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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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die Idee kamen, Coughs Kurs zu verfolgen, würden sie unweigerlich auf ihn stoßen.
    William bleckte die Zähne. Geh weg .
    Aber Cough lief weiter, ein schiefes Grinsen in seinem Hundegesicht und nicht einen Gedanken im Schädel. Wenn der Köter eine Stimme hätte, würde er im Takt seiner Schritte fröhlich »la-la-la« singen.
    Cough wackelte zu ihm.
    William presste sich gegen die Hauswand. Keine Kugeln. So weit, so gut.
    Cough fletschte die Zähne und kotzte dann etwas Klumpiges ins Gras.
    Toll.
    Der große Hund setzte sich auf sein Hinterteil und sah William mit konsternierter Miene an.
    »Also, runter damit«, zischte William. »Nichts verschwenden.«
    Cough ließ ein leises Winseln hören.
    »Ich fresse deine Kotze nicht.«
    Cough hechelte ihn an.
    »Nein.«
    Da sprang ein schlanker Umriss von der Veranda und rannte an ihnen vorbei in den Wald. William erhaschte einen Blick auf dunkles Haar und kleine, braune Stiefel. Lark. Warum machte sich ein Kind mitten in der Nacht heimlich in den Wald auf? Traf die Kleine sich dort mit dem »Monster«?
    Cough stand auf und trottete hinter ihr her.
    Gute Idee. William löste sich von der Hauswand und sprintete über die Lichtung. Als er an dem Baum mit dem Wachposten vorbeikam, schaute er hoch und sah, dass der Junge, mit dem Gewehr auf dem Schoß, in den Zweigen eingeschlafen war.
    Endlich mal eine gute Nachricht.

 
    18
    William huschte durch das Waldstück. Die Zypressen wichen hier Edge-Kiefern, deren gewaltige Kiefernstämme ihn umstanden, schwarz und himmelhoch, wie ein Meer aus Masten tief unter dem Teppich aus Blaublattmoos versunkener Schiffe.
    Dickicht bedrängte die Bäume, dazwischen einzelne Flecken Rostfarn. Verkümmerte Sumpfweiden mit frappierend fahler Rinde ragten aus dem Unterholz wie weiße Wachskerzen. Das war nicht sein Wald, sondern ein alter, tückischer Ort, an dem krasser Verfall mit neuem Leben verschmolz. William fühlte sich hier nicht wohl.
    Der Hund an seiner Seite machte sich auch nicht viel aus dem Wald. Der schläfrig dreinblickende, gutmütige Schwachkopf hatte die Ohren aufgestellt, während seine braunen Augen den Wald mit unverhohlenem Misstrauen musterten.
    Eine Brise traf sie. Gemeinsam reckten sie die Nasen, wandten sich nach links und folgten Larks Fährte.
    Wo wollte die Kleine hin? William setzte über einen abgebrochenen Ast. Er hoffte inständig, dass Lark sich im Wald nicht mit irgendeinem »lieben« Monster traf und ihm sämtliche Geheimnisse ihrer Familie anvertraute.
    Da entdeckte er eine große, weiße Eiche im Wald, ein einsamer, mit Haarfarnmoos behängter Riese. Mit einem Dutzend Aasgerüchen schlugen William die Luftströmungen entgegen. Was zum Teufel …?
    Das Aas ließ ihn nichts sonst riechen.
    Cough rannte voraus. Hunde. Blöde Viecher.
    William lief weiter.
    In den Zweigen der Eiche hing ein Dutzend kleiner, pelziger Körper. Zwei Eichhörnchen, ein Kaninchen, etwas Merkwürdiges, das aussah wie eine Kreuzung zwischen Waschbär und Hermelin – ohne Frage etwas, das vom Edge ausgebrütet worden war –, ein Fisch …
    Eine magere Gestalt kletterte durch die Zweige über ihm. Dann lugte Larks schmales Gesicht durch die Blätter.
    »Du solltest nicht hier sein. Das ist der Baum, in dem das kleine Monster lebt«, rief sie. »Hier ist das Essen für das kleine Monster, und da ist sein Haus.«
    Sein Blick folgte ihrem Zeigefinger. Oben in der Eiche hing ein chaotischer Unterschlupf, nichts als ein paar plump zu einer Plattform und einem Dach darüber zusammengenagelte und -gebundene Bretter. Am Rand der Plattform saß ein kleines, gelbes Etwas. William blinzelte. Ein Teddybär. Daneben lehnte Pevas Armbrust.
    Cerise hatte recht. Lark hielt sich selbst für ein kleines Monster. Aber wer zur Hölle war dann das große Monster?
    Mit schwarzen Knopfaugen blickte ihn der Teddybär an. Der Anblick gefiel ihm nicht, vermittelte ihm das Gefühl, als sei er krank oder als schwebe er in Gefahr und wisse nicht, aus welcher Richtung der nächste Schlag erfolgen würde. An liebsten hätte er Lark und ihren Bären von diesem Baum weg- und zum Haus zurückgebracht, wo es Licht gab und Wärme. Aber er wusste instinktiv, dass sie mit Blitzen werfen würde, wenn er das versuchte.
    Menschenkinder taten so was nicht, und eine Gestaltwandlerin war sie nicht. Wäre sie eine, hätte er das längst erkannt, und Cerise wäre angesichts seiner Augen nicht so überrascht gewesen.
    William klopfte gegen den Baum. »Darf ich raufkommen?«
    Lark

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