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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Wolf, es wäre nicht schlau, ihn wütend zu machen. Deshalb nickte er nur.
    »Hast du ein Zimmer?«
    Jack nickte.
    »Wo?«
    Jack machte eine Kopfbewegung, da Williams Hände ihm immer noch die Arme an die Flanken pressten.
    Mit großen Schritten trug William ihn durchs Haus, betrat sein Zimmer und ließ sich gegen die Zimmertür fallen. Die Kraft musste seinen Armen entwichen sein, denn sie ließen den Jungen jetzt los, sodass Jack sich ihnen entwand und auf dem Fußboden landete.
    William sah sich in dem Zimmer um. Jack folgte seinem Blick, nur für den Fall, dass William in dem Raum etwas Überraschendes entdeckte, das ihm selbst bisher entgangen war. Ein ganz normales Zimmer: zwei Betten, eins für ihn, eins für George. Rose hatte ihnen Überdecken gehäkelt, seine war blauschwarz, die von George rotschwarz. Er mochte die Decken, weil sie auch nach der Wäsche noch nach Rose rochen.
    Er betrachtete das Fensterbrett hinter den Betten, wo der achtzehn Zentimeter große Batman mit Superman in den Clinch ging. Auf einem ramponierten Regal in der Ecke standen Matchbox-Autos, Bücher und noch mehr Figuren. Jack ging hin und deutete auf die Plastikkerle. »Das ist He-Man«, sagte er. »Mein Lieblingsheld. Rose hat ihn mir vom Flohmarkt mitgebracht, weil ich ihn so gut finde.«
    William beobachtete ihn. Seine Augen wirkten riesig und leuchteten hell.
    »Wer das hier ist, weiß ich nicht, aber mir gefällt seine Rüstung. Wahrscheinlich ist er so was wie ein Ritter. Ich hab bloß kein Schwert, das in seine Hand passt, deshalb hat er eine Pistole. Also ist er eben ein Pistolenritter.«
    Jack ließ He-Man und den Pistolenritter ein bisschen gegeneinander kämpfen und blickte dann William an, der noch keinen Deut besser aussah.
    »Ich glaube, Ihnen geht’s nicht so gut«, sagte Jack. »Aber das ist okay. Ich bin manchmal auch so. Wenn ich richtig Angst habe und am liebsten jemandem wehtun würde. Das ist okay. Man darf dann nur nicht in Panik geraten.«
    Er ging zu ihm und nahm Williams Hand. Rose konnte das besser als er, weil er so etwas noch nie für jemanden machen musste, aber er wusste, wie sie es anstellte. »Sie sind hier sicher«, sagte er. »Sie sind an einem guten Ort. Hier kann Ihnen keiner was tun. Sie müssen keine Angst haben.« Er zögerte. »Ich glaube, Rose hat sich verknallt, aber anscheinend nicht in Sie. Hauptsache, das hier ist ein guter Ort, wo Ihnen nichts passiert. Sie haben es hier schön warm, und es gibt Wasser und was zu essen. Und Sie müssen sich vor nichts fürchten, weil hier Wehrsteine stehen, über die böse Leute nicht drüber können. Und Rose passt auf, dass Ihnen keiner was tut.«
    William sah aus, als wäre ihm übel. In einem solchen Fall waren Notfallmaßnahmen erforderlich. »Warten Sie hier«, befahl Jack, lief zum Kühlschrank und brachte ihm einen Schokoriegel. »Essen Sie das«, sagte er. »Rose gibt mir immer einen, wenn’s mir mal nicht so gut geht. Danach fühlen Sie sich gleich besser.«
    Williams Hand zitterte.
    »Ich hole Rose«, sagte Jack.
    »Nein.« Williams Stimme hörte sich an, als hätte er Steine gegessen. »Mir geht’s gut. Ich hab’s kapiert.«
    Er stand auf und gab ihm die Schokolade zurück. »Iss du das«, sagte er und schritt auf die Veranda hinaus.
    Jack betrachtete den Schokoriegel, der wunderbar duftete. Aber Schokolade gab es nur im Notfall. Er seufzte, ging in die Küche und legte den Riegel in den Kühlschrank zurück.
    Als er rauskam, lehnte William neben dem im Gras sitzenden Declan an der Veranda. Rose las George gerade wegen irgendwas die Leviten. Jack ging zu Declan und setzte sich neben ihn.
    »Wie lang wusstest du es schon?«, fragte William.
    »Ich bin ihnen an meinem zweiten Tag hier über den Weg gelaufen. Da gingen Casshorns Bluthunde auf ihn los, aber er hatte sich nicht verwandelt, daher war ich mir zuerst nicht sicher.«
    »Hier die Gestalt zu wandeln ist sehr schmerzhaft«, sagte William. »Man bekommt einen Anfall.«
    »Das dachte ich mir.«
    Williams Kiefermuskeln strafften sich. »Willst du ihn auf die Hawk’s schicken?«
    Declan schüttelte den Kopf. »Wenn sie mit mir geht – und sie hat sich noch nicht entschieden –, bleibt er bei uns. Keine Hawk’s Akademie, keine Sonderschulen, keine leeren Zimmer. Wenn es nach mir geht, soll er eine ganz normale Kindheit haben.«
    William sah nicht so aus, als würde er ihm das abkaufen.
    »Er hat sein ganzes Leben hier verbracht«, fuhr Declan fort. »Glaubst du, sie lässt zu, dass ich

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