Land der guten Hoffnung
beigeben. Was soll er auch sonst machen? Rena will nun mal unbedingt zu mir. Also soll es mir recht sein. Wir werden schon herausfinden, ob wir es miteinander aushalten.“
„Was macht Sie so sicher, ich würde es bei Butler als Lösung des Falls bewenden lassen? So ausführlich, wie Sie mir Lage und Hintergründe auseinander setzen, ist es doch sicherer für Stamm und Sie, mich ebenfalls ganz loszuwerden.“
Bedächtig strich er sich mit Daumen und Zeigefinger über den Schnurrbart und nahm wieder Platz.
„Das ist natürlich kein abwegiger Gedanke. Umso besser ist es, wenn Sie sich auch über diese Variante im Klaren sind. Aber - ich habe da noch ein interessantes Angebot für Sie.“
Ich tat ihm nicht den Gefallen, Neugier zu zeigen.
„Wie viel zahlt Dietrich Stamm Ihnen? Oder besser gesagt: Wie viel vermittelt er Ihnen?“
Bertrand konnte mir nicht weismachen, Stamm hätte es ihm nicht längst erzählt. Trotzdem bestätigte ich ihm Honorar und Spesenrahmen.
„Ich übernehme das und biete Ihnen noch mehr. Sie können hier mitarbeiten. Stamm hat mir ein ausführliches Dossier über Sie zukommen lassen. Das klingt alles sehr gut. Sie können doch was! Jede Menge Erfahrung im Ausland, Sprachkenntnisse.“
Sein gönnerhafter Tonfall hatte etwas Penetrantes.
„Na ja, Entwicklungshilfe, aber wir waren schließlich alle mal politische Idealisten. Passt doch alles ins Bild. Heutzutage ist es nicht einfach, in Südafrika fähige Weiße anzuheuern, denen man zudem vertrauen kann - natürlich nach entsprechender Bewährung.“
„Warum sollte ich mich darauf einlassen? Sie haben in Deutschland ein Kapitalverbrechen begangen, und ich habe den Auftrag, Sie für diejenigen zu finden, die Sie zur Rechenschaft ziehen wollen.“
„Rechenschaft? Was soll ich mir denn darunter vorstellen?“ Ich versuchte erst gar nicht, es ihm zu erklären.
„Bei allem gebotenen Respekt vor Ihren Fähigkeiten, Helm. Aber Sie sind doch im Grunde genommen nichts weiter als ein ganz gewöhnlicher Lohnschnüffler. Also spielen Sie sich jetzt bitte nicht als verlängerter Arm des Gesetzes auf!“
Das kam gar nicht gut bei mir an, und er beeilte sich, seinen letzten Worten die Schärfe zu nehmen, indem er einen versöhnlicheren Tonfall anschlug.
„Überlegen Sie gut. Natürlich geht man hier draußen leicht verloren. Aber wir wollen Sie ja gar nicht verlieren.
Nicht nur, weil wir Sie gut brauchen können. Es gibt genug einflussreiche Leute in Deutschland, die Sie vermissen und dumme Fragen stellen würden. Und das wäre lästig.“
Der zierliche Antilopenhuf, der den schweren Trog des Malachitaschenbechers stützte, war das passende Symbol für meine Lage.
Bertrand stand auf und erhob die Stimme.
„Stany...?“
Nur Sekunden später stand Wishbone bereit und wartete geduldig ab, bis sein Chef mir den restlichen Marschbefehl erteilt hatte.
„Wir brechen jetzt auf. Ich nehme Rena mit, Wishbone fährt Ihr Auto zurück ins Hotel, und Sie fliegen zu Stamm!“
Noch bevor ich diese Wendung richtig verdaut hatte, gab Bertrand Wishbone einen Wink, und der bestellte per Sprechfunk das Taxi für mich.
Die Beute vor Augen Winelands, November 2003
Kapitel 23
Während des Fluges wurde es schnell dunkel.
Der Himmel glühte noch in Farbtönen von orange bis lila nach, während der Mond bereits wie eine riesige Billardkugel aus Elfenbein über Kapstadt hing. Nur der Lärm des Helikopters störte die beschauliche Abendstimmung. Noch versperrte der Tafelberg mit seiner pechschwarzen Masse den freien Blick zum Atlantik, aber schon kurze Zeit später glänzte uns das Wasser der Table Bay entgegen, und wir schwebten über dem Lichtermeer der Metropole. Zielstrebig steuerte der Pilot die Hochhäuser der Innenstadt an. Die Kabinenverglasung vergrößerte die unzähligen Lichtquellen unter uns und verzerrte sie zu glitzernden Punkten und Flecken, von denen mich die bunten an die Straußenfedern in der Kristallvase erinnerten, und die weißen an die Straußeneier, die sich in der Schale aus Onyx gestapelt hatten.
Der Hubschrauber landete auf dem markierten Flachdach eines Wolkenkratzers. Erst nachdem die Motorengeräusche ganz verklungen waren und die Rotorenblätter stillstanden, löste ich die Gurte. Der Pilot widmete sich einem Klemmbord mit Checkliste. Sein uniformierter Begleiter half mir wortlos beim Aussteigen, salutierte mit einer lässigen Handbewegung und wandte sich wieder seinem Kollegen zu.
Es war seltsam, so unvermittelt in fast
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