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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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und Véroniques Interesse wuchs noch mehr.
    Monsieur Colbys Stimme wurde leiser. Er sprach weiter, und der andere Mann legte Colby eine Hand auf die Schulter und nickte. Offensichtlich hatte Monsieur Colby einen Mann getroffen, den er gut kannte und dem er vertraute. Das sprach sehr für diesen Mann.
    Als sie hörte, dass hinter ihr eine Tür geöffnet wurde, drehte sich Véronique um.
    „Ich habe Ihren Schlüssel und habe veranlasst, dass Wasser für Ihr Bad auf dem Ofen aufgeheizt wird, Mademoiselle Girard.“ Lilly trat zu ihr ans Fenster.
    „Danke, Lilly.“ Véronique deutete in die Richtung von Bertram Colby und seinem Freund. „Was weißt du über den Mann, der da steht?“
    „Mr Colby? Jeder kennt …“
    „Non, non, Entschuldigung“, flüsterte Véronique. „Mr Colbys Bekanntschaft habe ich bereits gemacht. Ich meinte den anderen Herrn.“
    Lilly schüttelte den Kopf. „Diesen Mann habe ich hier noch nie gesehen.“ Ein verschmitztes Grinsen zog über ihr hübsches Gesicht. „Und ich denke, ich würde mich an ihn erinnern. Er sieht ganz passabel aus, nicht wahr?“
    Obwohl sie mit Lillys Formulierung nicht vertraut war, verstand Véronique ihren Tonfall und stimmte ihr von ganzem Herzen zu, auch wenn sie das bestimmt nicht laut zugeben würde. Sie stieß Lilly sanft an und lächelte verspielt. „Wie kommt es, dass dir so etwas auffällt, ma Chérie? Dieser Mann ist viel zu alt für dich.“
    Lilly sah sie unschuldig an. „Oh, ich habe nicht von mir gesprochen, Mademoiselle Girard.“ Ein leichtes Funkeln trat in ihre Augen, als sie sich umdrehte. „Ich habe versucht, ihn mit Ihren Augen zu sehen.“
    Véronique schmunzelte und warf einen letzten Blick aus dem Fenster, bevor sie sich umdrehte und dem Mädchen nach oben folgte. Sie fühlte sich an ihrem ersten Tag in Willow Springs wohler, als sie erwartet hätte, da ihr die eigentliche Reise ja noch bevorstand. „Ich denke, es wäre klug, dich genau im Auge zu behalten, Lilly Carlson. Du bist zwar noch jung, aber du bist bestimmt kein Kind mehr.“
    Gedanken an Christophe drängten sich ihr auf und waren von Erinnerungen an zu Hause begleitet. Die Sehnsucht nach Paris war nie weit weg, egal, wie viele Kilometer sie von ihrem besten Freund trennten oder vom Haus der Marchands und von allem, was ihr vertraut und bekannt war.
    In diesem Moment staunte sie über die plötzliche und unerwartete Beziehung zu diesem Ort hier und zu dem Vater, den sie nie wirklich gekannt hatte. Sie dachte an die Briefe, die ihre Mutter von Pierre Gustave Girard bekommen hatte, und besonders an einen bestimmten Brief, in dem er ihnen mitgeteilt hatte, dass er kein Pelzjäger mehr war, sondern Bergarbeiter. „Die Flüsse und Bäche bringen nicht mehr genug für meine Fallen, aber der Bergbau in diesen großen Bergen verspricht eine gute Zukunft. Viele haben schon ein Vermögen gemacht, und ich hoffe, dass ich auch bald Erfolg habe.“ In einem späteren Brief hatte er seinen neuen Beruf beschrieben. Seinen Worten hatte sie entnommen, dass er diese Arbeit sorgfältig ausgewählt hatte. Und obwohl sie damals noch ein junges Mädchen gewesen war, verstand Véronique instinktiv, dass der Bergbau eine gefährliche Sache war.
    Der Umschlag des Briefes, der zusammen mit den anderen ganz unten in ihren Koffern lag, trug einen Stempel mit dem Namen dieser Stadt, und ein Datum, das fast zwanzig Jahre zurücklag. Aber würde die Reise zurück zum Ursprung dieses Briefes sich als fruchtbarer erweisen als die vielen Jahre des Wartens, die sie und ihre Mutter hinter sich hatten?
    Lilly erreichte das zweite Stockwerk und wandte sich dem linken Gang zu.
    Da sie in ihre Gedanken versunken gewesen war, bemerkte Véronique es erst jetzt: Das Mädchen hatte einen ungleichmäßigen Gang. Véronique blieb auf dem Absatz des zweiten Stocks kurz stehen und ihr Blick fiel auf die Stelle, wo Lillys Kleid sich um ihre Knöchel legte. Die Sohle ihres rechten Stiefels war deutlich dicker als die linke und auf einer Seite stark abgenutzt. Lilly gelang angesichts dieser Behinderung ein ziemlich gleichmäßiger Gang, aber sie konnte das Humpeln nicht vollkommen verbergen. Und auch nicht die Metallschiene, die den Absatz ihres Stiefels umschloss und an ihrem Bein nach oben führte.
    Daraus, dass das Mädchen das Gesicht kurz verzog, schloss Véronique, dass die Treppe ihr Mühe bereitete.
    Lilly blieb an der vorletzten Tür auf der rechten Seite stehen, und Véronique folgte ihrem Beispiel. Sie hätte

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