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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Mitglieder der Föderation war auch Tolive früher eine Splitterwelt. Unser Planet wurde von einer Gruppe Anarchisten besiedelt, die die Erde als eine der ersten Splitterkolonien verlassen hatten. Sie hatten keine Ähnlichkeit mit den bombenwerfenden, bärtigen Stereotypen aus den frühen Tagen der Erde, und auch nicht mit den Broohnins unserer Zeit. Sie vertraten nur die Ansicht, daß kein Mensch das Recht hat, über den anderen zu herrschen. Eine großartige Philosophie, meinen Sie nicht auch?«
    Dalt zuckte nichtssagend mit den Schultern.
    »Gut. Wie die meisten Anarchisten ihrer Zeit waren sie aber gegen jede Art von Institution. Dies brachte letztendlich einige schwer zu lösende Probleme mit sich. Sie wollten überhaupt keine Regierung: keine Polizei, keine Gerichte, keine Gefängnisse, keine öffentlichen Arbeiten. Alles sollte von Privatunternehmen geführt werden. Es dauerte ein paar Generationen, bis alles geregelt war, und es funktionierte ausgezeichnet … zuerst jedenfalls. Dann gerieten die privaten Polizeikräfte außer Kontrolle; sie taten sich zusammen, besetzten eine Stadt und versuchten, eine Art neo-feudalistischen Zustand einzurichten. Andere Polizeitruppen mußten angeworben werden, um sie zu überwältigen, und es wurde viel Blut vergossen und viel Eigentum zerstört.« Sie wartete, bis der Kellner das bestellte Getränk brachte und schlug vor, eine Gemüseplatte zu nehmen.
    »Also«, fuhr sie dann fort, »nachdem solche Dinge zu häufig vorkamen, beschlossen wir – das heißt, meine Vorfahren – daß etwas unternommen werden mußte, um mit den Barbaren in unserer Mitte fertigzuwerden. Nach langem Hin und Her einigte man sich schließlich darauf, einige wenige öffentliche Institutionen ins Leben zu rufen: Polizei, Justiz, Bestrafung und Verwaltung.«
    »Keine Legislative?«
    »Nein. Sie sträubten sich dagegen, Ämter einzurichten für Männer, die mit Vorliebe Regeln aufstellen, um andere Leute zu lenken; schon der Begriff der Legislative war verdächtig – und ist es immer noch, jedenfalls was mich betrifft. Ich will damit sagen, was ist das für ein Mensch, der sein Leben damit zubringen möchte, Pläne und Regeln aufzustellen, um das Leben der anderen zu ändern oder zu lenken? Ein solcher Mann hat einen grundlegenden Fehler.«
    »Es ist nicht so sehr der Wunsch, zu regieren«, sagte Dalt. »Bei vielen geht es einfach darum, im Mittelpunkt zu stehen und Einfluß bei wichtigen Entscheidungen zu haben.«
    »Und diese Entscheidungen bedeuten Macht. Sie glauben, daß sie wesentlich besser dazu geeignet sind, Entscheidungen über unser Leben zu treffen als wir selbst. Ein früherer Erdenbewohner hat dies einmal ausgezeichnet formuliert: ›In jeder Generation gibt es jene, die gut regieren wollen – aber mit der Absicht, zu regieren. Sie versprechen, gute Herrscher zu sein – aber mit der Absicht, zu herrschen.‹ Dieser Mann hieß Daniel Webster.«
    »Nie von ihm gehört. Aber erklären Sie mir: wieso haben Sie eine Justiz, wenn Sie keine Gesetze haben?«
    »Es gibt schon Gesetze – nur keine Gesetzgebung. Die unbedingt erforderlichen Gesetze wurden formuliert und in den Kontrakt aufgenommen. Die örtliche Polizei ergreift jene, die den Kontrakt brechen, und die örtlichen Richter entscheiden darüber, wie schwer das Vergehen ist. Die Strafbehörde führt die Strafe aus, entweder öffentliche Auspeitschung oder Gefängnis.«
    »Wie?« mokierte sich Dalt. »Keine öffentlichen Hinrichtungen?«
    El ging nicht auf seinen Ton ein. »Wir töten niemanden – es könnte ja jemand unschuldig sein.«
    »Aber Sie peitschen Menschen aus! Es könnte jemand dabei sterben!«
    »Der Pfeiler, den Sie gesehen haben, ist im Grunde ein technisch ausgeklügelter physiologischer Monitor, der physische Schmerzen in Gomler Einheiten mißt. Der Richter entscheidet, wie viele Gomler Einheiten verhängt werden, und die Maschine entscheidet, wann die Höhe der Strafe im Verhältnis zu dem Einzelnen am Pfeiler erreicht ist. Gibt es irgendwelche Anzeichen der Gefahr für den Verurteilten, wird die Bestrafung sofort beendet.« Sie schwiegen, als der Kellner die kalte Gemüseplatte vor sie setzte.
    »Dann kommt er vermutlich ins Gefängnis«, meinte Dalt und biß hungrig in eine pilzförmige Tomate. Köstlich.
    »Nein. Wenn er so viel durchgemacht hat, gilt sein Vergehen als gesühnt. Nur unsere gewalttätigen Kriminellen wandern ins Gefängnis.«
    Dalt sah sie befremdlich an.
    »Habe ich Sie richtig verstanden:

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