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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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unverkennbar selbst hinter den beiden Wehrlinien. Seine Macht war ungeheuerlich. Und seine Botschaft unmissverständlich.
    Rose knabberte an ihrer Unterlippe. Sie hatte keine Wahl. Ihn direkt anzugehen konnte sie nicht riskieren, nicht vor den Jungen. Sie war sehr stark und keine leichte Gegnerin. Er hatte recht – wenn sie aufeinander losgingen, würden die Jungen womöglich schon beim Zusammenprall ihrer Zauberkräfte verletzt werden. Abgesehen davon war sie sich nicht sicher, ob sie aus einer Konfrontation als Siegerin hervorgehen würde. Aber Prüfungen? Sie kannte sich mit Prüfungen aus. Wenn man einen Gegner nicht besiegen konnte, musste man ihn überlisten, austricksen, hereinlegen – man musste alles tun, was erforderlich war, wenn man gewinnen wollte. So jedenfalls hielten es die Edger.
    »Drei Prüfungen«, sagte sie, und es gelang ihr, optimistisch zu klingen. »Egal welche?«
    »Im Rahmen des Machbaren«, antwortete er. »Den Mond vom Himmel holen und Ihnen einen Halsschmuck daraus machen kann ich natürlich nicht.«
    »Ich will, dass Sie schwören, sich an die Regeln zu halten.«
    Er seufzte. »Meinetwegen.«
    Er zog ein schmales Messer aus dem Gürtel und zeigte es ihr. Die Strahlen der untergehenden Sonne spiegelten sich bösartig schimmernd auf der Stahlklinge. »Ich, Declan Riel Martel, Dominik, Logran, Rotibor, Earl von Camarine, Lord von Longshire, Svyator und Veres, schwöre hiermit, drei Prüfungen zu bestehen, vor die ich binnen Zweiwochenfrist gestellt werde von …« Er sah sie an.
    »Rose Drayton.« Er hatte mehr Titel als die Hitparade. Vielleicht konnte er ein paar davon ins Pfandhaus tragen, wenn er mal knapp bei Kasse war. So wie er aussah und bei seinem Stammbaum würde ihn bestimmt irgendeine Herzogin oder Baroness aus dem Weird mit Handkuss zum Manne nehmen. Was wollte er also hier? Ihr Leben ruinieren?
    »… Rose Drayton, vorausgesetzt, sie übersteigen nicht das Menschenmögliche. Ich schwöre weiter, weder Rose noch ihrer Familie irgendein Leid zuzufügen und keinerlei Ansprüche auf sie oder die Ihren zu erheben, solange ich mich Ihren Prüfungen stelle. Sollte ich versagen, schwöre ich, Rose Drayton und ihre Familie fortan in Frieden zu lassen …«
    »Am Leben und bei guter Gesundheit«, warf Rose ein.
    »… am Leben und bei guter Gesundheit. Habe ich jedoch Erfolg, erhebe ich rechtmäßig Anspruch auf Rose Drayton.«
    Er ritzte sich die Hand. Magie schlug Rose entgegen, und sie taumelte zurück. Die Wehrsteine erhoben sich einen Fuß über den Boden, standen zitternd in der Luft, kämpften gegen den Ansturm seiner Magie an und fielen dann auf ihre Plätze zurück.
    »Jetzt Sie.« Er hielt ihr mit dem Griff voran das Messer hin.
    Rose zögerte. Er hatte geschworen. Und der Schwur war bindend. Er durfte ihr nun nichts tun. Also trat sie über die Wehrsteine und nahm das Messer. Ihre Finger schlossen sich um den geschnitzten, beinernen Griff, der wie der Kopf einer fauchenden Katze geformt war. »Ich, Rose Drayton, gelobe, Ihnen, äh …« Herrgott, sie konnte sich nicht an seine ganzen Namen erinnern, so viele waren es. »… also Ihnen drei Aufgaben zu stellen. Wenn Sie alle drei erfolgreich lösen, verspreche ich, mit Ihnen mitzukommen …« Sie hielt inne. Was genau kam als Nächstes? Sie musste alles so gut wie möglich formulieren.
    Er kam ihr zuvor. »… und mich freundlich und umgänglich zu betragen.«
    »Da müsste schon ein Wunder her.« Sie hatte damit gerechnet, dass er »und mit Ihnen ins Bett zu gehen« ergänzt hätte. Aber seine Formulierung ließ ihr einen gewissen Spielraum.
    »Da haben Sie recht«, meinte er ein wenig bekümmert. »Wir haben uns auf das Menschenmögliche geeinigt.«
    »Und mich freundlich und anstellig zu betragen«, sagte sie schnell, bevor er sich etwas anderes einfallen ließ und sie irgendwie in die Ecke drängte. »Ich schwöre.«
    »Es ist hoffnungslos. Einen so plumpen Schwur habe ich mein Lebtag noch nicht gehört. Sie haben wohl gar keine Bildung genossen, wie?«
    Sie ritzte sich die Hand. Mit berauschendem Ungestüm brach, überraschend kraftvoll, Magie aus ihr hervor. Die Steine stiegen auf, erzitterten abermals, und fielen. Sie mochte zwar keine Bildung genossen haben, aber sie verfügte über große Macht und war außerdem nicht blöd. Sie würde schon mit ihm fertig werden.
    Ein nüchternes Nicken. »Nun gehören Sie mir.«
    Ihr drehte sich der Magen um. »Am Wochenende geht’s los«, sagte sie und reckte sich zu ihrer

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