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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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perfekter Stille hoch über Kapstadt zu stehen. Der Verkehrslärm in den Straßenschluchten unter mir war kaum zu vernehmen. Ein Blick in die Tiefe genügte, um ein leichtes Schwindelgefühl aufkommen zu lassen. Ich sah mich um. Bevor ich mich auf der Plattform orientieren musste, trat eine Gestalt aus der Tür eines würfelförmigen Aufbaus und winkte mir zu.
    Ich setzte mich in Bewegung und erkannte einen jungen Weißen in einem neutralen Anzug mit schmalem Schlips. Er begrüßte mich höflich in Englisch.
    „Willkommen! Man holt Sie in einer halben Stunde zum Essen ab. Ich soll Ihnen zeigen, wo Sie sich inzwischen frisch machen können.“
    „Danke.“
    Ich folgte dem jungen Mann über eine Betontreppe ins oberste Stockwerk. Er ignorierte den Aufzug und führte mich den langen Gang hinunter. Es ging über dicken Teppichboden mit Wappenmuster vorbei an Messing beschlagenen Türen, die alle nummeriert waren. Mir blieb unklar, ob ich mich in einem Luxushotel oder im Gästetrakt einer Firmenzentrale befand. Auch die Suite, in die mich mein Begleiter führte, gab auf den ersten Blick keinen näheren Aufschluss. Er zeigte mir Hausbar und Bad und überließ mich mit einer liebenswürdigen Grußformel meinem Schicksal.
    Am Panoramafenster genoss ich für einen Moment den weiten Blick auf die nächtliche Stadt. Dann checkte ich die Schreibsachen auf dem Sekretär. Sie lagen in einer Ledermappe neben dem Telefon. Briefpapier und Notizblock trugen als Aufdruck lediglich ein wappenartiges Symbol. Zwar war es recht kunstvoll im Stil eines alten Stiches gearbeitet, sah aber auf eine nichts sagende Art neutral aus. Es zeigte ein kapholländisches Portal, das beiderseits von einem afrikanischen Schild und einem Bündel Wurfspeere flankiert war. Vermutlich befand ich mich in einer privaten Gästesuite. Hotels pflegten in der Regel eindeutigere Reklame für sich zu machen.
    Auch die neuste Ausgabe der Cape Times lag bereit. Ich ließ sie liegen. Nachrichten, die mir in meiner Situation weiterhalfen, standen ganz bestimmt nicht in der Zeitung. Stattdessen nutzte ich die Wartezeit zum Duschen, trank eine Flasche Mineralwasser und spürte zum ersten Mal meinen Hunger.
    „Ich habe mit Marius telefoniert“, sagte Stamm und kostete die Antipasti. „Er ist recht beeindruckt von Ihnen.“
    Wir saßen im reservierten Separee eines Edelitalieners vor unserem gemischten Vorspeisenteller und bei einer Flasche Barbaresco, was ich in Anbetracht des örtlichen Weinangebots nicht nötig fand, mir aber ersparte, die Liste für Doc zu ergänzen. Dietrich Stamm hatte das Restaurant so zielstrebig wie ein deutscher Massentourist seine Lieblingspizzeria aufgesucht. Der Weg war kurz, denn der Aufzug des Hochhauses gab im zweiten Untergeschoss den Zutritt zu einer unterirdischen und sehr belebten Flaniermeile mit Geschäften und Restaurants frei. Bis zum ,Barolo & Tartufi’ waren es nur dreißig Meter, die Stamm mit einer ausführlichen Lobrede über die Küche des Piemont hinter sich gebracht hatte. Vom Hubschrauberlandeplatz auf dem Hochhausdach bis in den gemütlichen Untergrund - der Mann blieb auch im Ausland seiner Vorliebe für seltsame Treffpunkte treu.
    „Wissen Sie, Helm“, versuchte er erneut mein anhaltendes Schweigen zu brechen, „Marius ist im Grunde genommen ein feiner Kerl. Und er hat Ihnen im Prinzip schon alles Wesentliche mitgeteilt. Der alte Herr war einfach nicht ruhig zu stellen. Man musste ihm etwas anbieten, um ihn ein für alle Mal zufrieden zu stellen. Etwas Nachvollziehbares. Etwas Glaubwürdiges. Wir wollten endlich Ruhe haben.“
    Stamm schüttelte den Kopf, um nicht nur mit Worten Nachsicht zu demonstrieren.
    „Und Rena ist nun mal sehr neugierig. Man muss ihr nur die vage Witterung einer Chance anbieten - und schon legt sie los.“
    Ich verspürte wenig Lust, mir die ganze Geschichte noch mal aus seinem Munde anzuhören. Stamm hatte mich hintergangen. Ich war sauer. „Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es Ihnen inzwischen nicht mehr darum, meine Arbeit zu kaufen. Sie wollen mich bestechen, damit ich den Mund halte.“
    Stamm ließ sein Besteck mehr fallen, als es wegzulegen und hob beide Hände vor die Brust, um diesen Vorwurf auch körperlich weit von sich zu weisen. „Aber, aber, ich unterstelle Ihnen doch keine Bestechlichkeit, Helm.“ Er trank einen Schluck Rotwein und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. „Wir wollen Sie und Ihre eindeutig bewiesenen Fähigkeiten nur mieten. Das ist doch nichts

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