Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
sich dann direkt vor dem Tery nieder, so daß ihre Augen auf gleicher Höhe waren. Für eine ungemütlich lange Zeitspanne starrte Tlad ihm in die wilden gelben Augen, bis der Tery sich schließlich abwandte.
    Der Mann stand auf, murmelte ein paar unverständliche Worte und ging dann auf die Bäume zu. Im Gehen drehte er sich um, klopfte auffordernd auf seinen Oberschenkel und rief dem Tery zu:
    »Komm mit!«
    Da er nichts Besseres zu tun hatte, kam der Tery an seine Seite und hielt mit ihm Schritt. Er fühlte sich ganz merkwürdig zu Tlad hingezogen. Natürlich spielte es dabei eine Rolle, daß Tlad ihm das Leben gerettet hatte, aber darüberhinaus verspürte er eine Verwandtschaft, eine undefinierbare, tiefgehende Gemeinschaft zwischen sich und dem Mann.
    Sie bewegten sich dicht nebeneinander durch den Wald, bis Tlad plötzlich anhielt und dem Tery bedeutete, stehenzubleiben. Dann schlich er ganz leise und vorsichtig weiter, verschwand kurz im Unterholz und kehrte schließlich mit einem zufriedenen Lächeln zurück.
    Wortlos suchte er sich einen Baumstamm aus und begann hochzuklettern. Der Tery folgte ihm. Als sie fünf- oder sechsfache Mannshöhe erreicht hatten, machte Tlad es sich auf einem Ast bequem und starrte in die Richtung, die sie hatten einschlagen wollen, wobei er seine Augen gegen die tiefstehende Spätnachmittagssonne abschirmte.
    Auf einer kleinen Lichtung standen acht Talente, fünf Männer und drei Frauen, mit verschränkten Armen in einem Halbkreis. Keiner bewegte sich, keiner gab einen Laut von sich. Sie schienen endlos lange so stehenzubleiben, und der Tery fing an, unruhig zu werden. Nicht so Tlad, der ihnen in wortloser Faszination zuschaute.
    Der Tery wollte gerade wieder hinunterklettern und sich eine interessantere Tätigkeit suchen, als er eine Bewegung in dem Gebüsch, das die Lichtung umstand, wahrnahm. Der Kopf eines großen Masbocks tauchte auf. Langsam und zögernd bewegte er sich vorwärts, bis schließlich das ganze Tier aus dem Busch getreten war. Die Mas waren Pflanzenfresser – sie ernährten sich von Blättern und Gras –, und ihre einzige Verteidigung gegen die Raubtiere, die es auf ihr Fleisch abgesehen hatten, bestand in ihrer Schnelligkeit. Der Kopf des Tieres saß auf einem graziösen Hals und befand sich auf gleicher Höhe mit den Köpfen der Talente, die es ansahen; sein geschmeidiger Körper verjüngte sich in vier zierliche Beine. Mas waren scheu und flüchteten beim geringsten Anlaß. Daher war es kaum glaublich, ein Mas keine fünf Schritte von einer Gruppe menschlicher Lebewesen entfernt stehen zu sehen – es sei denn, die Talente übten einen Einfluß auf das Tier aus. Es schritt langsam voran, bis es im Halbkreis stand. Dann erhob das ihm zunächst stehende männliche Talent mit einer abrupten Bewegung eine schwere Keule und ließ sie auf den schlanken, sanftgeschwungenen Hals niedersausen, da, wo er in den Schädel überging. Das Mas brach auf der Stelle zusammen, sein Tod war schmerzlos.
    Die Männer packten es an den Hinterbeinen und schickten sich an, es ins Lager zu schleppen, als sie plötzlich mitten in ihren Bewegungen erstarrten, dann alles stehen- und liegenließen und zum Lager zurückrannten. Ihr erbeutetes Wild blieb da liegen, wo sie es hatten hinfallen lassen.
    Tlad kletterte schnell den Baum hinunter. »Da stimmt etwas nicht!«
    Der Tery folgte ihm, doch als er den Boden erreicht hatte, raste er auf allen vieren aufs Lager zu, so daß Tlad mit ihm nicht Schritt zu halten vermochte. Er fand das Lager in einem wüsten Durcheinander vor: Schweigende Menschen rannten mit grimmigen Gesichtern hin und her, griffen nach Waffen und schwangen sich auf ihre Pferde. Er hielt sofort nach Adriel Ausschau, konnte sie aber nicht finden. Die Vorahnung eines Unheils überkam ihn, als er Komak aufzustöbern versuchte.
    Er traf ihn schließlich bei dem Wagen, in dem die Waffen aufbewahrt wurden; er war dabei, einen Köcher mit Pfeilen zu füllen. Der Tery zögerte; höchst besorgt um Adriel, konnte er doch keine Frage nach ihr stellen. Da erschien Tlad und rief nach Komak. Der große, rothaarige Mann achtete nicht auf den Zuruf und schritt ohne zu antworten auf sein Zelt zu. So ließ sich Tlad jedoch nicht abfertigen. Der Tery konnte in der zu zunehmenden Dunkelheit beobachten, wie er Komak abfing und sich dessen Schritt anpaßte. Nach einem kurzen Wortwechsel blieb Tlad abrupt stehen und packte Komaks Arm. Sie schienen zu streiten. Schließlich entwand sich Komak

Weitere Kostenlose Bücher