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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dastehen und mit traurigem Gesicht zusehen, wie Sie mit Ihrem Drachen zu neuen Abenteuern und Frauen entschweben. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und wenn Sie mal wieder in der Gegend wären, würden Sie auf eine schnelle Nummer bei mir reinschauen, weil Sie genau wüssten, dass ihre unglaublichen Fähigkeiten im Bett mich verdorben haben und kein anderer Mann Sie jemals würde ersetzen können. Und in zwanzig Jahren wären Sie noch genau derselbe wie jetzt, würden immer noch einen draufmachen, zum Ruhm von Adrianglia und um Ihren Rachedurst zu stillen, Menschen über den Tisch ziehen, während ich geduldig darauf warte, dass Sie sich wieder mal bei mir blicken lassen. Nein, vielen Dank.«
    Kaldar starrte sie an. Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
    Sie beugte sich vor, wippte auf und ab, um auf Augenhöhe mit ihm zu gelangen. »Sie würden mir das Herz brechen. Das wissen wir beide. Warum vergessen wir dieses Gespräch jetzt, wo die Karten offen auf dem Tisch liegen, nicht einfach? Sie gehen wieder in Ihr Zimmer, und morgen flirten und lachen wir dann wieder zusammen, als wäre nichts gewesen.«
    Er stand einfach nur da.
    »Schön. Sie wollen es auf diese Weise, gut, so geht es natürlich auch. Sagen Sie mir, ob ich mich irre. Sagen Sie mir, dass Sie es sich nicht vorgestellt haben, und sehen Sie zu, dass Sie wenigstens einmal im Leben nicht lügen.«
    Kaldar kam näher. Mit dunklen Augen. »Ich habe mir vorgestellt, dass du gerne ein bisschen Spaß hättest, bevor du in dein altes, verplempertes Leben zurückkehrst. Du bist klug, begabt, du siehst toll aus, und alles, was du daraus machst, ist, schmutzige Fotos von Ehebrechern zu knipsen und mit Versicherungsbetrügern zu flirten. Soll das schon alles gewesen sein, Audrey? Ist es das, was du immer wolltest?«
    Sie zuckte zurück.
    »Du hast ja recht«, fuhr Kaldar fort. »Wenn das alles vorbei ist, entschwebe ich mit einem Drachen, während du dein stumpfsinniges Leben wieder aufnimmst und alles unterdrückst, was dich ausmacht. Ich bin vielleicht weder verheiratet noch vertrauenswürdig, aber was ich tue, ist wichtig, und ich bin gut in meinem Job.«
    »Was ich mache, ist auch wichtig!«
    »Für wen? Jeder kann tun, was du tust, Audrey. Klar, du bist die Beste, du hast so viel Talent und Erfahrung, dass keiner mit dir mithalten kann. Du spielst an einem Tisch mit lauter Blinden mit gezinkten Karten. Ist es das? Fürchtest du dich vor Konkurrenz? Hast du Angst, herauszufinden, wie gut du wirklich bist? Ich jedenfalls kenne niemanden, der besser wäre.«
    »Sie gehen jetzt besser.«
    »Oh, klar, ich gehe, keine Sorge. Lass dir meine Worte durch den Kopf gehen. Du bist die geborene Diebin, Schwindlerin, die Typen aussticht, die man in ihre Schranken weisen muss. Stattdessen lässt du deine Seele verdorren. Du sagst, du willst Ehrlichkeit. Warum bist du in die Pyramide von Ptah eingestiegen? Warum hast du, als ich dir vorgeschlagen habe, gegen die Hand und die Barone im Edge zu kämpfen, weniger als zehn Minuten gebraucht, um dich darauf einzulassen?«
    Damit drehte er sich um und ging aus dem Zimmer.
    Klickend fiel die Tür ins Schloss.
    Audrey warf sich aufs Bett. Das hatte mal gesagt werden müssen. Natürlich. Immerhin ein Wunder, dass sie es so lange in einem Zimmer miteinander ausgehalten hatten. Die meisten Schwindler rannten davon, wenn sie sich ertappt fühlten, und weder sie noch Kaldar bildeten die Ausnahme dieser Regel. Audrey starrte die Tür an. Sie wollte, dass sie aufflog. Dass er in ihr Zimmer stürzte, sie packte, küsste und ihr seine Liebe beteuerte. So eine dumme Kleinmädchenfantasie, und doch saß sie verzweifelt da und starrte die Zimmertür an.
    Sie hatte recht. Alles, was sie gesagt hatte, traf auf den Punkt zu. Sie hatte gewusst, dass sie diesem Abenteuer sicherheitshalber bei der ersten Gelegenheit den Rücken hätte kehren müssen. Als sie in dem überdeutlichen Bewusstsein von Kaldars Gegenwart hinter ihr den Hang zum Haus des Gnoms erklommen hatte, war ihre diese Möglichkeit auch tatsächlich in den Sinn gekommen. Trotzdem war sie geblieben. Weil es richtig war, weil jede Wendung und jede neue Herausforderung sie mit Vorfreude erfüllt hatte. Sie war geblieben, weil sie sich darum scherte, was aus Gaston, Jack und George werden würde. Und weil die Nähe zu Kaldar sie träumen ließ.
    Audrey hatte keine Ahnung, was sie machen sollte, wenn erst mal alles vorbei war. Ins Broken konnte sie nicht zurück. Auf eine verdrehte Weise hatten

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