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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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aus dem Gehölz: Declan und William, die in Windeseile auf sie zugerannt kamen.
    »Planänderung«, knirschte Declan im Näherkommen. »Casshorn hat uns reingelegt. Seine Reserve ist im Anmarsch.«
    »Aber hier draußen können wir nicht gegen sie kämpfen. Es sind zu viele.« Williams Augen glühten bernsteinfarben.
    »Wir brauchen eine Verteidigungsstellung«, sagte Declan. »Gibt es hier ein Gefängnis?«
    Buckwell starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Oder ein Rathaus?«, fragte Declan weiter.
    »Nein.« Rose schüttelte den Kopf.
    »Himmel, gibt’s hier überhaupt irgendwas?«
    »Eine Kirche!«, rief Rose. »Wir haben eine Kirche!«
    William warf Declan einen Blick zu, der darauf mit einem Achselzucken reagierte. »Die habe ich gesehen. Viel ist das nicht, muss dann aber wohl genügen. Zeig uns den Weg.«
    Sie stürmten die Straße entlang, an dem winzigen Tante-Emma-Laden von Thads Onkel und am Herrenhaus der Drogensüchtigen vorbei, dann den Hügel hinunter in die Kirche. Sie brachen die Türflügel auf und stürzten ins Innere. Mit schussbereiter Schrotflinte tauchte George Farrel hinter der Kanzel auf und fixierte Declan. In seinen Augen irrlichterte Wahnsinn.
    »Hebe dich hinweg vom Haus Gottes, Versucher!« Farrel riss die Schrotflinte hoch.
    William sprang an den anderen vorbei und schlug ihn zu Boden. Farrel fiel um und rührte sich nicht mehr.
    »Verriegelt die Tür. Und stapelt die Kirchenbänke aufeinander«, befahl Declan. »Wir benötigen einen schmalen Gang, damit uns nicht alle auf einmal angreifen können.«
    Rose griff beherzt zu, während Leanne sich am anderen Ende abmühte, und gemeinsam wuchteten sie ihre Last auf die nächste Kirchenbank. In den folgenden Minuten schichteten die neun Menschen Kirchenbänke zu zwei Stapeln an den Seitenwänden des Gotteshauses auf, sodass zwischen ihnen und dem Eingang nur mehr eine schmale Gasse frei blieb.
    Da traf ein Stoß die Tür, sodass Rose zusammenzuckte und Leanne Richtung Kanzel und Tom Buckwell zurückwich. Declan und Willian hingegen traten wie ein Mann einen Schritt vor. Declan hatte seine beiden Schwerter gezückt. William hielt ein Messer.
    »Rose, zurück«, rief Declan.
    Doch sie blieb, wo sie war, unmittelbar hinter den beiden.
    Wieder krachte etwas gegen die Kirchentür.
    »Du hast keine Blitze mehr«, sagte Declan.
    »Mehr als die anderen«, gab sie leise zurück.
    Er spähte hinter sie und sah ihre sechs Mitstreiter, wie sie sich dicht beieinander um die Kanzel scharten, und wandte sich ab.
    Mit einem Donnerhall krachten die Türflügel auf. Draußen ergoss sich ein blutiger Sonnenuntergang über den Himmel, rot und gelb, die Sonne glich einer eingeschmolzenen Münze über dem Horizont. Bluthunde glitten in die Kirche, einer nach dem anderen, zögerlich, langsam. Gefolgt von einem Mann im dunklen Mantel, der sich wie ein Scherenschnitt von der untergehenden Sonne abhob. Er näherte sich mit einem merkwürdigen Hüpfen, so als wüsste er nicht recht, wie man aufrecht ging, und blieb am Eingang stehen. Sein Gesicht war unter der Kapuze seines Mantels verborgen. Die Stimme hallte in unnatürlicher Deutlichkeit durch das Gebäude.
    Casshorn musterte die Kirche. »Was für ein bescheidener, malerischer Bau dieses Haus des ermordeten Gottes doch ist. Es erscheint mir seltsam passend, dass unser letztes Gefecht hier stattfindet. Angeblich bewohnen die Götter die in ihrem Namen errichteten Tempel, also werde ich dieses Bauwerk, sobald ihr mich genährt habt, niederreißen und auf seinen Trümmern die Kirche eines neuen Gottes errichten. Eine Kirche, die meiner würdig ist. Denn wisst, ich erkenne nun, was ich bin: Zu einem Gott bin ich geworden.« Er reckte den Hals. »Vielleicht höre ich IHN sogar schreien, wenn er aus den Ruinen seines Hauses flieht. Schließlich war er ein Gott des Mitleids und der Nächstenliebe, da sollte er eigentlich wissen, wie man trauert.«
    »Wie ich sehe, hast du auch noch das letzte bisschen Bodenhaftung eingebüßt«, sagte Declan mit vor Verachtung triefender Stimme. »Du bist kein Gott. Du bist, was du immer schon warst: ein verwöhntes Kind. Du hast lediglich den Deckmantel des Erwachsenen abgelegt.«
    »Ein Kind, das deine Falle durchschaut hat. Ein guter Plan für einen Schafskopf wie dich. Denn siehe, sie schickten mir einen Mann, und ehe ich seine Magie und seinen Leib genoss, verriet er mir alles, was ich wissen wollte, und vieles mehr. Nun kannte ich ihre Fähigkeiten und sah ihre

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