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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zum Kampf käme, würde Declan gewinnen. Meine Magie schlägt ein wie der Blitz, punktgenau und begrenzt, weil ich mich in der Gewalt habe. Declans Magie ist wie ein Hurrikan. Furchtbar mächtig. Er hat damit das Dach von Amys Haus gesprengt.«
    »Echt?«
    »Ja. Sein Blitz ist einfach explodiert und hat einen ganzen Haufen von diesen Hundebiestern umgebracht. Und das Haus abgedeckt.«
    Sie unterbrach sich. Schließlich wollte sie Georgies Heldenverehrung nicht noch weiter anstacheln. »Unterm Strich dürfen wir Declan nicht trauen. Er ist sehr stark, und wir sollten uns ihm nicht auf Gedeih und Verderb ausliefern.«
    Wenn sie der Spross einer guten Familie aus dem Weird wäre, sähe die Sache natürlich anders aus, überlegte Rose, während sie den Truck Richtung Großmamas Haus lenkte. Dann hätte sie sicher Privatlehrer und schöne Kleider in natürlichen Farben gehabt. Sie wäre geistreich und sorglos gewesen, und Declan hätte sie bestimmt für so cool wie geschnitten Brot gehalten. Und womöglich sogar versucht, sie zu erobern. Na, das wäre mal eine interessante Herausforderung gewesen: der arrogante, eiskalte, ungeheuer mächtige Declan, der sich vor ihr verbeugte und sie um einen Tanz bat oder auf Französisch mit ihrer Großmutter parlierte, bevor er um Erlaubnis fragte, ihre Rose zu einem Spaziergang im Park zu entführen. Oh, das wäre einfach zu komisch.
    Schnell verbannte sie das Lächeln, das ihren Mund verzog, und versagte sich ihre Fantasie. Es hatte ihr noch nie gutgetan, sich ihren Träumereien hinzugeben. Aus ihr würde nie eine Dame werden. Sie war als Edger-Mischling zur Welt gekommen. Gut für – wie hatte er das gleich genannt – einen Freibrief, für viel mehr jedoch nicht.
    Gestern, als er sich ihr genähert und sie in seine Augen geblickt hatte, hatte sie erkannt, dass er sie wollte. Nicht bloß die Verrückte, die mit weißen Blitzen um sich warf, sondern sie als Frau. Das war etwas anderes gewesen als der berechnende Blick, mit dem er sie davor traktiert hatte. Diesmal hatte es sich um die vollkommen spontane und aufrichtige Bekundung echten Interesses bei gleichzeitig vollkommen verheerender Wirkung gehandelt. Sie hatte den ganzen Abend und die halbe Nacht lang daran gedacht, und jetzt beschäftigte sie sich schon wieder damit und konnte nicht aufhören. Die Vorstellung, mit Declan ins Bett zu gehen, erfüllte sie mit einer Art Glücksschock. Eigentlich gar kein so übles Gefühl, und das machte sie erst recht stinksauer auf sich selbst.
    Der Mann war in ihrem Haus dermaßen fehl am Platz, dass Rose seine Gegenwart ständig vergaß. Wenn sie dann beim Aufräumen oder beim Kochen mal wieder über ihn stolperte, blieb ihr jedes Mal das Herz stehen. Diese Aussetzer waren gefährlich. Ihn anzuschauen, mit ihm zu reden war gefährlich. Man hatte sie im Leben häufig verarscht, und noch einmal verarscht zu werden konnte sie sich nicht leisten. Sie musste erhobenen Hauptes aus dieser Nummer herauskommen.
    Wenn sie sich erlaubte zu träumen, spielte die Vorstellung, das Lustobjekt eines Blaublütigen zu sein, dabei keine Rolle. Nein, sie träumte von einem ganz normalen Mann, einem netten Kerl mit einem festen Job, jemand, der sie ebenso liebte wie sie ihn und der sich genauso um sie sorgte wie sie sich um ihn. Jemand wie William. Bloß dass ihr Herz beim Anblick von William nicht diese kleinen Aussetzer fabrizierte.
    Sie stellte sich vor, mit einem Normalo im Broken zu leben, als Normalofamilie mit Normalojobs – da konnte sie sich vor lauter Langeweile ja gleich die Pulsadern aufschneiden.
    »Ich weiß nicht, was ich will«, murmelte sie.
    Fünf Minuten später steuerte sie Großmamas Heim an, parkte und betrachtete das Haus. Was Declan anging, hätte ihr Großmutter bestimmt liebend gern die Meinung gesagt. Aber heute Morgen hatte sie sich damit herausgeredet, dass Georgie dringend was essen müsse, und sich ohne Unterredung verdrückt. Wenn sie Glück hatte, kam sie jetzt vielleicht erneut mit heiler Haut davon.
    »Komm, Georgie.« Der Junge kletterte aus dem Truck, und zusammen nahmen sie die Stufen zum Haus und betraten die Küche, in der es nach Vanille und Zimt duftete.
    »Hier riecht’s nach Plätzchen«, rief Georgie.
    Großmama Éléonore lächelte und hielt ihm ein Tablett mit Plätzchen hin. »Bedien dich. Warum gehst du nicht raus auf die Veranda und lässt Rose und mich mal fünf Minuten allein?«
    Rose biss sich auf die Lippe. Sie wusste, was als Nächstes kam, und versuchte,

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