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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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lassen wird, wenn wir den Tery töten.«
    Der Hauptmann drehte sich zu Dennel. »Ach so, du bist es. Wie kommst du dazu, für den Gebieter dieser Burg zu sprechen?«
    »Weil ich dieses Tier kenne!« antwortete Dennel. »Es ist das Lieblingstier des Mädchens, und sie hängt sehr an ihm.«
    »Was geht mich der Schoßhund des Finders an!« stieß der Hauptmann wütend hervor und wandte sich ab. Im Weggehen warf er über die Schulter einen Befehl zurück. »Tötet das Vieh und hängt seinen Kadaver ans Haupttor!«
    »Der Schoßhund des Finders geht dich eine ganze Menge an!« schrie Dennel. Der Hauptmann wirbelte herum, sein Gesicht flammte vor Empörung. »Der Finder ist von größter Wichtigkeit für Kitru«, fügte Dennel schnell hinzu. »Er wird zuerst versuchen, sie durch Drogen willig zu machen, doch wenn sie versagen, braucht er ein Druckmittel, um das Mädchen zur Mitarbeit zu zwingen. Das Tier hier könnte für den Zweck geeignet sein.«
    Der Hauptmann erwog das einen Moment. Es war offensichtlich zu seinem Vorteil, den Tery am Leben zu lassen. Falls die Drogen wirkten, konnte er das Tier immer noch bei Anbruch der Dämmerung erschlagen; wenn sie aber nicht wirkten – und sie waren nicht gerade sehr zuverlässig –, dann konnte er Kitru über das weitere Schicksal des Tiers entscheiden lassen … und das Lob für seine Ergreifung einstreichen.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte er plötzlich milde und wandte sich an seine Soldaten. »Schafft die Kreatur nach unten und werft sie zu dem Verrückten – sie werden sich gut miteinander amüsieren!«
    Die Männer brachen in Gelächter aus, und die Spannung legte sich. Dennel ging mit zufriedenem Lächeln davon.
    »Wer war das eigentlich?« fragte einer der Lanzenträger, als sie ihm nachsahen.
    »Ein Feigling und Verräter«, antwortete Genthren leise. »Er glaubt, hoch in Kitrus Gunst zu stehen, aber Kitru selbst hat mir gesagt, daß ich mit dem Jungen tun kann, was ich will, sobald er keine Verwendung mehr für ihn hat.« Der Tery sah, wie sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Hauptmanns ausbreitete. Er wußte aus eigener Erfahrung, welche Grausamkeit sich dahinter Verbergen konnte.
    Ein Lanzenträger versetzte ihm mit dem spitzen Ende seiner Waffe einen Stoß, und er wurde zu einer tiefliegenden Treppe getrieben, die unter ein Gebäude neben dem Hauptturm führte.
    Unten – das war eine kleine Kammer unter der Erde, in drei winzige Zellen unterteilt. Offensichtlich bestand wenig Bedarf für Gefängnisse in der Burg. Hinrichtungen waren wesentlich praktischer und weniger zeitraubend. Scharfe Lanzenstöße trieben ihn in die mittlere Zelle, und ein einziger Wächter verschloß die Tür hinter ihm.
    Unter rauhem Gelächter schrie jemand: »Gesellschaft für dich, Rab!«
    Der Tery sah den davonziehenden Soldaten nach, deren Gelächter in der Ferne verklang. Der Wachtposten ließ sich an der Tür nieder und versuchte, etwas zu schlafen. Im fahlen Licht der Fackel, das durch ein Gitter in der Zellentür fiel, bemühte sich der Tery herauszufinden, warum die Tür nicht aufging. Er hatte noch nie in seinem Leben ein Schloß gesehen. Er starrte in das Schlüsselloch und versuchte, dessen inneren Mechanismus zu ergründen, als ihn eine sanfte Stimme zusammenfahren ließ.
    »Du bist ein Mensch, nicht wahr.«
    Es war keine Frage.
    Der Tery wirbelte herum und erblickte einen schmutzverkrusteten, bärtigen Mann, der hinter ihm stand und ihn gespannt beobachtete.
    »Ich kann es daran erkennen, wie du das Schloß untersuchst.« Auf den ersten Blick sah er alt aus, aber als er näher in den Lichtkreis trat, schien sein Alter zwischen dem eines Jünglings und dem eines erwachsenen Mannes zu liegen. »Kannst du sprechen?« fragte er.
    »Ja«, antwortete der Tery langsam mit rauher, krächzender Stimme. »Aber ich bin kein Mensch.«
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, mit diesem Mann zu sprechen. Bisher hatte er immer nur mit seinem Vater oder seiner Mutter geredet. Er hatte Wörter und Sätze wiederholt, um Adriel glücklich zu machen, aber das konnte man kaum Sprechen nennen.
    »O doch, du bist einer«, sagte der schmutzige Mann, der den Tery immer noch aufmerksam musterte. »Es hat dir nur noch keiner gesagt. Übrigens, ich heiße Rab.«
    »Die Soldaten haben dich zweimal ›verrückt‹ genannt«, sagte der Tery mit Betonung.
    »Und so sehe ich bestimmt auch aus!« antwortete Rab lachend. »Aber wenn man monatelang ohne Bad, saubere Kleidung und anständiges Essen in einem

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