Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
ihr in einem Sessel nieder und schob ihren Blütenapparat unter den nächsten Strauch. William war im Speisesaal zurückgeblieben, der von Morell mitgeschickte Wächter bezog außerhalb Hörweite Stellung an der Tür.
Wie durch Zauberhand erschien ein Diener, stellte einen eisgekühlten Krug Limonade sowie zwei Gläser auf einen Tisch vor ihnen, verbeugte sich zweimal und wartete.
»Danke, wir bedienen uns selbst. Sie können gehen«, erklärte Cerise.
Der Diener ging.
Cerise sah ihm nach. »Haben Sie bemerkt, wie er geht? Ein ausgebildeter Kämpfer. Morells Angestellte sind fast alle gut in Form. In einem Haushalt dieser Größe sieht man normalerweise alles Mögliche: Einer ist fett, der andere klein, aber, nein, die meisten hier machen den Eindruck, als würden sie jeden Tag stundenlang trainieren.«
Audrey warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Keine Sorge, der Dämpfer ist eingeschaltet. Selbst wenn wir mit magischen Mitteln belauscht werden, wird keiner mehr als Gemurmel hören, solange wir nicht zu laut sprechen.«
Ein blauer Vogel flatterte durchs Fenster herein und ließ sich auf der Begrenzungsmauer nieder.
»Das wurde auch Zeit, George.«
»Die Burg ist riesig«, ließ sich von einem Punkt über dem Vogel leise Georges Stimme vernehmen.
Cerise goss zwei Gläser Limonade ein. »Ihr hattet genaue Anweisungen von William. Ihr solltet nichts weiter tun, als euch bis zu unserer Rückkehr von Schwierigkeiten fernhalten. Was macht ihr bei Kaldar?«
Sie ließ ein Päckchen aus dem Ärmel gleiten und hielt es behutsam über das erste Glas. Ein weißes Pulver rieselte in die Limonade. Cerise beobachtete, wie es auf den Boden sank, dann schob sie Audrey das Glas hin. »Kein Gift.«
»Wir dachten, es wäre am besten, wenn wir uns vom Haus entfernen«, antwortete George.
»Aha.«
»Dann haben wir uns auf Kaldars Flugdrachen versteckt. Er hat uns erst entdeckt, als wir schon in Kalifornien waren.«
»Und auf diese glänzende Weise wolltet ihr Schwierigkeiten vermeiden?«
»Wir dachten zuerst, es wäre eine gute Idee.«
»Ja? Welcher Teil?«, wollte Cerise wissen. »Der Teil, in dem ihr auf Kollisionskurs mit der Hand gegangen seid, oder der, in dem ihr das Leben eines Spiegel-Agenten dermaßen durcheinandergebracht habt, dass sein Einsatz darüber zu scheitern drohte?«
Der Vogel blieb stumm.
»Oder der Teil, in dem euer Schwager die Nerven verliert und meinen Cousin wegen Kindesentführung drankriegen will?«
»Das würde Declan nie machen«, meinte George, klang jedoch zögerlich.
»Von Jack hätte ich so was erwartet«, sagte Cerise. »Er kriegt manchmal den Tunnelblick, obwohl das selbst für ihn ein bisschen zu weit geht. Aber du weißt es besser.«
Der Vogel begann, sich unter einem Flügel zu putzen.
Cerise seufzte. »Wissen Declan und Rose, wo ihr seid?«
»Mittlerweile schon, nehme ich an.«
»Wieso?«
»Lark sollte es ihnen sagen.«
»Dann habt ihr sogar meine Schwester in diesen Schlamassel mit hineingezogen.« Cerise schüttelte den Kopf. »Jack wirkt ruhiger. Gab es ein Blutvergießen?«
»Ja.«
»Schlimm?«
»Überhaupt nicht.«
»Es war schrecklich«, warf Audrey ein. »Es hörte überhaupt nicht mehr auf, und am Schluss hat er geheult.«
Cerise seufzte wieder. »Wir sind noch nicht fertig miteinander. Und gegenüber Rose nehme ich euch auch nicht in Schutz.«
»Klar«, nickte George.
»Lass den Vogel bitte hier, damit ich Verbindung aufnehmen kann, wenn ich dich brauche.« Cerise wandte sich Audrey zu, schob die Unterlippe vor und ließ ordentlich Luft ab. »Hi.«
»Hi.«
»Irgendwann werden William und ich Kinder haben. Und auf so was kann ich mich jetzt schon mal freuen.«
»Gruselig«, bekräftigte Audrey.
Cerise grinste. Gewieft. »Ich kann es kaum erwarten.«
Audrey fand ihre Vermutungen bestätigt. Alle Mars hatten einen Knall.
Cerise nahm einen winzigen Schluck Limonade. »Jack hat echt geweint?«
»Ja.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir alles von Anfang an zu erzählen?«
Eine Viertelstunde später hatte Cerise ihre Limonade fast ausgetrunken. »Diese Jungs sind der Hammer. Daheim wird man ihnen die Hölle heiß machen, aber Declan und Rose werden auch stolz auf sie sein. Und mal ehrlich, wie alt ist George, 14? In meiner Familie haben die meisten in dem Alter Blut geleckt.«
Gewalttätige, psychopathische Sumpfbewohner. Ja, und genau da kommt auch Kaldar her. Das erklärt so manches .
»Und Kaldar, ich meine, die Sache mit dem Prediger ist doch
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