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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Neues für Sie.“
    „Muss ich mich jetzt geehrt fühlen?“
    Stamms Stöhnen war nicht gekünstelt. Er hielt eine Hand hoch und zählte sorgfältig mit den Fingern mit, um Missverständnisse meinerseits ganz auszuschließen.
    „Sie haben drei Möglichkeiten, Helm. Entweder Sie nehmen unser hiesiges Jobangebot an - was ich persönlich sehr begrüßen würde - oder Sie ziehen es vor, lieber unabhängig zu bleiben und Ihrer derzeitigen, spannenden Tätigkeit nachzugehen. In diesem Fall bieten wir Ihnen eine hohe Abfindung an, für die Sie dann bitte alles Geschehene vergessen wollen. Sie schweigen, und wir vergessen die ganze Sache.“
    Da mir Stamms Richterblick nicht gefiel, zog ich es vor, auf seine Finger zu sehen. Zeige- und Mittelfinger zeigten bereits nach oben.
    „Und drittens?“
    „In Wahrheit möchte ich diese Variante gar nicht ernsthaft in Betracht ziehen. Aber, bitte - die dritte Möglichkeit ist: Sie kokettieren mit dem Tod.“
    Der dritte Finger, den er einsetzte, war der Daumen, und der zeigte nach unten.
    Stamm räusperte sich. „Das würde ich ausdrücklich bedauern, denn es bedeutet: In absehbarer Zeit haben Sie hier in Afrika einen Unfall, und wir müssen uns nicht einmal mehr um die Rückführung ihrer Leiche nach Deutschland kümmern.“
    Wie war ich jemals zu dem Vergleich mit einem so sympathischen Tier wie einem Terrier gekommen? Stamm war zwar drahtig und klein, und wenn man es böswillig sah, reichte er mit dem Kinn kaum über die Tischkante, und auch ein gemeinsamer Auftritt mit seinem Partner Bertrand, der nahezu zwei Meter maß, war sicher nicht ohne Komik - und doch war der kleine Anwalt gefährlich wie ein Kampfhund mit einem hohen Intelligenzquotienten.
    Stamm wartete, bis der Kellner die Vorspeisenteller abgeräumt hatte.
    „Überlegen Sie sich alles in Ruhe. Ich bin noch eine Woche hier und gebe Ihnen eine Telefonnummer, unter der Sie mich jederzeit erreichen können.“ Er schnüffelte am Barbaresco.
    „Aber Sie werden sicher verstehen, wenn ich vor meiner Abreise nach Hamburg gerne genau wüsste, wie es aus Ihrer Sicht weitergehen soll. Meine kennen Sie ja nun.“
    Dr. Dietrich Stamm lehnte sich bequem zurück. Seine ganze Körpersprache signalisierte mir: Damit ist aber nun wirklich alles gesagt! Lassen Sie uns jetzt endlich in Ruhe essen und trinken! Leider war ich nicht in Laune, ihm den Gefallen zu tun.
    „Haben Sie mich schon zu Beginn unserer Zusammenarbeit nur mit Blick auf diesen späteren Auftrag hin angeheuert?“
    Er gab seine joviale Haltung auf, beugte sich nach vorne und musterte mich wie ein Vater sein bockiges Kind. „Quatsch! Ich bin erst mit der Zeit auf die Idee gekommen. Sie haben sich bewährt und als tauglich für ein solches Unternehmen erwiesen. Sagen wir: Ihre Erfolge in anderen Angelegenheiten haben mich letztendlich überzeugt.“
    Stamm lehnte sich zurück, um dem Kellner das Auftragen des Hauptganges zu erleichtern.
    Piemonteser Ochse mit seinem Mark für Stamm, und Ente in Baroloessig-Sauce für mich. Die Aktion brachte mich auf die nächste Frage. „Was hat es mit Wishbone und seiner Rolle als Oberkellner auf sich?“
    „Stan ist ein ganz Treuer. Er ist überhaupt nicht gierig. Es geht ihm nicht ums Geld. Ich glaube, er möchte tatsächlich nur eines guten Tages als großer Jazzer rauskommen und Tourneen um die ganze Welt unternehmen.“
    Es war nicht von der Hand zu weisen: Stamm äußerte sich mit Respekt über Wishbone.
    „Jeder hat seine Träume.“ Er sagte es versonnen, als beneide er den Afrikaner. „Was soll es also? Der Mann ist loyal, und wenn man ihn braucht, kann man sich absolut auf ihn verlassen.“
    „Er ist Ihr Killer? Der Mann für die dreckigen Jobs?“ „Wishbone? Ein Hitman?“ Stamm lachte ausgiebig. „Blödsinn! Wo denken Sie hin, Helm? Der Mann ist ein Xhosa von edlem Gemüt und Geblüt. Haben Sie die feinen Tätowierungen auf seinen Wangen gesehen? Das haben nur Stammesfürsten oder ihre unmittelbaren Abkömmlinge. Zwei Linien bei den Männern, drei bei den Frauen. Bei uns in Deutschland würde einer wie er in die Kategorie verarmter Adel fallen. Stan Wishbone - das ist nur sein Künstlername als Jazzmusiker.“
    „Und wieso gerade Franschhoek?“
    „Die Winelands sind uns ganz besonders wichtig. Die Gegend ist die reinste Goldgrube, was Hotels und Restaurants angeht. Er sitzt da wie die Made im Speck, fühlt sich wohl und spielt seine Musik. Und ganz nebenbei ist er völlig unauffällig unser bester Scout in

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