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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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LEDERWAREN «.
    William zog schwungvoll die Tür auf und dachte daran, sie für Cerise aufzuhalten. Innen war der Laden kühl und schummerig. Eine lange Theke teilte den Raum in zwei Hälften und präsentierte eine Auswahl an Messern, Alligatorleder, Gürteln und ausgewähltem Ramsch. Neben einer großen Armbrust saß ein Mann hinter der Ladentheke.
    William sah ihn abschätzend an: Anfang vierzig, schlank, vermutlich immer noch schnell. Haut wie eine Walnuss – wettergegerbt und runzlig. Ehemals schwarzes Haar, jetzt weder noch, eher lang. Dunkle, verschleierte Augen.
    Ihre Blicke trafen sich. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir wollen zu Zeke«, antwortete William.
    »Ich bin Zeke. Was suchen Sie und Ihre Lady denn?«
    Cerise drehte sich zu ihm um. »Hi, Zeke.«
    Zeke zuckte zusammen.
    Es dauerte nur eine halbe Sekunde, kaum ein Schatten flog über das Gesicht des Mannes, aber William entging nichts: die Augenbrauen schossen in die Höhe, die Augen weiteten sich, die Lippen zogen sich zurück. Mit diesem menschlichen Mienenspiel kannte er sich bestens aus – was er sah, war Angst. Zeke Wallace hatte Angst vor Cerise.
    Der Mann erholte sich rasch, noch während desselben Atemzugs. »Hallo, Miss Mar. Wie geht’s Ihnen so an diesem schönen Abend?«
    »Gut, danke.« Cerise schlenderte an der Ladentheke entlang und betrachtete allerlei Schickschnack.
    William hob den Fischkopf hoch. »Können Sie den ausstopfen?«
    Zeke besah sich den Kopf. »Das ist ein Gospo-Adir-Aal.«
    Cerise verzog das Gesicht. »Ja, und er ist sehr stolz darauf, dass er ihn erlegt hat.«
    »Das wird der Sekte nicht gefallen«, meinte Zeke.
    »Können Sie oder können Sie nicht?« William verlieh seiner Stimme einen grummelnden Unterton.
    Zeke zog die Stirn kraus. »Fische auszustopfen ist nicht ganz einfach. Man muss das Fleisch aus den Backen und dem Schädel kratzen und das Ding anschließend in Formaldehyd einlegen, damit das restliche Fleisch hart wird. Ich selbst gebe mich nicht mit Fischen ab, aber mein Neffe Cole stopft hin und wieder mal einen aus.«
    »Wenn’s von der Bezahlung abhängt, Geld habe ich genug.« William zog eine der Münzen des Spiegels aus der Tasche und warf sie Zeke zu. Abgesehen von dem eingravierten Löwen von Adrianglia sah die Münze eigentlich ganz normal aus. Der Löwe auf richtigen Münzen hatte drei Krallen, nicht vier.
    Zeke fing die Münze aus der Luft und betrachtete sie. »Schön. Also, Sie wissen ja, was man so sagt – mit Geld lässt sich alles richten. Wie ich schon sagte, Fische zu präparieren ist ziemlich heikel, und es gibt verschiedene Methoden, wie man’s machen kann. Ich habe hinten ein paar zur Ansicht. Suchen Sie sich aus, was Ihnen vorschwebt, dann reden wir über den Preis.«
    Er ging zu einer schmalen Tür. William folgte ihm. Sie betraten das Hinterzimmer, und Zeke schloss die Tür.
    »Ich habe Sie gestern erwartet«, flüsterte er.
    »Wir sind ein paar Haien begegnet«, gab William zurück.
    Zeke zog ein Gesicht. »So was in der Art habe ich mir schon gedacht. Das da draußen ist Cerise Mar. Ich zerbreche mir fast den Kopf, um drauf zu kommen, wie ich Sie mit den Mars zusammenbringen kann, und Sie spazieren einfach mit ihr in mein Geschäft, als wäre sie Ihre Busenfreundin.«
    William ließ sich auf einer Tischkante nieder. »Was hat das mit ihrer Familie auf sich?«
    »Sumpfbewohner – eingeborene Edger. Große Familie, sehr alt, großer Landbesitz, kleines Geld. Ihr Familiensitz liegt mitten im Sumpf. Die Leute nennen sie hinter ihrem Rücken Ratten, weil es so verflucht viele von denen gibt und weil sie arm und gemein sind. Blutvergießen oder Knast jagen den Mars keine Angst ein, und sie hüten ihren Groll, als wär’s der Familienschmuck.«
    Durch ein Guckloch in der Tür blickte Zeke in den Hauptraum. »Die Mars liegen mit ihren Nachbarn, den Sheeriles, in Fehde. Die Sheeriles sind keine so große Familie – bloß die Mutter und ihre drei Söhne –, aber sie haben Geld und setzen jede Menge Söldner ein. Die Alte hält den Laden am Laufen, lässt ihre Söhne zappeln wie Marionetten. Es geht das Gerücht, dass Gustave Mar und seine Frau Gen vor ein paar Tagen verschwunden sind und die Sheeriles da mit drinstecken. Das wäre allerdings ein Kunststück. Die Mars und die Sheeriles sind beide Legionärsfamilien.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass sie über Alte Magie verfügen«, antwortete Zeke. »Die Familien stammen von der uralten Legion ab, die vor Jahrhunderten in

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