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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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angeheirateten Verwandten, doch nur der eigentliche Kern der Familie wusste über Urows Verabredung mit Cerise Bescheid. Damit hatte er den Kreis der Verdächtigen auf sieben Personen eingrenzen können: Cerise, Richard, Kaldar, Erian, Murid, Petunia und Ignata.
    Von Catherine wusste er, dass Richards Frau vor etwa einem Jahr abgehauen war. Ehegatten schienen es bei den Mars nicht lange auszuhalten.
    Wenn er verheiratet wäre und seine Frau würde ihn verlassen, würde er sich ohnmächtig fühlen, dachte William. Er würde versuchen, sich das größte, mieseste Arschloch zu suchen und den Kerl fertigzumachen. Ob er aus diesem Kampf als Sieger hervorging oder nicht, wäre ihm egal. Auf jeden Fall würde er die emotionalen Qualen auf diese Weise durch echten, körperlichen Schmerz ersetzen, also etwas, womit er umgehen konnte, etwas, das irgendwann auch wieder besser wurde. Er und Richard waren einander ähnlich. Sie machten beide aus ihrem Herzen eine Mördergrube. Während des Abends hatte er ein paar Minuten neben Richard gesessen. Sie sprachen kein Wort miteinander, sondern gaben sich brütendem Schweigen hin. Nur einmal zeigte Richard Gefühl. Als sie beide sahen, wie Kaldar das Messer in die Scheide an Erians Gürtel zurückschob, stieß Richard einen leidgeprüften Seufzer aus.
    Vielleicht wollte Richard ja allen beweisen, dass er nicht so ohnmächtig war, wie seine Frau ihn sich fühlen ließ.
    »Der Kerl hat militärischen Sprengstoff in seinem Rucksack«, sagte Richard leise. »Aus dem Weird. Der Rückstoß war so stark, dass mir die Zähne geklappert haben.«
    »Cerise meinte, er sei mal Soldat gewesen.« Kaldar klang unbeschwert. »William macht anscheinend einen Jagdausflug. Solange er hinter der anderen Seite her ist, liegen wir vorne.«
    Sie sprachen über ihn. Ha!
    Die beiden Männer schwiegen lange. »Ich habe die Tür gar nicht getroffen«, sagte Richard schließlich.
    »Hm?«
    »Die Bunkertür. Das war er ganz alleine. Er hatte sie schon aufgebrochen, bevor ich überhaupt dran war. Ich habe sie kaum gestreift.«
    »Dann bist du also sauer, weil du einen blauen Fleck an der Schulter verpasst hast?«, fragte Kaldar.
    »Als wir Mikita raus hatten, habe ich mir den Bunker mal angesehen. Eins von den schweren Regalen war gegen die Tür gekippt. Das Gewicht von der Tür plus Regal …«
    »Richard, ich hab dir heute erklärt, dass du wie eine Glucke bist.« Kaldar kam ein paar Schritte die Treppe herunter und damit in Sicht. William rührte sich nicht.
    »Du musst dich mal locker machen, Bruder. Du bist dermaßen angespannt, dass du uns noch alle ans Messer lieferst.«
    »Der Mann ist gefährlich.«
    Kaldar hob die Arme. »Klar ist der gefährlich. Man muss schon Eier haben, um eine Begegnung mit der Hand zu überstehen. Diese Leute jagen einen, die werden nicht selbst gejagt. Außerdem weißt du, dass Cerise ihn nicht mitgebracht hätte, wenn sie sich nicht geeinigt hätten. Sie vertraut ihm, und ich vertraue ihr.«
    »Sie ist jung. Erzähl mir nicht, du siehst nicht, was da abgeht. Ich habe mitgekriegt, wie sie ihn ansah, als er sie die Treppe raufschleppte. Ihre Eltern sind verschwunden. Sie ist nicht ganz bei sich.«
    Kaldar drehte sich auf dem Absatz um. Eins musste William dem Mann lassen – er verfügte über einen guten Gleichgewichtssinn.
    »Für wie alt hältst du sie, Richard?«
    »Sie ist …« Richard ließ den Satz unvollendet.
    »Genau«, sagte Kaldar. »Sie ist vierundzwanzig. Und du dreiunddreißig. Offenbar hältst du dich noch für einen Teenager, und Erian und sie sogar für Rotznasen. Aber sie sind groß geworden wie wir alle. Ich komme häufiger hierher als du. Gustave führt die Familie, aber Cerise erledigt den Haushalt.«
    »Was soll das heißen?«
    Kaldar seufzte schwer. »Das soll heißen, dass unser lieber Onkel Gustave das Schiff der Familie Mar auf Grund gesetzt hat. Ihm fehlt der Geschäftssinn. Der schafft es, selbst eine Kiste Waffen aus dem Broken für lau noch mit Verlust zu verkaufen. Genevieve hat zu viel um die Ohren, sie muss sich um Lark kümmern und die übrigen Mäuler stopfen, aber wenn’s drauf ankommt, will sie sich einfach nicht mit Geld abgeben. Kann ich ihr nicht mal vorwerfen. Hätte ich auch keinen Bock drauf. Also haben sie die Kontoführung vor drei Jahren Ceri aufgehalst. Seitdem ist sie für die Buchführung zuständig, bezahlt uns unsere Anteile und übernimmt unsere Auslagen. Warum, glaubst du wohl, war sie mit mir im Broken? Sie weiß, wie übel es

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