Land der Erinnerung
ist ein geheimnisvolles Licht in mir, das ich nicht beschreiben kann.»
«Du wirst besser sehen, wenn sich deine Augen daran gewöhnt haben . . . Glaube nicht, es sei der Wein; du bist es: du hast nur den Schlüssel zu dem Schatz gefunden, der dir gehört.»
«Ich kann mich nicht erinnern, Iris.»
«Mach dir keine Sorgen: du wirst es schon noch tun . ..
Es ist die Sendung des Menschen auf Erden , sich zu erinnern
... Es gibt keine Wissenschaft, keine Weisheit, nicht einmal Liebe. Am Ende wird alles zu einem: Erinnerung .»
Wenn Iris Day dazu übergeht, die Opfernatur der Ent-sagung zu erklären (wobei die ‹Gegenwart› als Zeitbegriff aufgehoben ist, erfahren wir, daß es das Ziel ist, «die Quelle wiederzufinden, deren man sich jetzt noch nicht erinnert . . .»
Dann fügt sie hinzu: «Erst wenn du alles Erworbene geopfert hast, kehrt dir die Erinnerung zurück .. . Mit jedem neuen Opfer kommst du der Quelle näher.»
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Der Erzähler erklärt an dieser Stelle, daß das Zusammentreffen mit Iris Day vorbestimmt war. Wäre er ihr nicht in dem Augenblick begegnet, als er es tat, so hätte sein Leben eine falsche Wendung genommen. «Ich habe dich am Schei-deweg getroffen», sagt er.
Diese Begegnung, die der Autor in London stattfinden läßt, entspricht der Episode in der Villa Seurat. Iris Day ist fraglos die Frau, die an jenem Weihnachtstag eintraf. Nun denn, obwohl ich ‹Le Renégat› gleich nach seinem Erscheinen (1943) gelesen hatte, hatte ich doch vollkommen vergessen, daß Fred von alldem in seinem Buch spricht. Erst vor wenigen Augenblicken fragte ich mich plötzlich, ob mein guter Freund Fred nicht selbst von alldem irgendwo gesprochen habe. Was mich noch mehr erstaunt, nachdem ich die letzten Seiten des Buches gelesen habe, ist, zu sehen, wie er selbst seine neue Haltung gegenüber dem Krieg erklärt. Ich glaube, daß es wichtig ist, noch einige Auszüge aus dem Gespräch anzuführen, das an das vorangegangene anschließt. Ich zitiere natürlich nur die wichtigen Stellen...
«Ist der Krieg falsch?» fragte ich.
«Nicht falsch, kindisch ...» Nach einigen Bemerkungen über die Natur des kommenden (jetzt beendeten) Krieges fügt Iris Day hinzu: «Ich bin glücklich, dich auf der richtigen Seite zu finden. Vom Gesichtspunkt des einzelnen aus kommt es nicht darauf an, ob man, schicksalhaft, auf der richtigen oder falschen Seite steht.»
«Du kannst richtig handeln, auch wenn dich das
Schicksal ins falsche Lager stellt; aber es ist natürlich viel schwieriger; es verlangt größere Kraft und größere Opfer ... Es darf als selbstverständlich gelten, daß die große Mehrheit der Menschen, die einander bekämpfen, überzeugt ist, auf der richtigen Seite zu stehen. Was ihre Kriege so schülerhaft un-reif macht, ist ihr Glaube, es sei möglich, durch einen Sieg die Gesetze, Ordnungen, Dogmen oder Ideen, die sie für gerecht halten, durchzusetzen; denn in Wirklichkeit wurde das einzige Gesetz, unter dem die Menschen überhaupt leben können, festgelegt, lange bevor die Erde bewohnt war . . . Ob wir gut oder böse sind - wir müssen nach Recht, Gerechtigkeit und Liebe leben; sonst werden wir auf lange Sicht untergehen.
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Darum ist es (vom kosmischen Standpunkt aus) unwichtig, welche Seite den Krieg gewinnt, denn am Ende wird doch der, der für Recht, Gerechtigkeit und Liebe einsteht, den Sieg da-vontragen. Einfach weil das Gesetz es so will.»
«Ich glaube, was du sagst, ist wahr, Iris; aber es gilt für uns nicht ganz. Ich glaube nicht, daß wir das Recht haben, einfach die Hände in den Schoß zu legen und zuzuschauen, wie das Schicksal seine gewundenen Wege geht: der Mensch muß für das, was er für richtig hält, kämpfen.»
«Ich freue mich, daß du das sagst... Es ist ganz in der Ordnung, wenn jemand dem Krieg ausweicht, weil er nicht an dessen Gerechtigkeit glaubt. Ich weiß, daß du den Krieg ver-abscheust; doch ich weiß auch, daß du tief in dir fühlst, daß etwas Großes auf dem Spiel steht - etwas, das die ganze Menschheit betrifft, und ipso facto dich selbst...»
Nach einigen längeren Ausführungen über die Rolle
Englands im Konflikt kommt Iris Day auf den Kernpunkt zu-rück. Ihre Worte klingen prophetisch.
«Abgesehen von den Ereignissen, die durch diesen
Konflikt Gestalt annehmen und in denen du vielleicht nur eine kleine Rolle zu übernehmen hast, mag dieser Krieg viel zur Formung deiner eigenen Persönlichkeit beitragen. Vielleicht trifft er dich ins Mark.
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