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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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würde zu sehr darauf abfahren.
    Helena öffnete eine Phiole, fuhr damit über den Rand des Teströhrchens und ließ einige Körnchen eines weißen Pulvers in das Blut rieseln. Dann schüttelte sie das Röhrchen vorsichtig. Anschließend wandte sie sich dem Tisch zu, schob es in ein Holzgestell, setzte sich zu ihm und stützte sich mit beiden Armen auf die Rückenlehne.
    »Meine Mutter ist eine Närrin«, begann sie. »Sie hat keinen Sinn fürs Geschäft oder für Pflichterfüllung. Sie betreibt weder eine Wissenschaft noch widmet sie sich einer Kunst. Aber mein Vater glaubt, dass sie durch ihre bloße Existenz die Welt verbessert. Ich habe keinen von beiden jemals gemocht. Aber zu meinem Onkel habe ich immer aufgeblickt.«
    »Spider«, sagte Kaldar.
    Helena nickte. »Ein fantastischer Mann. Er hat mich gelehrt, was Einsatzbereitschaft, Disziplin, Ehre bedeuten. Er wollte nicht, dass ich mich der Hand anschließe, und hat mich sogar auf die Schwarze Liste gesetzt.« Sie lächelte. »Er sprach von einem harten Leben und wollte, dass ich einen anderen Weg einschlage. Ich habe es versucht, aber nicht sehr ernsthaft. Schließlich überquerte ich das Meer und wurde stattdessen ein Hund.«
    »Warum der Aufwand?«
    »Weil das meine Berufung ist. Man sollte sein Leben zum Wohle anderer führen und nicht selbstsüchtig nach Genüssen streben, die man nur dem Zufall der Geburt verdankt. Ein Stammbaum bringt gewisse Verpflichtungen mit sich. Wir alle sind sowohl unserem Namen als auch unserem Land verpflichtet.«
    »Bewundernswert«, sagte Kaldar. »Reden Sie sich das vor oder nach einem Massaker an wehrlosen Menschen immer ein?«
    »Ich gehöre zu den Hunden des Goldenen Throns. Ich massakriere keine Wehrlosen. Die sind nicht meine Gehaltsklasse. Ich bekomme es gewöhnlich mit fähigen Gegnern zu tun.«
    »Wie mit dem Spitzenkämpfer Alex Callahan, der so dicht war, dass er sich kaum an den eigenen Namen erinnern konnte?«
    »Ein unvermeidliches Opfer. Er war Abfall, und Abfall muss man hin und wieder entsorgen. Ist es wahr, dass Sie seine Schwester lieben.«
    »Ja.«
    »Meinen Sie, dass sie Ihre Liebe erwidert?«
    »Ja.«
    »Und Ihre Cousine? Die liebt Sie doch auch, oder?«
    Darauf sagte er nichts.
    »Ihr Abgang ist bedauerlich. Hätte ich gewusst, dass sie in der Burg ist, wäre die Sache anders ausgegangen.«
    »Was wollen Sie?« Kaldar hatte jetzt genug.
    »Mein Onkel ist an den Rollstuhl gefesselt. Ich möchte ihm helfen, da wieder herauszukommen.«
    »Ihr Onkel ist ein Scheißkerl, der hilflose Frauen foltert und Kinder meuchelt. Er hat verdient, was er gekriegt hat.«
    Wieder lächelte Helena. Ihre Stimme klang vergnügt, beinah glücklich. »Mein Onkel gehört zu den Großen des Reiches. Sie sind nur wertloses Ungeziefer, nicht wert, unter seinem Absatz zermalmt zu werden.«
    Kaldar zeigte ihr die Zähne. »Wenn ich hier herauskomme, bringe ich ihn um und schicke Ihnen seinen Kopf per Post.«
    »Ich habe die Aufzeichnungen Ihres Großvaters gelesen«, sagte Helena. »Ich weiß alles über die Kiste, die er erfunden hat. Ein wunderbarer Apparat, nicht wahr? So machtvoll, dass sie jeden Körper regeneriert, solange noch eine Spur Leben in ihm ist.«
    »Die Kiste wurde verbrannt«, teilte er ihr mit, ohne die Zufriedenheit aus seiner Stimme verbannen zu können. »Ich war dabei.« Sie hatten sie verbrannt, um zu verhindern, dass sie jemals Spider in die Hände fiel. Und er weinte ihr keine Träne nach.
    »Ihr Großvater war ein kluger Mann«, meinte Helena. »Wir haben sein Tagebuch genau studiert, jeden Brief gelesen. Bedauerlicherweise können wir die Kiste nicht nachbauen. Aber als wir sie untersuchten, fiel uns eine interessante Einzelheit auf. An der Stelle, wo er von dem Schwein, dem Kalb und Ihrer lieben Cousine spricht, die er alle versuchsweise in die Kiste gesteckt hat, weist er darauf hin, dass alle drei etwas gemeinsam hatten. Alle mussten eine scheußliche Mixtur trinken, angeblich ein Tee gegen Ohrenschmerzen. Sie haben auch davon getrunken, nicht wahr, Kaldar?«
    »Nein.« Dabei erinnerte er sich an dieses widerliche Gebräu, als habe er es erst gestern geschluckt. Er hatte das Zeug gehasst, es aber trotzdem ungefähr zwei Monate lang trinken müssen, weil die Erwachsenen es so gewollt hatten.
    Sie schüttelte den Kopf. »Doch, das haben Sie. Sie sollten sich mal fragen, weshalb Ihr Großvater sie damit gequält hat. Schließlich verfolgte er mit dem Tee nur einen einzigen Zweck – er sollte Sie auf die

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