Land meiner Träume collin1
vernünftig darüber reden.« Jane rieb sich den rechten Unterarm. Sie war gegen eine Frisierkommode gestürzt und würde bestimmt eine Beule bekommen. »Ich will nicht hier weg. Ich kann nirgendwo hin.« Anne wandte Jane den Rücken zu, stemmte die Hände in die Hüften und trat ihrer Mutter gegenüber. »Wenn du sie nicht wegschickst, gehe ich. Ich kann immer zu Meggan gehen.« »Sei nicht so dramatisch, Anne. Ich rede heute Abend mit deinem Vater. Dann entscheiden wir, was zu tun ist.« »Ich verstehe, wie du dich fühlst, Anne. Jane, ich denke, du solltest ins Gästezimmer ziehen. Anne kann mit mir kommen, und du kannst deine Sachen jetzt rüberbringen. Ich schlage auch vor, du bleibst im Zimmer, bis die Angelegenheit geklärt ist.« Selbst wenn unsere Rollen umgekehrt wären, sinnierte Jane bitter, wäre ich wahrscheinlich trotzdem die, die ins andere Zimmer ziehen müsste. Selbst wenn Anne mir verzeiht, kann ich nicht bleiben, aber wohin soll ich? Was wird aus meinem Leben? Ich bin wie eine weiße Frau erzogen worden, doch selbst wenn meine Haut weiß wäre, wäre ich eine unverheiratete Frau mit einem Kind. Den ganzen Nachmittag über und während ihres einsamen Abendessens quälte sich Jane, um eine Lösung für ihr Dilemma zu finden. Immer wieder ging sie in dem kleinen Zimmer auf und ab und sprach ihre Gedanken laut aus. Oft lag sie auf dem Bett, starrte an die Decke und wollte nicht nachdenken, brachte ihren Geist aber nicht zur Ruhe. Erst um neun Uhr am Abend kam Mary Winton in Janes Zimmer. Als Jane die Besorgnis und die Traurigkeit in der Miene ihrer Adoptivmutter sah, floh sie schluchzend in ihre Arme. Sie sah, dass Mary Winton sie liebte und großen Schmerz empfand. »Bitte verzeih mir, Mama. Ich wollte niemandem wehtun.« »Liebe Jane, das weiß ich. Bitte beruhige dich, damit wir darüber reden können, was zu tun ist.« Jane schniefte und suchte ein Taschentuch, um sich die Nase zu putzen und die Augen zu wischen. »Ich muss weg.« »Wir wollen dich nicht wegschicken, Jane. Ich möchte, dass du mir genau erzählst, wie es passiert ist. Anne ist außer sich vor Wut. Sie behauptet, du hättest James verführt.« »Ich war durcheinander. Ich brauchte jemanden, der mich trösten konnte.« In einer Flut von Worten erzählte Jane von den ganzen Demütigungen und der Wut und dem Schmerz in der Zeit in Adelaide, wo sie doch nichts anderes wollte, denn als Mensch akzeptiert und nicht wegen ihrer Ethnie abgewiesen zu werden. »Was soll ich machen, Mama? Ich bin weder eine Weiße noch eine Schwarze. Was für eine Zukunft habe ich?« »Deine Zukunft ist hier bei uns, bei deiner Familie. Ich habe dir gesagt, dass wir dich nicht wegschicken.« »Was ist mit Anne? Ich glaube nicht, dass sie mir so leicht verzeiht.« »Ich gebe zu, dass die Beziehung zwischen euch schwierig werden wird. Aber nur für einige Wochen. Dein Papa und ich haben beschlossen, Anne nach Adelaide zu schicken. Anne schreibt ihrer Freundin Meggan, ob sie bei ihr wohnen kann. Adam kann den Brief morgen mitnehmen. Mit ein wenig Glück findet Anne einen besseren Mann, den sie lieben und heiraten kann. Dann wird sie bereit sein, dir zu verzeihen.« Nachdem ihre gequälten Gedanken so beruhigt worden waren, ging Jane zu Bett und schlief fast sofort ein. Sie hörte weder, wie die Zimmertür geöffnet wurde, noch die leisen Schritte über den Boden, bis sich eine Hand über ihren Mund legte und sie entsetzt aufwachte. Joshuas Gesicht schwebte begehrlich über ihr. »Ich will nur mit dir reden«, sagte er. »Du schreist nicht, oder?« Jane schüttelte den Kopf. Joshua nahm die Hand weg, beugte sich aber weiter über sie. Jane beobachtete ihn misstrauisch und schob sich im Bett so weit nach hinten, wie sie konnte. Joshua streichelte ihr mit der Hand, die er von ihrem Mund genommen hatte, über die Wange. Jane zuckte zusammen. »Arme Jane. Ich habe gehört, du hast dich in Schwierigkeiten gebracht. Weißt du, ich bin sehr enttäuscht von dir. Du hast Anne wehgetan, und das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich hätte dir gegeben, was du wolltest, wenn du mich nur gefragt hättest.« »Ich hätte dich nie gefragt. Ich mag dich nicht, Joshua.« »Zu schade, denn ich mag dich, Jane. Aber das Problem ist, verstehst du, dass ich jetzt sehr w?tend auf dich bin, weil ich nicht der Erste war, der dich hatte.? Er schob die Hand von ihrer Wange den Hals hinunter, wo sie nahe ihrer Brust verweilte. »Wenn du nicht gehst, schreie ich.« Selbst da hatte sie noch
Weitere Kostenlose Bücher