Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
ausgehängte Kiefer einer Schlange. Gaston hielt ihn umklammert. Audrey ließ sich neben ihnen nieder und stieß dem Jäger immer wieder den bluttriefenden Dolch in den Hals.
Hinter ihnen Geschrei, Gebrüll, Gewehrschüsse und aufeinanderkrachender Stahl.
Killians Kopf fiel zur Seite. Audrey kam hoch, blutig, und stürzte an seine Bettstatt. »Lebst du noch?«
»Wie geht’s dir, Liebes?«
»Super! Richtig klasse.« Sie schnitt seine Fesseln durch und hielt ihm eine Münze vor die Nase. »Wetten, du überlebst, Liebling?«
Ha, lustig . »Ich wette, dass ich heil hier rauskomme.«
Sie drückte ihm die Münze in die Hand. In einer willkommenen Welle durchfloss ihn Magie, und ihm ging auf, dass er sich in der Wirklichkeit aufhielt.
»Hast du, verdammt noch mal, den Verstand verloren, Audrey. Was zum Teufel machst du hier?«
»Dich retten. Pack ihn.«
Gaston hievte ihn über seine Schulter. Der mit Kaldars Arm verbundene Schlauch zerrte an der Nadel in seiner Blutbahn. Er fluchte.
Audrey zog ihm die Nadel aus dem Arm. Dann riss sie eine Granate aus ihrem Gürtel, aktivierte sie und rollte sie gegen die Wand. Gaston ging hinter dem Bett in Deckung.
Die Wand explodierte, Staub wallte durch die Luft. Kaldar hustete und spürte, wie ihn jemand hochhob. Gaston duckte sich durch die in die Wand gesprengte Öffnung und spurtete los. Kaldar, der über Gastons Schulter baumelte, sah Audrey zwischen Trümmern auftauchen. Sie lief ihnen nach, hinter ihr dräute dunkel die Ruine, über der der Mond aufging.
Er wurde gerettet. Endlich begriff er es. Sie war gekommen, um ihn zu retten.
Gaston sprang. Kaldar sah unter sich den Erdboden verschwinden und kapierte, dass sie über einem Abgrund segelten. Sie stürzten und krachten in die Kabine ihres Flugdrachens. Sein erschöpfter Körper protestierte gegen die Schmerzen. Audrey landete neben ihm. Er war in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen.
Als der Drache in die Kurve ging, fächelte ihm Wind ins Gesicht. Die Kabine schloss sich.
Der Flugdrache legte sich auf die Seite. Kisten und Koffer polterten über den Kabinenboden auf sie zu.
»Jack!«, brüllte Gaston. »Pass auf, wo du hinfliegst!«
Gaston rappelte sich auf und stürmte in die Kanzel.
Der Drache richtete sich auf.
»Wenn das hier vorbei ist, musst du mich heiraten«, teilte Audrey ihm mit.
Kaldar lachte.
»Grins nicht so spitzbübisch. Keine Chance, dass ich mich nach alledem mit einer Nummer im Heu abfinde. Ich will ein Hochzeitskleid, eine Riesenfeier, mit allem Drum und Dran.«
»Natürlich heirate ich dich, Dummkopf.«
Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Mit nassen Wangen. Er schmeckte Tränen. »Ich liebe dich«, erklärte sie ihm.
Kaldar straffte sich und schaffte es, seine Arme um sie zu schlingen. »Ich liebe dich auch.«
Epilog
Der Flugdrache landete auf dem Rasen vor dem Haus. Durch die Windschutzscheibe der Kanzel erkannte George jede Einzelheit von Camarine Manor, sogar Declan und Rose, die nebeneinander auf dem Treppenabsatz vor dem Eingang standen.
Glücklich sahen sie jedoch nicht aus.
»Nur Mut.« Kaldar umklammerte Georges Schulter. Nach dem erheblichen Blutverlust war er noch wackelig auf den Beinen. Er ging zwar selbst, aber nicht sehr sicher.
Jack, der neben ihm saß, schluckte.
George wäre lieber woanders gewesen. Dann stellte er sich vor, er würde den Tag einfach vorspulen, bis er die Standpauke bereits hinter sich hätte. Aber nichts davon kam ihm realistisch vor.
Gaston öffnete die Kabinentür.
Kaldar stieg aus. Hinter ihm Audrey.
»Kommt.« Mit einer Kopfbewegung wies Gaston auf die Tür.
Nun war er an der Reihe.
George zwang sich, aufzustehen und die Kabine zu verlassen. Jack folgte ihm mit seinem Kätzchen im Arm. Kaldar erwartete sie an der Kabinentür.
Declan und Rose blickten unheimlich ruhig.
»Geht«, soufflierte Kaldar.
George begann, den Rasen zu überqueren. Er verspürte den äußerst kindischen Drang, jemandes Hand zu nehmen.
»Wir sind tot«, murmelte Jack neben ihm.
»Das sagst du oft«, bemerkte George.
»Aber diesmal stimmt’s.«
»Hoffentlich nicht«, sagte Kaldar, der neben Audrey marschierte, hinter ihnen.
»Warum machst du dir Sorgen?«, fragte George.
»Würdest du dir keine Sorgen machen, wenn du die Mündel des Marschalls der Südprovinzen entführt hättest und beinahe für ihr Ableben verantwortlich gewesen wärst?«
»So furchteinflößend sehen die gar nicht aus«, meinte Audrey, während sie Declan und
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