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Land der Erinnerung

Land der Erinnerung

Titel: Land der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Le cynisme n'est pas mon fort. Si je m'en sers quand même, comme tout à l’heure, 75
    par exemple, c'est précisément parce que je suis timide, parce que je crains le ridicule. Toujours prêt à fondre en larmes, j'éprouve le besoin de tourner en dérision mes sentiments les plus nobles. Une espèce de masochisme, sans doute.

    «Et puis, il y a autre chose aussi qui explique mes vél-léites d'arrogance: je sais que tout à l’heure, je vais être ob-ligé de me dégonfler; alors, pour mieux me dégonfler, je me gonfle d'abord; me gonfle de culot factice, de forfanterie, tellement ma couardise sentimentale et naturelle me dégoûte de moi-même. Et comme ma sentimentalité porte surtout sur les femmes et sur l’amour, c'est sur ces sujets que ma hâblerie artiftcielle s'acharne le plus furieusement.»

    «Culot» ist hier die Parole. Er nennt es «culot factice», wie wenn das helfen würde. Was für einen Groll hatte er doch, wenn ich darüber nachdenke. Natürlich oder künstlich, einge-geben oder angegeben, es brauchte eine gehörige Portion culot (und natürlich ein wenig Alkohol), um zur offenen Tür eines Polizeipostens zu stürzen und aus vollem Hals zu schreien:
    «Merde à vous tous, espèces de cons!» Zweimal war ich Zeuge, wie er das tat, während ich langsam vorbeiging und er wie verrückt um die nächste Ecke schoß. Wenn ich ihn dann ein paar Minuten später in der verabredeten Bar traf, keuchte er noch immer, noch immer aufgedunsen von gespielter Wut. Da der Abend einmal so begonnen hatte, machte er im gleichen Zuge weiter und beleidigte alle und jeden, mit oder ohne Grund. In solchen Augenblicken schien er von dem Verlangen besessen zu sein, sich den Kopf einschlagen zu lassen. Wenn sich all seine Bemühungen als fruchtlos erwiesen hatten, stellte er sich schließlich auf die Straße, entblößte seine Brust und schrie: «Hau du mir eine runter, Joey . . . Mach schon. . . Ich will wissen, wie es ist.» Wenn ich ihm dann wirklich eine saftige verpaßte, wie er es verlangte, wurde er böse und be-klagte sich, daß ich die Situation ausgenützt hätte. Aber eine Minute später lachte er wieder, öffnete vielleicht den Mund ganz weit und sagte b-e-a-u . Er wiederholte es ein dutzend-mal: beau, beau, beau . . . «Es klingt viel schöner als beautiful, sagte er. «Aber man muß den Mund weit aufmachen - so», und er warf den Kopf in den Nacken und ließ mich in seine Gurgel schauen, wenn er das Zauberwort aussprach. Beim Weiterstol-76
    pern, während er von einer Seite zur anderen torkelte, erfand er Satz um Satz, in denen ‹beau› wirkungsvoll verwendet werden konnte, indem er das O längte und auf ihm ausruhte, wie ein Ruderer auf seinem Riemen ruht: «Qu'il fait beau aujourd'hui! Que'il fait beau, fait beau, fait beau ...» Das konnte so gehen von La Fourche bis zur porte de Clichy und weiter noch. Alles war beau - immer den Mund weit offen, wie wenn er tief im Hals gurgelte. «So spricht man Französisch, Joey.
    Gebrauch die Mundmuskulatur. Mach Grimassen. Sieh idiotisch aus. Verschlucke nie deine Worte. Französisch ist eine musikalische Sprache. Du mußt deinen Mund weit öffnen. So .
    . . B-E-A-U . Sag comédie ! Nicht comédy . . . comédie! So ist's recht.» Hier schweifte er vielleicht zu einer Untersuchung von Paul Valérys Gebrauch der französischen Sprache ab und verbreitete sich über dessen Gefühl für jenen unverwechselbaren Klang, der die französische Poesie so auffällig von jeder anderen Poesie unterscheidet.

    Während all dieser Jahre vertrauter Gemeinschaft
    waren wir uns immer der Tatsache bewußt, daß wir das Leben bis zur Neige genossen. Wir wußten, daß es nichts Besseres geben konnte, als was wir jeden Tag erlebten. Wir beglück-wünschten uns häufig dazu. Für die Welt im ganzen waren die zehn Vorkriegsjahre, glaube ich, nicht gerade besonders erfreuliche Zeiten. Die nicht abreißende Folge wirtschaftlicher und politischer Krisen, die das Jahrzehnt charakterisieren, erwiesen sich für die meisten als nervenzerrüttend. Aber wie wir uns oft zu sagen pflegten: «Schlechte Zeiten sind für uns gute Zeiten.» Warum das so war, weiß ich nicht, aber es traf zu. Vielleicht ist der Künstler, indem er seinem eigenen Rhythmus folgt, nie im Gleichschritt mit der Welt. Der drohende Krieg diente nur dazu, uns zu erinnern, daß wir unser Leben lang mit der Welt im Krieg gelegen hatten. «Im Krieg gibt es übergenug Geld», pflegte Fred mit einem Grinsen zu sagen. «Nur

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