Land meiner Träume collin1
Unwissenheit blamiere oder in Verlegenheit bringe? Ein Klopfen an der Tür, gefolgt von der Stimme eines Mädchens, das ihr Bescheid sagte, ihr Bad sei jetzt bereit, erlöste Meggan aus ihrer Panik. Sie öffnete die Tür und sah ein molliges Mädchen von etwa dreizehn Jahren vor sich stehen, ein Kopftuch um den Kopf und eine Schürze um die Taille. Sie war offensichtlich irgendwo im Haus mit Putzen beschäftigt gewesen. »Du musst Alice sein.« »Ja, Madam. Man hat mir gesagt, ich soll Sie fragen, ob Sie Hilfe brauchen.« Plötzlich strich Alice mit der Hand über die Vorderseite ihrer Schürze, und ihr Blick schien irgendwo kurz über dem Saum von Meggans Rock zu haften. Überrascht ging Meggan der Gedanke durch den Kopf, dass das Mädchen genauso unsicher war, ob und wie sie Meggan helfen sollte, wie Meggan darüber, wie man die Hilfe eines Dienstmädchens in Anspruch nahm. »Vielen Dank, Alice. Es ist nicht nötig, dass du bleibst. Du kannst zurück an deine Arbeit gehen.« »Ja, Madam.« Das Mädchen eilte davon, und Meggan, deren Gleichgewicht wiederhergestellt war, schaute noch einmal in den Spiegel. Du bist nicht mehr Meggan Collins, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, du bist jetzt Mrs. David Westoby. Du hast ihn wegen der Sicherheit geheiratet und wegen der Aussicht auf eine Karriere als Sängerin. Sei dankbar, mein Mädchen, dass er bereit war, dich zu nehmen, auch in dem Wissen, dass du ihn nicht liebst. Sie hatte großes Glück mit der Ehelichung eines so freundlichen und rücksichtsvollen Gentleman. Jetzt musste sie ihren Teil des Handels einhalten. Meggan hatte sich selbst auch ein Versprechen gegeben. Wenn David nach seinem Recht als Ehemann fragte, würde sie es ihm nicht verwehren. Meggan sah ihren Mann erst wieder, als sie am späten Nachmittag nach unten ging. Sie hatte ausgepackt und ihre Kleider weggehängt, ihre wenigen persönlichen Besitztümer im Raum verteilt und lange in der Badewanne gesessen, wo sie, zu ihrer Überraschung, eingeschlafen war. Spürbar erfrischt, zog sie sich an, bürstete sich die Haare und drehte sie zu einem verschlungenen Knoten. Als sie ihr Zimmer verließ, lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihr Leben trat in eine neue Phase. Die erste war ihre Kindheit in Cornwall gewesen, gefolgt von der Jugend in Burra und den glücklichen Jahren in Grasslands. Jetzt war sie eine verheiratete Frau, die bald in die Gesellschaft von Adelaide eingeführt werden würde. Vor ihr schien wie ein Leuchtfeuer die Erfüllung ihres Traums auf. In ein oder zwei Jahren, hatte David gesagt, wenn sie ein wenig mehr Vortragserfahrung gewonnen hatte, wollte er mit ihr nach Italien reisen, wo sie bei den besten Lehrern der Welt Gesang studieren konnte. Meggan war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Am späten Nachmittag ging das Paar am Ufer des Torrens River spazieren. Zwischen ihnen herrschte kaum Schweigen, sie fanden immer ein Gespr?chsthema. Und wenn sie in Schweigen verfielen, dann war es ein geselliges Schweigen. Beim Abendessen erkl?rte David ihr, dass er sich am n?chsten Vormittag um verschiedene gesch?ftliche Angelegenheiten werde k?mmern m?ssen. »Es tut mir leid, dass ich dich so rasch allein lassen muss, meine Liebe. Bis du Freundinnen gefunden hast, möchte ich nicht, dass du dich einsam fühlst.« »Ich habe mich in meiner eigenen Gesellschaft noch nie gelangweilt, David. Ich werde die Zeit damit verbringen, alle Einzelheiten deines Heims kennenzulernen …« »Unseres Heims.« Meggan lächelte. »… und meine Position gegenüber Mrs. Mills festigen.« »Ist das notwendig?« Wieder lächelte Meggan. »Ich denke, wir müssen einen Status quo finden. Ich bin schließlich nur eine junge Frau ohne jegliche Erfahrung, wie man einen Haushalt führt. Mrs. Mills ist eine erfahrene Haushälterin.« »Bald wirst du dich mit allem wohl fühlen. Und morgen Abend gehe ich mit dir zu Madame Marietta. Sie benutzt keinen anderen Namen. Ich glaube, sie hat einst in den großen Opernhäusern Europas gesungen. Wie es sie nach Adelaide verschlagen hat, weiß ich nicht. Sie ist eine etwas exzentrische Person. Ich bin mir sicher, du wirst sie mögen.«
Als David am nächsten Morgen das Haus verlassen hatte, um in sein Kontor zu gehen, begab Meggan sich in die Küche. Sie hatte beschlossen, den direkten Weg zu wählen. »Mrs. Mills, ich weiß nicht, ob Mr. Westoby Ihnen etwas über meinen Hintergrund erzählt hat.« »Nein, Madam.« »Dann möchte ich es Ihnen, um jegliche Missverständnisse zwischen
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