Land meiner Träume collin1
Lebens noch miterleben. Der Blick aus dem anderen Fenster ging auf Bäume und auf das dahinter fast ganz verborgene Dach des Nachbarhauses. Sie wandte sich von diesem Ausblick ab und ging langsam im Zimmer herum, berührte Dinge, bewunderte die Verzierungen und Gemälde, die das Gefühl der Scheu noch verstärkten. Vor dem dreiteiligen Spiegel blieb sie stehen, um ihr Ebenbild zu betrachten. Die junge Frau, die sie sah, war dieselbe, die stets ihren Blick erwidert hatte. Nichts hatte sich verändert, bis auf den goldenen Ring, der ihr vor zwei Tagen an den Ringfinger gesteckt worden war. Seltsam, dass dieses kleine Schmuckstück dafür sorgen konnte, dass sie sich so anders fühlte.
Joanna zuliebe war die Eheschließung in der methodistischen Kirche in Burra begangen worden. Die einzigen Anwesenden waren ihre Eltern, Mr. und Mrs. Heilbuth, die ihre Trauzeugen waren, und die Zwillinge gewesen. Meggan konnte sich sehr deutlich an jeden Augenblick des Tages erinnern. Sie war in ihrem alten Bett im Cottage der Eltern früh aufgewacht. Eine Weile hatte sie nur dagelegen, und ihre Gedanken waren zwangsläufig zu Con gewandert. Ihre Liebe zu ihm war nicht verblasst und würde auch nie verblassen. Und ihr zukünftiger Ehemann würde nie erfahren, dass ihr Herz bereits an einen anderen Mann vergeben war. Das hatte sie sich geschworen, bevor sie David Westobys Heiratsantrag angenommen hatte. Sie war von Natur aus nicht labil und hielt auch nicht in vergeblicher Hoffnung an etwas fest, was sie nicht haben konnte. Wenn sie das Kleid anzog, das im Schrank hing, und dann am Arm ihres Vaters die Kirche betrat, würde auf ihrem Gesicht ein Lächeln sein für den Mann, dessen Frau sie werden würde. Als sie sah, mit wie viel Stolz David sie anschaute, wurde sie ganz bescheiden vor Dankbarkeit. Die Heilbuths hatten ihr das Hochzeitskleid aus wei?em Bar?ge geschenkt, dessen drei R?cke mit feiner Spitze ges?umt waren. Ihr viereckiger T?llschleier wurde von einem Kranz aus wei?en Satinrosen an Ort und Stelle gehalten. Sie sprach ihren Schwur mit klarer Stimme, unterzeichnete das Kirchenbuch mit sicherer Hand. Sie war ? fast ? gl?cklich. Nach der Zeremonie gingen sie alle zu Fuß zum Burra Hotel, um ein Festmahl einzunehmen. Henry hatte darauf bestanden, es zu bezahlen, und das Angebot seines zukünftigen Schwiegersohns, für die Kosten aufzukommen, vom Tisch gewischt. Dann war es auch schon Zeit, ein Reisekleid anzuziehen und die Mietkutsche zu besteigen, die sie nach Adelaide bringen würde. Sarah weinte, als Meggan sie zum Abschied küsste. Barney hielt ihr stoisch die Hand hin, doch als Meggan sich bückte, um ihn zu umarmen, weinte er genauso heftig wie seine Schwester. Auch Meggan hatte Tränen in den Augen. »Wir werden uns wiedersehen. Ihr könnt uns in Adelaide besuchen, oder wir besuchen euch in Grasslands. Ich bin nicht weit weg.« Mrs. Heilbuth umarmte sie wie eine Tochter. »Werden Sie glücklich, meine Liebe, auch wenn wir Sie sehr vermissen werden.« Meggan wusste, auch ohne viele Worte, dass Mrs. Heilbuth immer für sie da sein würde, falls Meggan je eine verständnisvolle Zuhörerin brauchte. Als sie ihre Mutter umarmte, war Meggan überrascht, wie fest die sie hielt, auch wenn sie sich nie besonders nahegestanden hatten. An der Schulter ihres Vaters vergoss sie Tränen. »Ich werde dich vermissen, Pa.« »Na, na, Kind, du hast doch selbst gesagt, Adelaide ist gar nicht so weit weg. Nicht so weit wie deine Brüder.« Das Fehlen ihrer Brüder hatte den einzigen kleinen Schatten über Meggans Tag geworfen. »Ich hätte mir so gewünscht, sie dabeizuhaben, besonders Will.« »Ja, er wäre sicher gerne bei deiner Hochzeit dabei gewesen. Du hast dir einen guten Mann zum Ehemann gewählt, mein Liebes.« »Ich weiß, Pa. Ich weiß.« Dann sagte David, sie müssten sich auf den Weg machen. Meggan lehnte sich aus dem Fenster und winkte, bis die Kutsche um die Ecke in die Commercial Road bog und die hundert Meilen weite Reise nach Adelaide begann.
Meggan hob die Hand, um ihren Ehering anzuschauen. Plötzlich überfiel sie eine ganz unerwartete Panik. Ich bin die Tochter eines Bergmanns, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. Was mache ich hier, in diesem prächtigen Haus, verheiratet mit einem Mann, den ich kaum kenne? Ich habe keine Ahnung, wie ich mich als Herrin dieses Hauses verhalten soll. Alles, was ich kann, ist, anständig zu sprechen und eine Tasse Tee einzuschenken. Was ist, wenn ich ihn mit meiner gesellschaftlichen
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