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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sie zu ihm ins Boot gesprungen. Verdammt, sie wäre sogar ins Wasser gesprungen und bis zum Ufer geschwommen.
    »Angst?«, erkundigte sich Declan.
    »Ja.« Warum sollte sie lügen?
    »Gut, das schärft deine Sinne.«
    Sie beobachteten, wie Buckwell das Ufer erreichte und das Boot an Land zog. Hinter ihm wedelte Thad Smith mit den Armen. Daraufhin erschien Leanne am Ufer, packte mit Gummihandschuhen ein riesiges gekapptes Stromkabel und schleuderte es ins Wasser. Es gab einen lauten Knall, der einem Donnerschlag glich.
    Vor dem Anleger schwappte ein kleiner Fisch, mit dem weißen Bauch zum Himmel gerichtet, an die Oberfläche.
    »Jetzt heißt es warten«, sagte Declan.
    Rose zuckte die Achseln, um den auf ihr lastenden Druck abzuschütteln.
    »Und denk daran, sobald dir schwindlig wird, musst du aufhören«, warnte Declan. »Wenn du trotzdem weitermachst, gerätst du in Teufels Küche. Sei nicht dumm.«
    Sie nickte.
    Kein Lüftchen bewegte die Bäume und Sträucher rings um den See. Irgendwo weit weg trällerte ein Edge-Vogel einen Ton. Spottdrosseln kreischten.
    »Übrigens, was die Bemerkung über deine lebhafte Fantasie hinsichtlich deines Privatlebens angeht«, sagte sie, »war das auch gelogen?«
    »Das hängt von deinem Standpunkt ab. Direkt gelogen war es nicht. Wenn du mit mir ins Weird kommst, wirst du feststellen, dass dort Gerüchte über gewisse Bettgeschichten kursieren. Allerdings habe ich den Tratsch selbst in die Welt gesetzt und seither sehr sorgfältig kontrolliert. Gerüchte müssen hin und wieder gefüttert werden, sonst gehen sie ein.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Damit nicht jeder unternehmungslustigen jungen Dame auf der Suche nach einem Ehemann bei meinem Anblick das Wasser im Mund zusammenläuft. Denn trotz meines schlechten Benehmens bin ich nicht nur reich und schön, sondern auch ein Peer.«
    »So viel weibliche Hingabe. Du Armer.«
    Declan verzog das Gesicht, die Miene gefror. Seine Stimme troff vor Zynismus: »Es gibt einen großen Unterschied zwischen weiblicher Hingabe und einem nicht enden wollenden Ansturm von Schmollmündern, die immer nur ›Heirate mich, heirate mich, heirate mich‹ seufzen. ›Du hast mich angeschaut, könnnen wir jetzt heiraten? Du hast über etwas gelacht, das ich gesagt habe, kann ich mir jetzt das Hochzeitskleid aussuchen? Du hast mich geküsst, ich werde meinen Vater verständigen, er wird überglücklich sein, dass wir jetzt verlobt sind.‹ Auf meine Weise wollen nur Frauen mit mir zusammen sein, die nichts dagegen haben, ihren Ruf zu ramponieren, weil sie entweder einen Liebhaber oder einen Beschützer suchen. Offen gestanden ist es mir so lieber: kein aufreibendes Hin und Her, keine komplizierten Erklärungen.«
    Sie starrte ihn an.
    »Was?«, wollte er wissen.
    »Nichts, Lord Camarine. Absolut nichts.«
    Plötzlich zerriss ein lang gezogenes, unheimliches Heulen die Abendstille. Rose zuckte zusammen. Aus fernen Zweigen rauschte ein Vogelschwarm. William war in der Nähe, und die Bluthunde folgten ihm auf dem Fuß.
    Declan hob die Hand und entließ eine Eruption weißer Magie in den Himmel. Sie schickte ihren Blitz hinterher und schoss dann, für alle Fälle, noch einen zweiten ab.
    Rose spürte die Magie zuerst. Sie stieg wie eine eisige Flut am Saum des Gewässers auf, tränkte die Sträucher und wälzte sich übers Wasser. Rose richteten sich die Nackenhaare auf.
    Die Magie erstickte sie wie eine feuchtkalte Schleimwoge. Winzige Nadeln stachen in ihre Poren. In ihrem Innern schrillte instinktiv eine Alarmglocke: Lauf weg ! Lauf weg, so schnell du kannst, und sieh dich nicht um !
    Ein dunkler Leib brach durchs Gebüsch. Bernsteinfarbene Augen funkelten sie an, dann drehte der Riesenwolf nach links ab und rannte am Ufer entlang. Rose schleuderte den nächsten Blitz.
    Da stieß der erste Bluthund durchs Gehölz. Großer Gott, das ging ja schnell.
    Der nächste Bluthund tauchte auf. Dann noch einer … Die ersten zehn oder zwölf. Die Vorhut. Rose kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Sie musste das hier tun, rief sie sich ins Gedächtnis. Niemand sonst konnte ihren Platz einnehmen. Und einen Ausweg gab es ohnehin nicht. Aus irgendeinem Grund beruhigte sie dieser Gedanke. Einfacher ging’s nicht, als würde sie ein Büro putzen: Bevor sie nach Hause gehen konnte, musste sie eben ein bestimmtes Arbeitspensum erledigen. Kein Grund zur Besorgnis.
    »Was habe ich gesagt?«, fragte Declan leise.
    »Nicht jetzt.« Sie hob ihre Hand und ließ zur

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