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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Tlads Zugriff und eilte fort.
    Der Tery näherte sich Tlad in der Hoffnung, etwas von ihm zu erfahren.
    »Da bist du ja!« sagte Tlad. Er kauerte sich vor ihm nieder und legte seine Hand auf seinen Kopf. »Hör zu, mein behaarter Freund, hör mir gut zu: Kitrus Truppen haben Adriel gefangengenommen. Niemand weiß, wie es passiert ist, aber südlich von hier hat man Spuren gefunden, die zeigen, daß Adriel und Dennel einer berittenen Abteilung genau in die Arme gelaufen sind.«
    Der Tery spürte, wie sich alle Muskeln in seinem Körper anspannten und wollte sich eben abwenden, als Tlad seinen Kopf wieder zu sich drehte und ihm direkt in die Augen sah.
    »Hör mir zu! Diese Narren wollen ihr nach. Sie haben irgendeinen verrückten Plan, die Burg zu stürmen. Das könnte genau das sein, was Kitru sich wünscht. Er hätte dann nicht nur einen Finder in seiner Gewalt, sondern er könnte auch alle Talente erschlagen, die ihm bei der ersten Vernichtungsaktion nach Erlaß seines Dekrets entkommen waren. Du -« er klopfte dem Tery auf die Schulter, »du mußt vor ihnen in die Burg gelangen. Du mußt dort eindringen und sie herausholen. Ich habe keine Ahnung, wie du es bewerkstelligen kannst, aber du mußt es versuchen! Nicht nur Adriels Leben hängt davon ab, sondern das Leben jedes einzelnen hier am Lager. Jetzt mach dich auf!«
    Mehr brauchte der Tery nicht zu hören. Ohne sich noch einmal umzusehen, trottete er in den Wald; er zwang sich zu einer mäßigen Gangart, weil er wußte, daß eine lange und gefährliche Reise durch den nachtschwarzen Wald vor ihm lag. Mit leichten, federnden Schritten bewegte er sich voran und ließ die durcheinanderwimmelnden Psi-Leute hinter sich. Er hatte schon eine beträchtliche Wegstrecke zurückgelegt, als ihm auf einmal klar wurde, daß Tlad ihm, ohne einen Moment zu zögern, berichtet hatte, was geschehen war, was er tun sollte und warum er es tun sollte – in der selbstverständlichen Erwartung, daß er jedes einzelne Wort verstehen würde!

 
VIII
     
    Als der Tery an seinem Ziel ankam, hob sich die Burg als schwarze Masse vom dunklen Nachthimmel ab. Er stand am Fuß der hohen Außenmauer, weit vom Eingangstor entfernt, und nahm all seine Körper- und Geisteskräfte zusammen. Er war noch nie in der Burg gewesen, aber das beunruhigte ihn keineswegs – er hatte häufig in ihm unbekannten Revieren des Waldes gejagt und war mit einem Wildbret über die Schulter zurückgekommen.
    Heute nacht würde es ganz ähnlich sein wie auf der Jagd – die Burg war ein fremdes Waldgebiet, die berittenen Soldaten die großen Raubtiere, mit denen er immer im Streit lag, und Adriel war die Beute. Diese Vorstellung beflügelte seine Zuversicht. Er konnte es schaffen. Schließlich war er im Wald groß geworden, mit einer Keule als einziger Waffe – da galt es, seine Körperkräfte mit List und Verschlagenheit einzusetzen, sonst blieb man hungrig. Der Tery hatte selten gehungert.
    Er begann hochzuklettern. Die Außenmauer war aus grob behauenen Steinen zusammengefügt, an denen seine Klauen leicht Halt fanden, als er sich hastig aufwärts bewegte. Oben angekommen, ließ er seinen Blick über die Brüstung schweifen. Ein schmaler Gang, zu dem hölzerne Treppen führten, lief innen an der Mauer entlang. Flackernde Fackeln und Öllampen, die in unregelmäßigen Abständen an der Innenseite der Mauer angebracht waren, beleuchteten eine Anzahl unterschiedlich großer Gebäude, die zusammen die Burganlage bildeten. Eines der Gebäude war deutlich höher als die anderen.
    Eine gelangweilt dreinschauende Wache näherte sich auf dem Laufgang. Der Tery ließ sich wieder etwas hinab und hing, bis die Wache vorbei war, dicht unterhalb der Mauerbrüstung. Dann glitt er über sie hinweg und ließ sich auf der anderen Seite zu Boden fallen, wo er sich in den tiefen Schatten duckte, den der Laufgang warf.
    Er wartete. Doch kein Alarm wurde ausgelöst, keine Soldaten kamen angerannt. Er hatte die erste Verteidigungslinie mit Erfolg überwunden. Als nächstes mußte er entscheiden, welches Gebäude er zuerst durchsuchen wollte. Sein Blick wurde von dem hohen, beeindruckenden Turm angezogen, der die anderen Bauten überragte. Das war gewiß Lord Kitrus Wohnsitz – es schien einleuchtend, daß der Mann, der sich den anderen Menschen überlegen fühlte, so wohnte, daß er auf sie herabsehen konnte.
    Da er weder Kleidung, Waffen noch Ausrüstung bei sich hatte, glich der Tery einem gleitenden Schatten unter anderen Schatten,

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