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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Bluthund. Der nächste Blitz.
    Blitz.
    Blitz.
    Ihr Puls hämmerte in den Schläfen. Ein Blitz zu viel. Alles verschwamm vor ihren Augen. Jetzt noch weiterzumachen wäre Wahnsinn. »Ich glaube, ich kann nicht mehr«, sagte sie und zückte die Machete, die Buckwell ihr gegeben hatte.
    Ein Bluthund kroch auf den Anleger, und sie hackte auf ihn ein. Graues Gekröse spritzte auf Gummi.
    »Hört das denn nie auf?«, flüsterte sie. Sie war so müde.
    Declan legte ihr eine Hand um die Taille, zog Rose an sich und küsste sie mit warmen, trockenen Lippen. »Es ist vorbei. Es ist keiner mehr übrig. Sie ziehen schon das Kabel raus.«
    »Wir sind fertig?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Der See war grau von Bestienblut. Kadaver dümpelten im Wasser. »Du hattest recht«, sagte sie sanft. »Ich hätte unmöglich alle allein töten können.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, du hattest recht …«
    Er schenkte ihr ein umwerfendes Grinsen. »Kann ich das noch einmal hören, Mylady?«
    »Du hattest recht«, teilte sie ihm müde lächelnd mit.
    »Ich glaube, so wenig, wie ich bisher daran gewöhnt war, werde ich das gar nicht oft genug hören können.«
    Es dauerte weitere fünfzehn Minuten, bis Buckwell mit seinem Boot kam und sie wieder zum Ufer ruderte. Rose beobachtete, wie eine Handvoll Edger unter Buckwells Anleitung Benzin in den See pumpte. Als der erste Funke auf dem Wasser zu einer orangeroten Flamme erblühte, fühlte sie sich zutiefst befriedigt.
    Das gute Gefühl hielt an, bis Declan neben ihr auftauchte. Sofort schnürte sich ihr die Kehle zu. Es war Zeit, sich Casshorn vorzunehmen, ab jetzt konnte sie nichts mehr für Declan tun.
    Sie wandte sich ihm zu. Seine Züge wirkten kalt wie ein Eisblock. Er hatte bereits die strenge Haltung des Kriegers angenommen. Wie ein Schatten wartete William im Hintergrund. Sie konnte unmöglich zusammenbrechen und zu heulen anfangen. Jetzt hieß es alles oder nichts. Entweder Declan kam zurück und sie hatten alles, oder sie sah ihn nie wieder und sie hatten überhaupt nichts. Sie wäre so gerne zu ihm gelaufen, hätte ihre Arme um ihn geschlungen, aber wenn sie sich gehen ließ, würde es für sie beide noch viel schlimmer werden. Sie spürte, dass er sich schon jetzt kaum noch zusammenreißen konnte.
    Rose blickte in Declans grüne Augen. »Ich liebe dich«, sagte sie. »Komm lebend zu mir zurück.«
    Er nickte, drehte sich wortlos um und ging. William folgte ihm.
    Etwas in ihr zerbrach. Es tat weh, doch sie konnte nur dastehen und sich bemühen, nicht zusammenzubrechen.
    »Noch ist er nicht tot«, ertönte Tom Buckwells schroffe Stimme hinter ihr.
    Rose drehte sich um.
    Der große Mann sah sie an. »Sie sollten mit der Beerdigung warten, bis er zu atmen aufgehört hat.«
    Sie nickte nur.
    »Schön, aber stehen Sie hier nicht die ganze Nacht rum. Wir müssen noch aufräumen.«
    Aufräumen klang super. Momentan hörte sich jede Beschäftigung super an. Abgesehen von Warten.
    Sie folgte ihm ans Ufer, wo Jennifer Barran ihr eine Stange mit einem Haken am Ende hinhielt. Rose langte damit ins Wasser, schlug den Haken in einen verkohlten Kadaver und zog ihn an Land. Sie hatte noch gar nicht verinnerlicht, wie müde sie war. Das Blitzeschleudern hatte sie dermaßen ausgelaugt, dass es ihr vorkam, als bestünde der Bluthund aus Beton. Gerade nahm sie sich den dritten vor, als Tom Buckwell neben ihr seine Hakenstange fallen ließ und fluchte: »Was zur Hölle …?«
    Ein Mann kam die Straße entlang und rannte auf sie zu. Sein Gesicht war so blass, dass Rose einen Moment brauchte, bis sie ihn erkannte: Thad, und er rannte, als ginge es um sein nacktes Leben. Sie legte die Hakenstange weg und lief ihm einen Schritt entgegen. Die anderen schlossen sich ihnen an.
    Thad prallte gegen Buckwell, schnappte nach Luft und beugte sich ächzend vor. »Bluthunde.«
    Unmöglich. Sie hatten doch alle getötet.
    »Wie viele?«, wollte Buckwell wissen.
    »Ein Riesenhaufen.« Thad spuckte auf den Boden und blinzelte. »Die haben unsere Trucks demoliert. Wir sind abgeschnitten.«
    Es gab nur eine Straße, die aus East Laporte hinausführte. Ohne fahrbaren Untersatz konnten sie es kaum ins Broken schaffen. Von hier bis zur Grenze waren es volle vier Meilen. Rose musterte die Umstehenden: Buckwell und Thad mitgezählt waren sie sechs.
    »Wir gehen nach Wood House «, sagte Buckwell ruhig. »Haltet eure Macheten bereit. Und bleibt zusammen.«
    Alle folgten ihm rechts um den See.
    Auf einmal brachen zwei Umrisse

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