lektüre von einigen Leuten für obszön gehalten wird – Sie könnten auch dazu gehören.«
    Drinnen fanden sie eine riesige Sammlung von Fotos, Holos, Filmen, Videokassetten und anderem, größtenteils

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