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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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um uns steht, und dreht jeden Penny zweimal um, um mehr für uns herauszuschlagen. So langsam krabbeln wir aus dem Loch, in das Gustave uns befördert hat, aber eben nur im Schneckentempo. Wir sind einfach zu viele, und dauernd kommt jemand mit einem Notfall, der uns zusätzlich Geld kostet.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung.« Richards Stimme stockte.
    William verzog das Gesicht. Er hatte davon auch keine Ahnung gehabt. Geld gehörte nicht zu den Dingen, die er im Überfluss besaß, dennoch wusste er, dass man sparsam damit umgehen musste. In der Legion damals bekam er Verpflegung und Ausrüstung umsonst, daher gab er das bisschen Geld, das er hatte, während des Urlaubs für Schnaps, Bücher und Frauen aus. Die ersten Monate im Broken hatten seine Welt auf den Kopf gestellt. Er hätte beinah auf der Straße gesessen, ehe er kapierte, dass er zuerst seine Rechnungen begleichen musste, ehe er Geld für andere Dinge ausgeben konnte. Er hatte sich die Mars genau angeschaut – ihre Kleider waren geflickt, ihre Sachen bis auf wenige Einzelstücke alt, trotzdem wirkten alle wohlgenährt. Um diese Horde bei Laune zu halten, würde Cerise jeden Cent zweimal umdrehen müssen.
    Kaldar fuhr fort: »Alle tun so, als würde Gustave noch immer alles billigen, aber glaub mir, sie hat die Hosen an. Wenn du zu ihr gehst, sie aus dem Schlaf reißt und fragst, wie viel Geld wir haben, gehe ich jede Wette ein, dass sie dir die Bilanzen bis auf den letzten Cent vorrechnen wird. Wenn irgendeiner von uns noch ganz bei sich ist, dann sie.«
    Richards Stimme klang plötzlich eisig und hochmütig. »Ich rede mit Gustave, sobald wir ihn finden.«
    »Um ihm was zu sagen? Dass es dir nicht passt, dass unsere komische kleine Cousine das Kleingeld zusammenhält, damit wir unseren ach so üppigen Lebensstil aufrechterhalten können, an den wir uns so gewöhnt haben?«
    Richard antwortete nicht.
    In Kaldars Gesicht zuckte es. »Nachdem ich dahintergekommen war, habe ich Gustave darauf angesprochen, aber er hat mich bloß angesehen, als wäre mir eine Seerose aus dem Kopf gewachsen. Cerise war damals einundzwanzig; als Gustave das Ruder in die Hände nahm, war er vierundzwanzig.«
    »Es ist nicht richtig«, meinte Richard.
    Kaldar zuckte die Achseln. »Sie arbeitet hart, Richard, doch jetzt hat ihr die Hand den Boden unter den Füßen weggezogen. Wenn dieser Blaublütige sie glücklich macht, habe ich nichts dagegen. Sie ist seit drei Jahren mit keinem Mann mehr ausgegangen, seit diesem Arschloch Tobias. Und das ist nicht richtig. Vertrau mir, wenn es dieser blaublütige Bastard vermasselt, bin ich der Erste, der ihm den Hals durchschneidet, aber bis dahin ist er ihr Gast, und du und ich werden ihm das Gefühl geben, hier willkommen zu sein.«
    »Und wenn sie auf ihn hereinfällt und von hier weggeht? Soweit ich weiß, kommen Edelmänner aus dem Weird für Exilbräute nicht infrage.«
    »Dann hätte sie wenigstens mal ein Leben«, antwortete Kaldar. »Sie darf auch mal Fehler begehen. Wir beide machen doch auch jede Menge. Wir sind ein beschissener Mühlstein um ihren Hals. Bevor die Familie sich nicht wieder berappelt, kann sie hier nicht weg, und wenn es mal so weit ist, ist sie so alt wie du. Gönn ihr ihren Spaß. Immerhin könnte sie morgen draufgehen – wie wir alle.«
    Kaldar kam die Treppe herunter und wandte sich nach links, einem kleineren Nebengebäude zu. Kurz darauf verrieten Richards leiser werdende Schritte William, dass er wieder hineingegangen war.
    Also wussten sie, dass Cerise ihn mochte, und wenigstens Kaldar hatte nichts dagegen. William nahm sich vor, sich nach Tobias zu erkundigen.
    Er ließ Richard ein paar Sekunden Zeit, sich von der Tür zu entfernen, dann überquerte William die vordere Veranda und ließ sich ins Gras fallen. Dort drückte er sich, unsichtbar für die Wachposten, an die Hauswand.
    Er vernahm ein leises Geräusch und wandte sich dem Schlonzbeerendickicht neben den Zypressen zu. Zuerst zitterte ein langer, dorniger Trieb, dann noch einer.
    William beugte sich vor. Wärme strömte durch seine Muskeln und machte ihn schnell und konzentriert.
    Die Sträucher wackelten, als wollten sie ihn verhöhnen, dann schob sich ein großer Quadratschädel durch die Blätter, und zwei braune Augen fixierten William über die Lichtung hinweg.
    Blöder Hund.
    Cough drückte sich durchs Gebüsch und trottete auf ihn zu, wobei er weniger lief, als sich plump von einer Pfote auf die andere fallen zu lassen. Wenn die Wachen auf

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