Land aus Feuer und Wasser
Nase und schnitt ein Gesicht. »Schnüffeln natürlich, Herr Berkoff, was könnten sie sonst wollen.«
Hagemann hatte offenbar die Erfahrungen, die er bei früheren Gelegenheiten machen mußte, noch nicht vergessen. Immer näher war inzwischen das Flugzeug herangekommen, und immer tiefer war es gegangen, jetzt berührte sein Rumpf eben 300 Meter vom Ufer entfernt die Seefläche. Einen kurzen Augenblick schäumte eine Welle vor seinem Bug auf, dann war seine Geschwindigkeit abgebremst, und es trieb langsam auf die Küste zu.
Aus einem instinktiven Gefühl heraus hatte sich Berkoff mit seinen Begleitern während der letzten Minuten so hinter einem Gebüsch gehalten, daß sie von dem fremden Flugzeug aus nicht gesehen werden konnten. Mit einem schnellen Stoß warf er jetzt den vor kurzem aufgebauten Holzstoß wieder auseinander und verschwand, die anderen hinter sich her ziehend, in der Höhle.
Am Eingang prallte er mit dem langen Schmidt zusammen, der gerade mit der Durchsuchung der Höhle fertig war und ins Freie wollte. Nur widerwillig ließ der Doktor sich in die Höhle zurückdrängen und wollte aufbegehren, als Berkoff ihm zurief:
»Ein fremdes Flugzeug hat eben gewassert. Wir wollen uns vorläufig nicht zeigen, sondern erst abwarten, was es vorhat.«
Das war aber durchaus nicht nach dem Geschmack von Dr. Schmidt. »Was bildet sich dieser Pilot ein?« brauste er auf. »Wenn er auf unserer Insel landen will, hat er sich an unsere Vorschriften zu halten. Eine Landung ist nur am Nordufer gestattet, wo sich die Regierungsvertretung befindet …«
»Wissen wir ja, Herr Ministerialrat«, versuchte Berkoff ihn zu beruhigen.
»Aber dieser Pilot scheint es nicht zu wissen«, fuhr Dr. Schmidt dazwischen.
»Er wird’s wohl auch wissen«, sprach Berkoff weiter. »Wenn er trotzdem an einer Stelle landet, wo er sich unbeobachtet glaubt, wird er seine Gründe dafür haben. Ich halte es für einen guten Zufall, daß wir gerade hier sind und ihm auf die Finger gucken können.«
Erst nach einigem Hin und Her ließ Dr. Schmidt sich davon überzeugen, daß der Vorschlag Berkoffs doch Hand und Fuß hatte. Zusammen mit den anderen wartete er im Hintergrund der Höhle ab, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden.
Hagemann hatte mit seiner Vermutung, daß die Insassen des Flugzeuges gekommen wären, um zu schnüffeln, so ziemlich ins Schwarze getroffen. James Garrison hatte das dringende Verlangen, noch etwas Näheres über das Vorkommen jenes eigentümlichen Minerals zu erfahren und womöglich auch noch weitere Proben davon in seinen Besitz zu bringen. Deshalb hatte er nach dem Verlassen der Berenice den Kurs auf die Insel gesetzt. Daß er aber nicht die Nordküste anflog, obwohl er doch von Norden her kam, sondern die Insel in einem weiten Bogen umging und zunächst die Südspitze ansteuerte, hatte eine verhältnismäßig harmlose Ursache. Als nämlich Mr. O’Brien hörte, daß der Flug zur Insel ging, hatte er genau den gleichen Wunsch geäußert, den Smith brieflich Dr. Schmidt gegenüber zum Ausdruck brachte. Auch er wollte sich gern verschiedene Sachen, die er damals in der Wohnhöhle zurückgelassen hatte, wieder holen.
Einem anderen hätte Garrison den Wunsch wohl abgeschlagen. Mit O’Brien war es etwas anderes. Der wußte – das hatte Mr. Garrison sehr bald herausgefunden – doch mancherlei nicht Unwichtiges über das Tun und Treiben der Eggerthleute auf der Insel. Aber Patrick O’Brien war ein irischer Starrkopf und nicht immer geneigt, Fragen, die Garrison stellte, rückhaltlos zu beantworten. Wenn Mr. Garrison möglichst viel erfahren wollte, mußte er ihn bei guter Laune erhalten, und aus diesem Grunde war er bereit gewesen, dessen Bitte zu erfüllen. Die Früchte seines Entgegenkommens konnte Mr. Garrison bereits während des Fluges zu der Insel hin ernten. Nicht nur, daß der Ire ihm jetzt manche Frage beantwortete, der er vorher ausgewichen war, er erzählte dem aufhorchenden Garrison darüber hinaus auch noch Dinge, von denen der bisher keine Ahnung gehabt hatte.
Von einer mächtigen Eiskugel berichtete er, welche die Mannschaft eines zweiten Stratosphärenschiffes vor dem letzten Vulkanausbruch auf der Wiese am Bordstrand aufgebaut hätte; von einer großen Leinwandplane, von Wasserrohren und noch manchem anderen. Die Erzählung war ein wenig verworren, denn schließlich war Mr. O’Brien nur ein einfacher Motorschlosser. Aber bei dem Physiker Garrison rief sie doch gewisse Vorstellungen und
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