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Land der Erinnerung

Land der Erinnerung

Titel: Land der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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neue und bessere Maschinen - und Babies zu produzieren wie eh und je. Gelegentlich gibt es auch Mangel, aber nicht, weil irgendetwas fehlte, sondern weil Gier und Mißwirtschaft herrschen. Während wir uns daranmachen, die Welt zu demokratisieren, bleibt hinsichtlich unseres eigenen starren Kastensystems alles beim alten. (Anmerkung: Kürzlich trug eine Zeitungsmeldung aus Detroit folgende Überschrift: us-neger appellieren an die un. Der Abschnitt begann: «Der National Negro Congress wandte sich heute [den 2. Juni 1946] mit der Forderung nach ‹voller Freiheit und absoluter Gleichberechtigung› an die Vereinten Nationen. Er fordert die Aufhebung der Unterdrückung von 13.000.000 Angehörigen der farbigen Rasse in den Vereinigten Staaten.») Nichts sickert von oben nach unten durch und umgekehrt. Die 140.000.000 Einwohner Amerikas leben weiter in Zwangsjacken wie eh und je, vielleicht in bequemen Zwangsjacken, weil man in ihnen klugerweise die Illusion nährt, sie erfreuten sich der freien Rede, der Pressefreiheit, des freien Handels und der freien Luft.
    In einem anderen Abschnitt der Zeitung wird ein Ausspruch General Eisenhowers, der wissen sollte, was er sagt, zitiert: «Krieg zerstört nicht nur, er zeitigt keinerlei positive Früchte.» Das ist natürlich nur die übliche Art des Militärs, uns zur Bereitschaft zu drängen. Bereitschaft wofür? Bereitschaft für einen Krieg - das heißt wenn nötig. Hat man je von einem Krieg gehört, der zu seiner Zeit nicht nötig gewesen wäre? Macht dem Krieg ein Ende, aber hört keinen Augenblick auf, neue und verheerende Werkzeuge der Zerstörung zu erfinden! Das ist militärisches Denken.
    Hier in Amerika sind die Aussichten für eine Revolution ungefähr so groß wie die für eine Ausbreitung des Buddhismus. Wir träumten, mit der Unabhängigkeitserklärung ein freies Volk geworden zu sein. Wir träumen das immer noch, nur ist der Traum zum Alb geworden. Was für all die verzweifelten Freiheitssucher eine Feuerprobe sein sollte, ist jetzt ein Gefängnis geworden. Eine Nation, die keine Anstrengungen unternimmt, sich dem Rhythmus der Zeiten anzupassen, ist dem Untergang geweiht. Eine Nation, die sich darin gefällt, für immer die gleiche zu bleiben, hat aufgehört zu leben. Der Gedanke, einen toten Planeten wie den Mond zu erreichen, läßt unsere Herzen viel höher schlagen als der Gedanke, mit unseren Mitmenschen auf dem ganzen Globus Verbindung aufzunehmen. Wir sind nicht daran interessiert, die Welt zu retten, nicht einmal daran, uns selbst zu retten: wir sind daran interessiert, diesem Planeten zu entfliehen. Wir haben die Erde so lange geplündert, bis die Verheißung, die sie barg, verlorenging. Wir blicken weder rückwärts noch vorwärts, sondern aufwärts, aufwärts in die kalten, toten Bereiche des Weltraums - wo die ewige atomistische Seligkeit ist.
    Ich ziehe die korrupte Welt Europas vor. Ich ziehe die krabbelnden Maden vor. Ich ziehe das Lied des Fleisches vor, mag dieses Fleisch auch faulen. Solange es einen Leib gibt, gibt es auch einen Geist. Wo kein Leib ist, kann nichts sein, nicht einmal Geist. Nicht einmal Geist, sage ich, als ob Geist nicht alles wäre! Aber hier in Amerika hat es von jeher so wenig Anzeichen von Geist gegeben, daß man sich daran gewöhnt, in der Verneinungsform an ihn zu denken. Alles dreht sich um Güter, Gewichte, Tatsachen, Maße, Preise - und Geschäfte natürlich. Wir wissen, daß Europa lebt, weil es Nahrung, Kleidung und Medizin braucht. Wir wissen, daß Europa lebt, weil es dort ab und an zu einem Ausbruch kommt und wir in den Mahlstrom hineingerissen werden. Doch der lebendige Geist Europas scheint unsere Fassungskraft und unser Begreifen zu übersteigen. Eine Hautkrankheit sollte man besser verstehen und behandeln. Warum machen die dort drüben ein solches Geschrei? Weil sie krank sind, weil sie verdreckt sind, weil sie sterben wie Vieh. Nun denn, so werft ihnen Nahrung, Kleidung, Medizin vor! Ertränkt den Todeskampf in einer Flut von materiellen Gütern! Wir geben euch alles, was ihr wollt, nur hört bitte mit diesem höllischen Lärm auf! Steckt uns nicht mit eurer Trübsal an! Bitte, fangt um Gottes willen keine neue Revolution an! Wir flehen euch an, laßt uns in Frieden verrotten. Das alte Lied: Friede und Wohlstand! Wir singen es immer noch. Friede und Wohlstand! Der Friede des Grabes, der Wohlstand der Schwachköpfe. Altes Europa, bitte, stirb aus, dann können wir die Erde beherrschen! Zieh dich zurück,

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