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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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den Wanten, und ich werde von dem Institut für Sie haftbar gemacht. So etwas will von Jugend auf gelernt sein, sonst unterläßt man es besser.«
    Er wollte noch weitersprechen, als Professor Brown bereits die Treppe von der Brücke zum Verdeck hinabeilte. Und dann, ehe Dryden noch recht wußte, was geschah, hatte der lange, sehnige Brown sich mit einer akrobatenhaften Gelenkigkeit in die Strickleiter des Vordermastes geschwungen und stieg an ihr empor. Er stand bereits auf der Rah, bevor Dryden etwas unternehmen konnte.
    »Auf Ihre eigene Gefahr, Professor«, schrie der Captain ihm nach, während er selbst emporzuklimmen begann. Es wurde ihm reichlich warm dabei, aber er kam voran, und während er an Höhe gewann, sah er den Nebel umher lichter werden. Als er sich in die Mars schwang, hatte er eine fast freie Sicht, und der Sonnenball hob sich als rötlich-gelbliche Scheibe von dem diesigen Himmel ab.
    »Auch glücklich angelangt?« begrüßte ihn Professor Brown, der die Mars eine halbe Minute vorher erreicht hatte, »eine nette Gegend hier ringsherum. Captain. Sehen Sie sich die Landschaft mal an.«
    Captain Dryden verschlug es bei dem, was er erblickte, die Sprache. Gewiß, er hatte, bevor der Nebel über die Berenice einbrach, gesehen, daß das Meer wie in einem Ebbestrom von dem Schiff seewärts hin weglief, aber immer noch hatte er gedacht, daß es in einem Flutstrom wieder zurückkehren würde. Immer noch hatte er mit der Hoffnung gespielt, daß es vielleicht doch möglich sein könnte, die Berenice wieder flottzumachen. Bei dem, was er jetzt zu sehen bekam, mußte er jede Hoffnung fahren lassen. Mitten in einem weiten hin und wieder durch leichte Hügellinien unterbrochenen Land lag sein Schiff. Nach Süden zu versperrte die Nebelbank noch den Blick in die Weite. Nach Norden hin aber war die Sicht auf weite Entfernung frei, obwohl auch hier dicht über dem Boden noch Nebelschwaden lagen. Captain Dryden hatte von der Höhe des Fockmastes aus eine Aussicht, wie man sie wohl von einem Flugzeug hat, das dicht über einer hin und wieder aufgerissenen Wolkendecke dahinfliegt. In leichter Bewegung wogte das Nebelmeer nach Süden zu hin und her, in große Weiten erstreckte es sich auch nach Norden. Auf viele Kilometer schätzte Captain Dryden seine Ausdehnung, aber ganz weit in der Ferne sah er im Süden das Meer blau schimmern und erkannte mit seinen scharfen Augen die Mastspitzen eines Schiffes.
    Die offene See lag dort hinten. Das freie Meer, das auch sein Schiff vor kaum drei Tagen ungefährdet durchfurcht hatte. Bis dorthin reichte der Bodennebel nicht mehr. Wie ein stahlblauer Schild hob sich der Ozean gegen den Horizont ab, aber ein breiter, braungelber Streifen lag zwischen dem Blau der See und dem Milchweiß des Nebels, ein Streifen, der nichts anderes als Land bedeuten konnte.
    Auf Meilenferne war die unheimliche Insel in die See hineingewachsen. Niemals wieder würde Captain Drydens Schiff sich auf den Fluten der See wiegen. Verrosten und zerfallen würde es an dieser Stelle, wenn ihm die Schweißbrenner und Brechstangen der Abwracker nicht schon früher ein Ende bereiteten. Düster blickte Captain Dryden vor sich hin, während er das Schicksal seines Schiffes überdachte. Die Gedanken Browns liefen in einer anderen Richtung. Das Schicksal der Berenice war ihm ziemlich gleichgültig, aber dieses neue aus der See emporgestiegene Land interessierte ihn als Wissenschaftler.
    »Was sagen Sie dazu, Captain?« fragte er. »Das ist eine geologische Veränderung, wie sie seit Menschengedenken nicht beobachtet wurde. Man hat es gerade in diesen Breiten hier öfters erlebt, daß Inseln versanken und gelegentlich auch auftauchten, aber eine Erhebung des Seebodens in einem solchen Umfange, das ist ein vollkommenes Novum. Man sollte …«
    »Novum hin und Novum her«, fiel ihm Captain Dryden in seinen Vortrag, »mich interessiert es nur, wie ich wieder zu einem neuen Schiff kommen werde?«
    Auf diese Frage vermochte ihm Professor Brown auch keine bündige Antwort zu geben. »Sprechen Sie darüber mit Mr. Garrison«, versuchte er ihn zu trösten. »Unsere Forschungen hier in der Südsee sind noch nicht abgeschlossen, und das Carnegie-Institut legt Wert darauf, daß sie zu Ende geführt werden. Es wird sicher für ein neues Schiff sorgen, und der beste Kommandant dafür werden Sie sein.«
    »Kommandant vielleicht, aber auf der Berenice war ich Kapitän und Reeder in einer Person«, widersprach ihm Captain Dryden, »das

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