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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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wie heute Morgen, schnell einen Rückzieher zu machen. »Ich bringe dir deine vier Dollar«, verkündete sie und legte das Geld auf den Tisch. »Ich kann aber nicht bleiben. Ich habe Lebensmittel im Wagen, die mir sonst verderben …«
    »Setz dich!« Großmama deutete auf einen Stuhl.
    Rose setzte sich.
    »Wo ist Jack?«
    »Bei Declan.«
    »Du meinst also, dass du Declan ein Kind anvertrauen kannst?«
    Rose verzog das Gesicht. »Die beiden haben sich heute früh aus dem Haus geschlichen. Als ich aufgewacht bin, waren sie schon weiter, als der Hellseherzauber reicht. Jack betet die Erde an, auf der Declan wandelt, da wollte er wahrscheinlich im Wald ein bisschen vor ihm angeben. Ich bin darüber nicht glücklich, und wenn er wieder da ist, werde ich ihn ordentlich zusammenstauchen. Aber ich glaube nicht, dass Declan ihm etwas tut oder zulässt, dass ihm was passiert. Er hat Jack schon mal das Leben gerettet und ist meiner Meinung nach nicht dazu fähig, einem Kind zu schaden.«
    »Und was macht dich da so sicher?«
    Rose zuckte die Achseln. »Er erweckt nicht den Eindruck.«
    »Eindruck?« Großmama fixierte sie mit ihren intensiven blauen Augen. »Ich will alles über den Blaublütigen wissen. Alles.«
    Alles brauchte ungefähr eine halbe Stunde. Und je länger Rose sprach, desto mehr sackten Großmamas Mundwinkel nach unten.
    »Hast du ihn gern?«, fragte sie, als Rose schwieg.
    »Wie kannst du mich das fragen? Ich –«
    »Rose! Hast du ihn gern?«
    »Ein bisschen«, antwortete Rose. »Nur ein bisschen.«
    Großmama seufzte.
    »Aber die meiste Zeit würde ich ihn am liebsten erwürgen«, fügte Rose hinzu, um Éléonores Besorgnis ein wenig abzumildern.
    Doch aus einem seltsamen Grund verbesserte ihr Versuch, Großmama zu beruhigen, ihre Lage auch nicht gerade. Éléonore wurde blass. » Que Dieu nous aide .«
    Helfe uns Gott … »Was habe ich denn gesagt? Ich habe ihn nicht so gern, dass ich mit ihm weggehen will. Er ist arrogant und anmaßend und –«
    Großmama hob ihre Hand, und Rose verstummte. Éléonore öffnete den Mund, schloss ihn wieder, schüttelte dann den Kopf. »Alles, was ich sage, macht es nur noch schlimmer«, brummte sie.
    »Was soll das heißen?«
    Großmama seufzte. »Mit dir stimmt was nicht, Rose. Du setzt alles aufs Spiel. Genau wie mein Cletus, genau wie dein Vater. Das liegt den Draytons im Blut, und es hat uns nichts als Verdruss gebracht. Dich muss nur einer provozieren, und schon gibt es für dich kein Halten mehr.«
    Rose blinzelte. Sie war doch keine Gefahrensucherin, zumindest nicht bewusst. Wenigstens hatte sie sich selbst noch nie so gesehen.
    »Und dieser Declan ist der Gipfel der Provokation«, fuhr Großmama Éléonore fort. »Stolz und mächtig. Und er sieht … Na, du weißt ja selbst, wie er aussieht. Ich weiß, du wirst dich eher auf den Kopf stellen, als freiwillig den Kürzeren zu ziehen. Und Declan ist genauso: Er hat dich durchs Fenster telefonieren sehen und ist zur Hintertür raus, als wollte er eine Festung erstürmen. In seinen Augen gehörst du ihm.«
    »Wenn er sich da mal nicht geschnitten hat«, schnaubte Rose. »Er meint, er hätte schon gewonnen. Na, da habe ich aber noch ein oder zwei Überraschungen für ihn in petto.«
    »Genau davor fürchte ich mich ja«, murmelte Großmama. »Du musst dir darüber im Klaren sein, dass er ein gefährlicher Mann ist. Ein sehr gefährlicher Mann. Ich habe ihn verhext.«
    »Du hast was?«
    »Ich habe ihn verhext«, sagte Großmama noch einmal. »An dem Abend, an dem William anrief, kam er rein und fragte nach dir, und da ich keine Ahnung hatte, wer er war, habe ich ihn verhext.«
    Oh, Gott. »Womit?«
    »Gummibeine.«
    Edger verfügten über zahlreiche Talente. Die Fähigkeit, jemanden zu verhexen, war keine seltene Gabe, dafür aber eine der wirkungsvollsten. Je älter jemand war, desto stärker wirkte der Fluch. Daher besaßen die Alten im Edge das Monopol auf Flüche und wurden mit Neulingen erst warm, wenn diese ein gewisses Alter erreicht hatten, das für manche Familien im Edge so um die siebzig lag.
    Für die meisten Flüche gab es keine Heilung. Das Opfer musste den Fluch entweder selbst lösen oder den Dingen ihren Lauf lassen. Gelang es dem Opfer, den Fluch zu lösen, fiel der Zauber auf den Urheber zurück. Und während man sich noch mit den Konsequenzen herumschlug, tauchte der stinksaure ehedem Verhexte womöglich mit seinem Lieblingsgewehr bei einem auf, um einen als Zielscheibe zu missbrauchen. Hatte ein

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