LaNague 01 - Der Heiler
ist einfach nicht ihre Art. Außerdem verfügen sie nicht über die für solche Angriffe erforderliche Technik.«
»Irgend jemand verfügt aber doch wohl darüber.«
Petrical blieb stehen. »Ja. Und was immer sie haben, es muß sich ein völlig neues physikalisches Gesetz zunutze machen.« Er ging hinter seinen Schreibtisch und ließ sich in den Sessel fallen. Sein Gesicht trug einen düsteren Ausdruck, als er weitersprach. »Die Tarks verlangen die sofortige Einberufung des Generalrats.«
»Nun, es liegt an dir, dem Leiter nahezulegen, eine Notstandssitzung anzuberaumen. Wagst du es?«
»Mir bleibt keine große Wahl. Ich hätte schon vor einiger Zeit darauf drängen sollen, aber ich zögerte, weil ich darauf wartete, daß diese Gemetzel ein bestimmtes Schema annahmen. Bisher ist dies jedoch noch nicht der Fall. Aber nun, wo auch die Tarks betroffen sind, bin ich in einer ziemlich ausweglosen Situation.«
Bilxer stand auf und wandte sich zur Tür. »Fast überall nimmt man an, daß die Föderation tot ist und der Vergangenheit angehört. Eine nette, geräuschvolle Notstandssitzung könnte die Leute eines Besseren belehren.«
»Ich fürchte«, seufzte Petrical, »daß die Reaktion auf die Einberufung nur die Schlußdiagnose bestätigen wird.«
XVII
Josif Lenda begutachtete den Raum, während er darauf wartete, daß Mr. Mordirak erschien. Die hohe, gewölbte Decke traf an ihren Seiten auf unzählige, geschlossene Reihen von Regalen, die zum größten Teil Bücher beherbergten. Sie mußten einen unermeßlichen Wert darstellen. Und erst die Kunstgegenstände: einen reich verzierten, geschnitzten Tisch mit drei passenden Plüschsesseln, aus den Ecken und von den Wänden herab starrten den Besucher Tiere und Reptilien aus Dutzenden Welten an, dazwischen waren Nachbildungen von unglaublich alten Waffen für den Einzelkampf eingestreut … vielleicht waren es sogar keine Nachbildungen. Der Raum war fensterlos und wurde von einem dämmrigen indirekten Licht erhellt. Lenda fühlte sich in dunkelste Vergangenheit zurückversetzt.
Trotz – und zweifellos auch wegen – seiner fast krankhaften Zurückgezogenheit war Mr. Mordirak der wohl bekannteste Bürger auf Clutch. Dieser angeblich unermeßlich reiche Mann lebte in einem Haus, das, wie es schien, aus der Zeit vor den ersten Raumflügen auf der Erde abgerissen worden war und hier auf einer schwindelnd hohen Felsspitze mitten im Ödland des Planeten wiederaufgebaut worden war. Soweit bekannt war, verließ er nur selten sein Grundstück, und wenn dies doch einmal der Fall war, so zeigte er eine auffällige Abneigung gegen Aufnahmegeräte jeder Art.
Lenda fühlte eine Spur von Besorgnis in sich aufsteigen, als er ein Geräusch von der anderen Seite der beiden Holztüren hörte. Er brauchte unbedingt die Unterstützung eines Mannes von Mordiraks Format, aber Mordirak hatte sich geflissentlich aus allen Angelegenheiten der Menschheit herausgehalten, seit er vor rund fünfzig Jahren plötzlich auf Clutch aufgetaucht war. Damals kursierten Gerüchte, daß er den Planeten getauft habe. Dies war höchst unwahrscheinlich, aber von da an wurde dieser Mann von einer Aura des Reichtums und der Macht umgeben, die immer noch nichts an Wirkung verloren hatte. Alles, was Lenda brauchte, war ein Wort der Unterstützung von Mordirak in der Öffentlichkeit, und seine Pläne, einen Sitz in der Generalversammlung der Föderation zu bekommen, würden sich mit Sicherheit erfüllen.
Daher die Besorgnis. Mordirak gab nie Interviews, und doch hatte er sich in Lendas Fall dazu bereit erklärt. Könnte es sein, daß er interessiert war? Oder spielte er nur mit ihm?
Die Türen öffneten sich, und ein dunkelhaariger, kräftiger Mann in Lendas Alter trat ein. Er setzte sich ohne Hast an den Schreibtisch, und seine Augen hielten Lendas Blick fest.
»Warum will ein netter junger Mann wie Sie, Clutch in der Generalversammlung der Föderation vertreten, Mr. Lenda?«
»Ich hatte eigentlich gehofft, Mr. Mordirak persönlich sprechen zu können«, stieß Lenda hervor und bedauerte seine Worte sofort.
»Sie sitzen ihm gegenüber«, kam die Antwort.
Trotz der Tatsache, daß er erwartet hatte, Mordirak sei älter und eine imponierendere Erscheinung, hatte Lenda in diesem Mann Mordirak erkannt, bereits als dieser den Raum betreten hatte. Die Stimme des Mannes klang jung, und doch schwangen Töne darin mit, die darauf schließen ließen, daß dieser Mann schon lange mit Autorität vertraut war;
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