Land aus Feuer und Wasser
Garrison.
»Hoffentlich tun sie es auch«, warf Dryden ein. »Die Herrschaften sind versessen darauf, den Boden des Neulands zu durchforschen. Es wird nicht ganz leicht sein, sie davon abzubringen.«
»Es wird sehr leicht sein, Captain«, erklärte Garrison kategorisch. »Ich werde den Leuten den Kopf schon zurechtsetzen. Wichtiger ist für mich die Frage, wie ich mein Flugzeug flott bekomme; es kann nur vom Wasser aus starten.«
»Dafür ist ›St 25‹ da«, sagte Professor Eggerth lachend. »Unser Schiff wird Ihre Maschine unter seine Fittiche nehmen und sicher auf der See absetzen. Es wäre ja nicht das erstemal, daß ›St 25‹ das Manöver macht. Damit wollen wir unsere Arbeiten beginnen. Sie, Captain Dryden, bitte ich, Ihre Leute antreten zu lassen und alles, was mitgenommen werden soll, von Bord zu schaffen.«
Zehn Minuten später stieg ›St 25‹ über dem Achterdeck der Berenice senkrecht in die Höhe. In seinen Greifern hielt das riesige Stratosphärenschiff das Flugzeug Garrisons. Wie ein Habicht, der eine Taube geschlagen hat, schwebte es damit ab und nahm Kurs auf die See zu. Captain Dryden stand auf dem Deck der Berenice und blickte dem Schiff nach, sah wie es in der Ferne verschwand und atmete schwer.
»Wenn das Stratosphärenschiff mein Schiff auch so in die Krallen nehmen und zur See bringen könnte«, ging es ihm durch den Sinn – aber das war ja ein unerfüllbarer Wunsch. Er seufzte. Sein Schiff war verloren. Jetzt galt es, die Reste seiner Habe und das Eigentum seiner Leute zu bergen. Er trieb sie zur Eile an, und bald häuften sich Kisten neben der Berenice zu einem stattlichen Stapel auf.
Motorendröhnen wurde von ferne vernehmbar, schwoll auf und übertönte bald jeden anderen Laut. Kam ›St 25‹ schon von der See zurück? Captain Dryden blickte in die Richtung, aus der das Geräusch herkam und sah eine lange Kette von Flugschiffen heranziehen. Er zählte die schimmernden Bauten, als sie über seinem Schiff dahinstrichen … Zwanzig … dreißig … vierzig … neunundvierzig Schiffe waren es. Eine ganze Luftflotte schickten die Eggerth-Reading-Werke nach dem neuen Land. Was mochten die Schiffe hier vorhaben, fragte er sich noch, als ein beträchtliches Stück hinter diesen Schiffen auch ›St 25‹ wieder herankam und neben der Berenice niederging. Dann riß ihn die Stimme Professor Eggerths aus seinem Sinnen. Jetzt galt es, sich zu rühren und zuzufassen. Der große Umzug begann. Mehrmals mußte ›St 25‹ schwer beladen den Weg zur See und zur Silver Star hin machen, um alles fortzuschaffen. Der Vormittag und auch die ersten Nachmittagsstunden gingen darüber hin, dann war alles glücklich an Bord der Jacht verstaut. Ein letzter kurzer Abschied noch von Professor Eggerth und den Leuten von ›St 25‹, dann hob sich das Stratosphärenschiff wieder von der Wasserfläche ab und nahm Kurs auf die Insel.
MacClure war ein alter erfahrener Seemann, der so manchen Sturm und mehr als einen Schiffbruch erlebt hatte. Er konnte mitfühlen, wie es einem Kapitän, der sein Schiff verloren hat, ums Herz ist, und verzichtete darauf, Dryden mit billigen Worten zu trösten. Mit seinen Sorgen und Gedanken allein, stand Captain Dryden auf dem Achterdeck der Silver Star und schaute nach Süden, wo am Horizont gerade noch die Mastspitzen der Berenice zu erkennen waren. An frühere Fahrten dachte er, an glückliche, sorgenlose Jahre, die er auf den Planken seines alten Schiffes verbracht hatte. Wohl eine Stunde mochte verstrichen sein, als er aus seinem Sinnen auffuhr und zur Kommandobrücke ging, um MacClure zu treffen.
Er fand dort nur einen Matrosen, hörte von dem, daß MacClure in seiner Kabine wäre und suchte ihn dort auf. So entging ihm etwas, das er von seinem früheren Standort auf Deck sicher gesehen hätte. Die Stratosphärenflotte, die auf dem alten Liegeplatz auf der Insel niedergegangen war, stieg wieder auf und schwebte in einer enggeschlossenen Formation zu der Stelle hin, wo die verlassene Berenice lag.
Captain Dryden war ohne einen bestimmten Grund zu MacClure gekommen, nur von dem Drang getrieben, sich irgendeinem Menschen gegenüber aussprechen zu können und die trüben Gedanken loszuwerden. Er sprach von diesem und jenem; fragte zuletzt, wann der andere den Anker aufholen lasse und die Fahrt beginnen würde.
MacClure blickte auf die Wanduhr. Eine kurze Weile zögerte er mit der Antwort in Erinnerung an die letzte kurze Besprechung, die er vor einer Stunde unter vier Augen
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