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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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lächelte ihn an.
    Der Mann wandte sich ab.
    Audrey ließ Luft ab.
    »Was für ein gut aussehender, netter Bursche«, murmelte Kaldar.
    Gut aussehend, ja, wenn man auf dunkle, gefährliche Typen stand. Aber nett? Sicher nicht.
    Hinten rechts, in einer gemütlich gepolsterten Sitzgruppe, unterbrachen drei Frauen ihre Diskussion durch gelegentliches Luftschnappen. Klar, die jüngeren Männer und die lauten Frauen waren nur Dekoration. Die Hauptakteure hielten die Saalmitte besetzt. Anscheinend ein Quartett aus Halsabschneidern.
    Die Jungen wandten sich geschmeidig nach links und näherten sich den jüngeren Männern. Kaldar führte Audrey ebenfalls nach links und brummte: »Gehen Sie bitte zu der Dunkelhaarigen neben dem Knaben mit dem Buch und sagen Sie ihr: Tante Murid lässt grüßen.«
    Audrey ließ Kaldars Hand los und machte sich auf den Weg. Jack drehte sich um und verfolgte, wo sie hinging. Es überlief ihn eiskalt. Am anderen Ende des Saales stand neben einem Mann mit einem Buch … Cerise.
    Er sah sich weiter um und entdeckte William, der ihn über das Burgen-und-Ritter-Brettspiel auf dem Tisch vor ihm finster anstarrte.
    George sah Cerise ebenfalls und blieb wie angewurzelt stehen.
    Kaldar wandte sich ab, verbarg seine linke Flanke und schob ihn mit der linken Hand behutsam vorwärts. »Geh weiter.«
    Jack fand seine Sprache wieder. »Aber das –«
    »Geh weiter.«
    »Wir sind tot«, erwiderte George. »Wir sind so was von tot.«
    Langsam kamen sie weiter voran.
    Mache ich einen Knicks, oder mache ich keinen Knicks ? Verbeuge ich mich ?
    Dafür würde sie Kaldar umbringen.
    Rechts gesellte sich eine jüngere Frau knicksend zu den Kichernden, Atemlosen in der Sitzgruppe. Okay. Also knicksen.
    Audrey setzte ein strahlendes Lächeln auf und knickste vor der Frau mit den dunklen Haaren. »Mylady?«
    Die Frau warf ihr einen Blick zu. »Ja?«
    »Tante Murid lässt grüßen.«
    Die Frau starrte sie an. Dann hob sie den Blick und entdeckte Kaldar. Ihre Augen wurden groß wie Untertassen.
    Komm zu dir , drängte Audrey sie stumm. Komm zu dir, ich habe nämlich keinen Schimmer, was ich als Nächstes tun soll .
    Da erwachte die Frau aus ihrer Schockstarre. »Ah! Also lässt sie endlich von sich hören. Und Sie sind auch wieder wohlauf? Geht es Ihnen besser?«
    »Ja, Mylady.«
    »Aber Sie sehen aus, als hätten Sie Fieber. Würden Sie uns einen Augenblick entschuldigen, Francis?«
    Der junge Mann blinzelte, schob seine Brille die Nase hinauf. »Aber, Mylady, das Gedicht ist doch noch nicht zu Ende …«
    »Wir lesen später weiter. Das ist meine Reisegefährtin, und seit wir gelandet sind, musste sie das Bett hüten. Ich vermute, sie ist zu früh aufgestanden.«
    »Vielleicht könnte ich helfen«, griff der junge Mann nach dem Strohhalm. »Meine Studien in …«
    »Danke, Francis, aber es handelt sich um ein Frauenleiden«, sagte die Frau.
    »Oh.«
    »Entschuldigen Sie uns.« Damit nahm die Frau Audreys Hand. Sie packte zu wie mit einer Stahlklammer. »Gehen wir frische Luft schnappen.«
    Die Frau ging zu den offen stehenden Balkontüren. Audrey beeilte sich, mit ihr Schritt zu halten. Sie betraten den Balkon, der sich weit über den Burghof erstreckte. Die Frau lief weiter, bis sie vor dem reich verzierten weißen Geländer anhielten. Dort schob sie die Hand in ihren Ärmel und zog ein kleines, an eine Glühbirne erinnerndes Metallgerät daraus hervor. Audrey hatte so etwas schon mal gesehen – es handelte sich um die Miniaturausgabe des Apparates, mit dessen Hilfe Kaldar den Bericht des Spiegels entziffert hatte. Die Frau stellte das Ding aufs Balkongeländer und schaltete es ein. Leise klickend öffnete sich das Gerät, in dessen Inneren eine kleine gläserne Blume mit undurchsichtigen Blütenblättern aufblühte. Die Frau blickte darauf und allmählich wurden die Blütenblätter durchsichtig.
    Sie beugte sich zu Audrey und zischte wütend. »Was soll das werden?«
    »Wir schleichen uns rein«, flüsterte Audrey zurück.
    »Psst«, machte die Frau. »Nicht Sie.«
    Die Spange in Audreys Haar summte leise. » Mein Job «, flüsterte Kaldars Stimme.
    »Wieso sind die Kinder hier?«
    » Das ist eine lange Geschichte .«
    »Du hast die Jungs in de Braoses Burg mitgeschleppt. Hast du den Verstand verloren?«
    »Ja«, teilte Audrey ihr mit. »Hat er.«
    » Was für ein Mangel an Vertrauen «, flüsterte Kaldar.
    »Wenn den Kindern irgendetwas zustößt, bringe ich dich um. Und wenn nicht ich, dann William.«
    » Leere

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