Land der Sehnsucht (German Edition)
Geschichten gleichzeitig unterhaltsam und interessant, obwohl sie im Moment jedes köstliche französische Croissant gegen ein heißes Bad und einen Moment ohne die ständigen Stimmen und neugierigen Blicke eingetauscht hätte.
Der Gedanke an das süße Gebäck ihrer Heimat erinnerte sie daran, dass sie seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte. Das Essen, das entlang der Postkutschenstrecke angeboten wurde, hatte nach nichts geschmeckt. Es war entweder halbroh oder verkocht gewesen und zum Genuss ungeeignet. Das beschrieb fast alle Mahlzeiten, seit sie der Zivilisation im Osten den Rücken gekehrt hatte. Ihr Magen hatte bestimmt vergessen, was für ein Gefühl es war, voll und zufrieden zu sein.
Véronique klappte ihren Sonnenschirm zusammen und betrat die Hotellobby. Dankbar stellte sie fest, dass das Gebäude sauber und ordentlich aussah. Die Möbel waren einfach, aber geschmackvoll zusammengestellt, eine willkommene Abwechslung zu den Gasthäusern, in denen sie unterwegs abgestiegen waren.
Ein junges Mädchen kam aus einer Seitentür neben der Empfangstheke. Ihre Arme waren mit gefalteter Bettwäsche beladen, und aus ihrem konzentrierten Gesichtsausdruck schloss Véronique, dass sie sich voll und ganz ihrer Arbeit widmete. Mit ihr zog ein köstlicher Geruch nach frisch gebackenem Brot durch die Lobby. Véronique lief beim Gedanken an eine warme Scheibe Brot, die mit Butter bestrichen war und mit frischen Beeren und Sahne serviert wurde, das Wasser im Mund zusammen. Sie und ihre Mutter hatten das abends oft gemeinsam genossen.
Sie berührte die Kamee an ihrem Hals, ein Geschenk von ihrem Vater an ihre Mutter, und sie spürte, wie sich ihr Brustkorb vor Heimweh zusammenzog.
In diesem Moment drehte sich die junge Frau um und grinste sie an. „Guten Tag, Madam. Willkommen im Baird and Smith Hotel. Was kann ich für Sie tun?“
Véronique erwiderte das Lächeln, starrte sie aber unwillkürlich an. Die makellose Haut des Mädchens und ihre langen, schwarzen Haare und veilchenblauen Augen bildeten eine faszinierende Kombination. Hier in diesem unzivilisierten Land eine solche Etikette anzutreffen, ganz zu schweigen von der Anmut und Schönheit dieses Mädchens, überraschte sie. Sie war in den vornehmsten Häusern in Paris und von älteren, weitaus erfahreneren Bediensteten schon deutlich weniger herzlich begrüßt worden. Sie trat an die Empfangstheke. „Ich hätte bitte gern ein Zimmer. Meine Aufenthaltsdauer ist noch unbestimmt.“
Es folgte eine lange Pause, die zweifellos auf ihren unerwarteten Akzent zurückzuführen war.
Das Mädchen erholte sich jedoch schnell von seiner Überraschung. „Natürlich, Madam. Wir haben mehrere Zimmer frei und freuen uns, Sie als Gast begrüßen zu dürfen. Sie können gern bleiben, solange Sie möchten.“ Das Mädchen konnte nicht älter als dreizehn oder vierzehn sein, aber ihre reife Stimme und ihr erwachsenes Auftreten ließ sie älter wirken. Véronique mochte sie auf Anhieb. „Möchten Sie lieber ein Zimmer im Erdgeschoss oder eines in einem höheren Stockwerk?“
Véronique entdeckte einen leichten Anflug von eingeübter Förmlichkeit in der Stimme des Mädchens, woraus sie schloss, dass sie gerne für älter gehalten werden wollte. Véronique lächelte. Wie gut sie diesen Wunsch verstand! In ihr regte sich Abenteuerlust, und sie zog fragend eine Braue in die Höhe. „Ich vertraue Ihrer Empfehlung, Mademoiselle.“
Das bescherte ihr ein weiteres Grinsen. „Dann überlasse ich Ihnen mit dem größten Vergnügen Zimmer Nummer 308.“
Obwohl sie sich innerlich wand, lächelte Véronique. Sie hätte wissen müssen, dass es im obersten Stockwerk lag.
Das Mädchen notierte die Zimmernummer im Gästebuch, dann drehte sie das in Leder gebundene Buch herum und zeigte ihr, wo sie unterschreiben sollte. „Es ist ein Eckzimmer. Es ist das schönste Zimmer im ganzen Hotel, das Ihnen die beste Aussicht auf Willow Springs bietet. Sie können sogar den Sonnenuntergang über den Bergen sehen, wenn Sie sich ein wenig aus dem Fenster beugen.“
Als sie diesen Vorschlag hörte, verstärkte Véronique ihren Griff um die Feder.
Das Mädchen hob seine schlanken Schultern und ließ sie wieder sinken. „Und es kostet keinen Cent mehr als die anderen Zimmer.“ Sie nannte den Preis für das Zimmer, einschließlich Frühstück, das im Restaurant rechts neben der Lobby serviert wurde.
„Das ist sehr schön. Danke.“ Véronique unterschrieb im Gästebuch und ließ die Spalte
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