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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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interessiert.«
    »Der Marschall ist lediglich beiläufig interessiert, seine Frau allerdings ist fasziniert von den Geschichten über Ihre hervorragende Sammlung.«
    Morell zog die Augenbrauen hoch. »Hm.«
    »Ein Mann vom Format des Marschalls hält es womöglich nicht unbedingt für klug, zuzugeben, dass er sich für den Erwerb von Kunstwerken außerhalb seines Reiches interessiert.« Übersetzung: Der Marschall kann sich nicht dabei erwischen lassen, Hehlerware auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. »Dafür liebt er seine Gattin abgöttisch für ihren ausgesuchten Geschmack.«
    »Ich verstehe. Und Sie assistieren ihm.«
    Kaldar deutete eine Verbeugung an. »Ich tue nur, was mein Herr mich zu tun heißt. Was wäre ich für ein Angestellter, wenn ich einer Aufgabe, die mein Herr mir stellt, nicht gewachsen wäre?«
    Morell nickte. »Ihr Pflichtbewusstsein ist aller Ehren wert. Die Einladung, die Sie vorgelegt haben, galt für Magdalene Moonflower, die mich hasst. Ich habe sie zum Spaß eingeladen, um sie zu ärgern.«
    Das Gespräch führte nun auf einem schmalen Steg über geschmolzene Lava. »Wie kurzsichtig von ihr«, meinte Kaldar.
    »Ich habe Nachforschungen angestellt. Wie es scheint, sind Magdalene einige Missgeschicke unterlaufen, und sie hat beschlossen, sich, sagen wir, zur Ruhe zu setzen, anstatt sich davonjagen zu lassen.«
    »Was für ein Unglück.«
    »In der Tat.« Morell grinste. »Anscheinend ist jemand äußerst überraschend in ihre Büroräume eingebrochen. Ihre Wachen wurden außer Gefecht gesetzt, sie selbst wurde angeschossen. Ein sehr sauberer, professioneller Schuss. Es entstand kein größerer Schaden, aber das System ist natürlich schockiert.«
    »Natürlich.«
    »Sie sind ein sehr tüchtiger Mann, Master Brossard.«
    »Ich bin ein einfacher Hauslehrer.«
    »Davon bin ich überzeugt. Die Sorte Hauslehrer, die man mit zwei Kindern in die kalifornische Wildnis schickt, die die meisten nur in Begleitung von einem Dutzend Bewaffneter bereisen.«
    »Wir haben einen Burschen dabei«, sagte Kaldar.
    Morell lachte. »Ich denke, wir werden ausgezeichnet miteinander auskommen, Master Brossard. Bitte, genießen Sie die Erfrischungen.«

14
    Die Erfrischungen bestanden aus winzigen Dingen auf Toast. Audrey stibitzte eines auf dem Weg zu ihren Plätzen und knabberte daran. Irgendein Fisch. Gemeinsam mit Cerise nahm sie Platz. Wie ein grimmiger Wachposten bezog William hinter ihnen Stellung.
    Vor ihnen erstreckte sich der eckige Saal. Kunstvolle Schnitzereien in weichem, hellem, glänzend lackierten Stein schmückten die Wände. Die braunen Fliesen bedeckte ein großer Seidenteppich. In komplexen Kristallkaskaden ergoss sich der riesige Kronleuchter von der Decke, anstelle von Glühbirnen erstrahlten die Kristalle selbst in sanftem Licht. An den Wänden standen Stühle, immer drei oder vier zusammen. Ein mit den Kringeln und Schnörkeln des Weird verzierter Mahagonitisch in der Mitte trug zahlreiche Servierteller. Diener in pastellfarbenen, türkisen Uniformen liefen mit zusätzlichen Platten durch den Raum. An den Türen standen Bewaffnete: riesige Vikinger, samt und sonders über zwei Meter groß, mit Muskeln wie Bullen. Sie beobachteten die Menge wie Wölfe auf der Suche nach einem verletzten Schaf. Keiner verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Es war, als hätte Morell die Verteidiger der Universität von Nebraska entführt, sie die Ausbildung der Marines durchlaufen lassen und ihnen Riesenmesser in die Hand gedrückt, um damit Leute in Stücke zu hacken. Um alles noch schlimmer zu machen, hielten die Texas-Scharfschützen mit ihren Musketierhüten die Galerie besetzt. Eine falsche Bewegung, und sie würde mit einer Kugel im Kopf zu Boden gehen. Der einzige Vorteil war, dass sie ihren Tod nicht mehr spüren würde.
    Cerise beugte sich zu ihr. »Wie geht es Ihnen?«
    »Besser, danke.«
    Morell de Braose kam zu ihnen. Er hielt sich gerade, nicht arrogant, vielleicht nicht einmal unfreundlich, sondern selbstgewiss wie ein großartiger König, der sein Reich betrachtete. Aber seine Augen verrieten die Wahrheit. In unbeobachteten Momenten blickten seine Iriden kalt. Er würde ohne zu zögern und ohne Bedauern töten.
    »Wie geht es Ihrer Reisegefährtin?«, fragte Morell.
    »Ich fürchte, sie hält sich nur für mich so tapfer.« Cerise drückte ihr freundlich die Hand. William schenkte de Braose einen garstigen Blick. Morell lächelte. »Lassen Sie es mich wissen, wenn ich Ihnen Ihren Aufenthalt angenehmer

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