Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond
viel kleiner ist als dein Bauch.«
»Willst du frech werden?« Der Wildfänger drohte dem kleinen Kerl erneut mit der Axt. »Warte, Bürschlein, ich werde dir…«
»Beruhige dich, Alphart«, beschwichtigte Yvolar. »Es ist die Art der Koblinge, in lustigen Reimen zu sprechen. Er kann nichts dafür.«
»Ach ja?«, höhnte der Jäger. »Vielleicht sollten wir ausprobieren, ob es sich mit herausgeschnittener Zunge auch noch lustig reimen lässt.«
»Die Zunge könntest du wohl stutzen, doch würde ich dann nichts mehr nutzen«, lautete die Erwiderung des Koblings.
»Nutzen?« Alphart schnaubte. »Wozu sollte ein hergelaufener kleiner Butzemann wohl nützlich sein?«
»Hast du nicht gehört, was ich vorhin gesagt habe?«, meldete sich Urys wieder zu Wort. »Koblinge haben ein ausgeprägtes Gespür für Gefahren, und sie pflegen die Menschen vor drohendem Unheil zu warnen.«
»Ich brauche keinen Butzemann, um eine Gefahr zu erkennen«, antwortete Alphart. »Ich habe auch so gemerkt, dass wir schon die ganze Zeit über verfolgt wurden – und zwar von diesem da!«
»Ich habe es ebenfalls bemerkt«, erklärte Yvolar, »aber von einem Kobling droht keine Gefahr. Steck deine Axt also wieder weg, Wildfänger.«
»Hörst du die Worte des Druiden?«, fügte der Kobling hinzu. »Steck weg das Ding, lass mich in Frieden.«
Alphart zögerte – weniger, weil er anderer Ansicht gewesen wäre als Yvolar, sondern weil er den Kobling noch einen Augenblick im Ungewissen lassen wollte hinsichtlich seines Schicksals. Er mochte es nicht, zum Narren gehalten zu werden. Schon gar nicht von jemandem, der ihm gerade bis zu den Knien reichte…
Mit einem feindseligen Knurren trat er schließlich von dem Kobling zurück, woraufhin dieser quer durch den Stollen sprang und direkt vor Yvolars Füßen landete. »Hab Dank für Hilf in großer Not, sonst wär ich jetzt schon mausetot.«
»Verzeih den Eifer unseres Gefährten«, entschuldigte sich der Druide für Alpharts zornige Angriffslust, »er ist überaus misstrauisch. Andererseits gehört es sich nicht, in fremde Stollen einzudringen und sich an arglose Wanderer heranzuschleichen.«
Der Kobling kratzte sich am Hinterkopf – ob es eine Geste war, die Schuldbewusstsein oder Verlegenheit zum Ausdruck bringen sollte, war nicht zu erkennen. »Von mir war’s dumm, ich entschuldige mich drum«, entgegnete er schließlich. »Ich dennoch bitt, nehmt mich ein Stück des Weges mit.«
»Wozu?«, fragte Alphart. »Damit du uns üble Streiche spielen und uns verhöhnen kannst?«
»Durchaus nicht, lieber Jägersmann, sondern weil ich helfen kann.« Das kleine Wesen grinste.
»Du willst uns helfen?«, fragte Yvolar. »Wie?«
Das Grinsen verschwand aus den verschmitzten Zügen, und die großen, steingrauen Augen des Koblings blickten ernst zu dem Druiden auf. »Meinesgleichen vieles sieht, das längst noch im Verborgenen liegt. Damit euer Auftrag glückt, wurde ich zu euch geschickt.«
»Geschickt? Von wem?«, wollte Urys wissen.
»Potztausend, das ist doch furzegal!«, polterte Alphart, ohne die Antwort abzuwarten. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Wie soll uns der Butzemann denn helfen können? Er weiß ja nicht mal, wozu wir hier sind.«
»Euer Ziel ist mir bekannt: Es liegt tief im Bergesland. Die Drachenhöhle wollt ihr sehen, um dort Hilfe zu erflehen.«
Yvolar hob eine Braue. »Für einen Kobling bist du erstaunlich gut informiert.«
»Natürlich ist er das«, knurrte Alphart. »Er hat uns ja auch die ganze Zeit über verfolgt und belauscht.«
»Jedoch nicht, um euch zu necken, tat ich mich vor euch verstecken. Ich will euch helfen, glaubt mir nur, seit ich von der Mission erfuhr. Denn Trolle, Eis und böse Erle bedrohen auch uns kleine Kerle.«
»Was soll das Gerede?«, schnauzte Alphart. »Für dumm verkaufen können wir uns selber, dazu brauchen wir den Wicht nicht!«
»Einen Augenblick«, bat Leffel, der an den Reimen des Koblings offenbar Gefallen fand; jedes Mal wenn der Kleine sprach, huschte ein Grinsen über das Gesicht des Gilg. »Wenn ich recht verstanden habe, will er sich uns anschließen und uns dabei helfen, das Eis zu bekämpfen.«
»Ist das wahr?«, fragte Yvolar.
»So wahr, wie er hier vor euch steht, schwört Mux, dass es nur darum geht.«
»Ist das dein Name? Mux?«
»Das ist er – kurz, damit ein alter Mann ihn leicht im Kopf behalten kann.«
»Höflich bist du gerade nicht«, entgegnete Yvolar ein wenig indigniert. »An deinen Umgangsformen
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