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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Nicht-gewalttätige Kriminelle werden körperlich gezüchtigt, während gewalttätige Kriminelle nur hinter Gitter kommen? Das ist einfach lächerlich und paradox!«
    »Eigentlich nicht. Ist es besser, einen jungen Mann wie diesen Autodieb mit Räubern, Mördern oder Kidnappern zusammenzusperren? Warum sollte ein Gelegenheitsdieb zum Umgang mit Barbaren gezwungen werden und so lernen, wie man größere und schwerere Verbrechen begeht? Wir haben beschlossen, diesen alten Kreis zu durchbrechen. Wir ziehen es vor, ihn ein bißchen physischen Schmerz und eine schwere Demütigung in der Öffentlichkeit erfahren zu lassen, und nach ein paar Minuten ist er dann wieder frei. Sein Leben gehört wieder ihm. Und unser System funktioniert doch offensichtlich, denn unsere Verbrechensrate ist unglaublich niedrig im Vergleich zu anderen Planeten. Und zwar nicht, weil die Leute Angst haben, sondern weil wir den Verbrechen-Gefängnis-Verbrechen-Gefängnis-Kreis durchbrochen haben. Die Rückfälligkeit ist sehr gering hier!«
    »Aber Ihre Gewaltverbrecher werden doch ins Gefängnis geschickt?«
    »Das stimmt, aber sie haben keinen Umgang mit anderen. Das Gefängnis stellte in der Geschichte eine Verbindung zur kriminellen Subkultur dar, und deshalb beschlossen wir, diese Gefahrenstelle zu umgehen. Wir kümmern uns nicht um Rehabilitierung – das ist Sache des Einzelnen. Auf Tolive hat das Gefängnis die Aufgabe, den gewalttätigen Kriminellen von friedlichen Bürgern fernzuhalten und ihn zu bestrafen, indem es ihm auf begrenzte Zeit oder auf Dauer seine Freiheit entzieht. Er kann sich aussuchen, ob er Einzelhaft vorzieht, oder ob er lieber geistig blockiert werden will und dann zur Arbeit auf einer Farm herangezogen wird.«
    Dalts Augen weiteten sich vor ungläubigem Erstaunen. »Eine Arbeitsfarm! Das klingt ja wie im finstersten Mittelalter!«
    »Ziehen Sie es vor, ihn in einen gesellschaftlich annehmbaren kleinen Roboter zu verwandeln, wie es auf anderen, ›aufgeklärteren‹ Planeten praktiziert wird. Wir halten nichts davon, den Geist eines Menschen gegen seinen Willen zu manipulieren; will er geistig blockiert werden, damit für ihn die Zeit schneller vergeht, so ist das seine freie Entscheidung.«
    »Aber Arbeitsfarmen!«
    »Irgendwo müssen die Gefangenen zu ihrem Unterhalt beitragen. Ein geistig Blockierter hat fast keine eigene Willenskraft; die Unkosten auf der Farm sind demnach gering. Er wird zu einfachen landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen, die von Maschinen besser ausgeführt werden könnten, aber auf diese Weise kann ein Teil der Kosten für Unterbringung und Bekleidung bestritten werden. Wenn die Blockierung endgültig aufgehoben wird – dies geschieht einmal im Jahr, um ihm die Möglichkeit zu geben, weiter blockiert zu bleiben oder in Einzelhaft zurückzukehren – ist er gewöhnlich in besserer physischer Kondition als zu Beginn. Aber es fehlt ein Stück in seinem Leben, und er weiß das … und wird es so bald nicht vergessen. Natürlich wird er vielleicht keinen geistigen Block wollen, wenn er seinen Fall vor Gericht bringen möchte – aber er verbringt seine Zeit allein, abgesondert von den übrigen Kriminellen.«
    »Das erscheint mir schrecklich grausam«, murmelte Dalt mit langsamem Kopfschütteln.
    El zuckte die Achseln. »Es sind grausame Menschen. Sie haben mit physischer Gewalt oder unter Androhung von physischer Gewalt versucht, das zu bekommen, was sie haben wollten, und so etwas nehmen wir auf Tolive sehr übel. Wir wollen, daß alle Beziehungen frei von physischer Gewalt sind. Wir sind völlig frei und deshalb voll verantwortlich für das, was wir tun – und wir halten uns eng an diese Verantwortlichkeit. Das steht im Kontrakt.«
    »Aber wer verfügt über den Kontrakt?«
    »Tolive«, erwiderte El.
    »Sie meinen die Tolivianische Regierung?«
    »Nein, den Planeten selbst. Wir erklärten unseren Planeten für eine Person, genauso wie vor vielen Jahrhunderten die Körperschaften für juristische Personen erklärt wurden.«
    »Aber warum den Planeten?«
    »Aufgrund seiner Unveränderlichkeit. In aller Kürze: Alle geistig gesunden Menschen müssen innerhalb von sechs Monaten nach ihrem zwanzigsten Geburtstag – sie können es natürlich auch vorher tun, wenn sie wollen – oder bei ihrer Ankunft auf dem Planeten den Kontrakt unterzeichnen. Der Kontrakt garantiert dem Unterzeichner, daß er seinen eigenen Interessen nachgehen kann ohne Einmischung von Seiten der Regierung oder anderer Personen.

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