Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Menschenkenntnis besaß.
    Sie nahm ihre Tasche hoch und trat in den Aufwärtsschacht. Während sie zur Emigrationsplattform hochschwebte, trat ich zurück, damit ich verfolgen konnte, wie sie abgefertigt wurde. Sie ging zum Schalter und reichte dem Angestellten ihre grüne Karte und den Arm zur Entnahme einer Gewebeprobe.
    Es kam zu einer kurzen Wartezeit, während der Prozessor die genetische Struktur der entnommenen Zellen mit den Daten in der Zentraldatenbank verglich. Während ich das Geschehen beobachtete, rieb ich meine Handflächen an meinem Overall wiederholt trocken, aber sie blieben feucht vor Schweiß.
    Und dann, mit einem Lächeln, das jeden blenden mußte, der sich in ihrer näheren Umgebung aufhielt, wurde Jean durchgeschleust, und sie winkte mir mit der grünen Karte zu und eilte zur Fähre.
    Ich zuckte ergeben die Achseln und wandte mich ab.

 
14
     
    Ich stand am Rand der Plattform der Röhre nach Brooklyn und sah der Fähre nach, die sich ins Blau des Himmels erhob und nur noch als schwarzer Punkt vor der aufgehenden Sonne zu erkennen war. Jemand, der für solche Arrangements etwas übrig hat, hätte wahrscheinlich entschieden, daß dies ein schöner Anblick war.
    Ich dachte an die grüne Karte … und die paar aufgeregten Momente, in denen ich mich gefragt hatte, ob sie wohl funktionierte.
    Fragen Sie mich nicht, warum ich es getan habe. Ich weiß es selbst nicht. Ich bin nicht plötzlich zum Kloner geworden. Nichts hat sich geändert. Es passierte nur, als ich zu meinem Wohnabteil unterwegs war, um mir einen frischen Overall anzuziehen, wo ich den Anzug mit Jeans Blutstropfen darauf fand. Und da kam mir die Idee.
    Die Herausforderung reizte mich. Die Herausforderung an sich, und nichts sonst. So kam es, daß Elmero, nachdem ich ihm zwanzig Figuren gegeben hatte – sein Fünfzigprozent-Anteil an dem, was ich gefunden hatte –, erstaunt aber trotzdem mehr als bereit war, den Schwindel für seinen guten alten Freund Sigmundo durchzuziehen. Er sagte, die Blutflecken auf dem Overall würden es seiner Kontaktperson bei Central Data ermöglichen, Jeans Genotypus zu finden und ihren Status in Null Komma nichts zu ändern. Und er hielt Wort und überreichte mir schon nach knapp einem Zehntel eine neue, diesmal echte grüne Karte.
    Die Fähre verschwand außer Sicht und war endgültig unterwegs zu ihrem ersten Stop auf dem Weg dorthin, wo die Guten leben.
    Ich holte die falsche Karte hervor, die Barkham Jean gegeben hatte und schnippte sie über den Rand der Plattform. Sie segelte in die Finsternis unter mir hinab. Schon bald war sie nicht mehr zu sehen.

 
TEIL ZWEI
DRÄHTE
     
     
    ›Es ist die Seid-nett-zu-Knopfköpfen-Woche. Erlauben Sie dem Drahtwunder von nebenan, sich bei Ihnen einzustöpseln.‹
    (DataFluß-Graffito)

 
1
     
    Die nächsten beiden Jahre vergingen ziemlich ereignislos, bis ich meinen Kopf verlor.
    Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Enthauptet worden zu sein wird mir stets als erstaunlichste Erfahrung im Gedächtnis haften bleiben. Nicht unbedingt meine liebste, aber die, an die ich mich am deutlichsten erinnern kann. Außerdem passierte es auch noch bei mir zu Hause, in meinem eigenen Heim.
    Jemand hatte einen Mollydraht quer vor den Eingang zu meinem Wohnabteil gespannt. In Höhe des Halses. Ich konnte ihn natürlich nicht sehen, daher ging ich mitten hindurch. Berichtigung: Der Draht ging durch mich hindurch. Ein submikroskopischer Faden aus einzelnen Molekülen, der an den Enden festgebunden war. Wenn nicht ein leises Schmatzen ertönt wäre, als er durch meine Halswirbelknochen schnitt, hätte ich wahrscheinlich gar nicht gewußt, was sonst noch hätte passieren können.
    Wirklich. Ich hätte mitten in meinem Eingang sterben können.
    Besonders schön wäre das wohl nicht gewesen. Eine Drehung nach rechts oder nach links oder ein kleines Vorbeugen, und mein Kopf wäre heruntergefallen und auf dem Fußboden hüpfend davongerollt.
    Ich spürte überhaupt nichts. Aber das gilt bei einem Molekulardraht eigentlich als typisch. Ich konnte mir sogar denken, aus welcher Fabrik das Ding stammte: von Gussman Alloy. Durchschneidet einen menschlichen Körper, wie ein Meißel zur Stahlbearbeitung durch Käse gleitet.
    Als die Tür hinter mir zuging, begann meine Haut von einer Linie unterhalb meines Adamsapfels an abwärts bis zu meinen Zehen hinunter zu brennen – eine Million glühendheißer Nadelstiche. Meine Knie wurden weich. Das war die äußere Reaktion. Panik loderte in mir auf.

Weitere Kostenlose Bücher